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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal
Autoren: Simon R. Green
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Pflanzen unterschiedliche Grade an Bewusstsein
aufwiesen und ständig miteinander in Fehde lagen (von der
Brunftzeit abgesehen). Trotzdem zogen sich alle Stacheln und
Dornen zurück, als Tobias Mond vorbeikam. Er war ihr einziger echter Geliebter und Freund, der Einzige in der Missionsstation, der eine mentale Verbindung zu dem einzelnen Riesenbewusstsein herstellen konnte, das vom Ökosystem des gesamten Planeten erzeugt wurde: dem Roten Hirn. Das hätte
eigentlich gereicht, um praktisch jedermann zu Kopfe zu steigen, aber Mond war ein Hadenmann und ein Überlebender des Labyrinths des Wahnsinns , und so wurde er spielend damit
fertig. Falls er überhaupt darüber nachdachte, betrachtete er
sich als Gärtner, wenn auch in etwas größerem Maßstab als
üblich. Zur Zeit überwachte er das Fällen von Bäumen, die als
Bauholz für die Reparaturen an der Missionsstation dringend
benötigt wurden. Das Rote Hirn hatte der Gemeinschaft der
Menschen erlaubt, sich das Nötige zu nehmen, und gab sich
Mühe, die Arbeiten zu erleichtern, indem es die gefährlichere
und hinderlichere Vegetation aus dem betroffenen Gebiet zurückzog. Mond kümmerte sich so weit wie möglich um die
Arbeiten, nur um Missverständnisse zu vermeiden, aber bislang
lief alles glatt. Er besprach sich mit dem Roten Hirn, erteilte
die Befehle, welche Bäume gefällt werden sollten, und Schwester Marion wanderte steifbeinig hin und her und achtete darauf, dass diese Anweisungen buchstabengetreu befolgt wurden.
Niemand legte sich mit Schwester Marion an. Sie war eine Ruhmreiche Schwester , eine Kriegernonne und völlige Psychopathin, und ihre stockdürre Gestalt tauchte scheinbar überall
zugleich auf. In ihrem langen schwarzen, in Fetzen hängenden
Kleid und den smaragdgrünen Abendhandschuhen gab sie eine
formidable Erscheinung ab und war sich dessen bewusst. Das
Gesicht war unter grellweißem Makeup versteckt, wovon sich
das Wangenrouge und die grünen Lippen abhoben. Dem Ganzen die Krone auf setzte ein hoher schwarzer Hexenhut, komplett mit flatternden Purpurbannern. Wo immer sich einer der
Leprakranken mal von der Arbeit drückte oder gar davonstahl,
um sich irgendwo in Ruhe hinzusetzen und heimlich eine zu
rauchen, da dauerte es nur Sekunden, bis Schwester Marions
heisere Stimme ihm ins Ohr plärrte und ihn mit schrecklichen
Flüchen und Lästerungen zurück an die Arbeit scheuchte. Irgendwie klang das umso überzeugender, als es von einer Nonne kam.
    Viel Zeit und harte Arbeit waren nötig, um die großen, dikken Bäume zu fällen, und der ständige Regen machte alles
noch schlimmer. Trotzdem krachten die großen dunklen
Stämme langsam und regelmäßig zu Boden. Niemand wusste,
ob die Grendels oder Hadenmänner vielleicht wieder auftauchten, aber allen war klar, dass sie sich viel sicherer fühlen würden, wenn erst mal die Station wieder aufgebaut war. Und so
plagten sich die Leprakranken Tag für Tag im strömenden Regen. Die Äste mit den roten Blättern wurden mühselig weggeschnitten, und dann rückte die Vegetation der Umgebung heran
und besorgte den Transport der schweren Stämme dorthin, wo
sie gebraucht wurden. Das Rote Hirn zeigte sich fast mitleiderregend bemüht, seinen neuen Freunden behilflich zu sein. Es
war so furchtbar lange allein gewesen, bis Mond den Kontakt
herstellte.
    Owen bahnte sich seinen Weg durch den scharlach- und purpurroten Dschungel und gesellte sich zu Mond. Owen wirkte
konzentriert und nachdenklich und schien den strömenden Regen nicht einmal zu bemerken. Die Leprakranken nickten und
verneigten sich, wenn er vorbeiging, und blickten ihm anschließend nach. Neue Kraft und Entschlossenheit zeigten sich
in ihm, und das spürten sie. Mond spürte es ebenfalls. Er musterte Owen mit den schwach leuchtenden goldenen Augen und
zog eine Braue hoch.
»Irgendein Schiff ist also unterwegs?«
»Kurz und präzise, Tobias. Trifft morgen früh hier ein. Ihr
    müsst mir einen Gefallen tun.«
»Falls ich kann. Was schwebt Euch vor?«
»Kehrt durch den Dschungel zur Absturzstelle der Sonnenschreiter II zurück, baut den Hyperraumantrieb aus und
bringt ihn her.«
    Mond senkte die Braue und dachte nach. »Habt Ihr eine
Verwendung für einen ausgebauten Hyperraumantrieb?«
»O ja! Die Sonnenschreiter II war mit dem neuen Antrieb aus
der Produktion der Fremdwesen ausgestattet. Egal in welches
Schiff ich ihn einbaue, es wird danach eines der schnellsten
Schiffe im Imperium sein. Und ich brauche
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