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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi
Autoren: emons Verlag
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ich sterben
werde, weiß ich im Übrigen nicht. Aber das wissen schließlich die wenigsten
Menschen. Woran stirbt man unverhofft mit einundvierzig Jahren? Ein Herzinfarkt
wäre möglich, ist zur Zeit aktuell bei den Fünfunddreißig- bis
Fünfundvierzigjährigen. Zumindest, wenn man den Zeitschriften der
Krankenkassen, die als freundlicher kostenloser Service ins Haus flattern,
Glauben schenken kann. Darin finden sich Informationen über allerlei
Krankheiten, von denen ich niemals geahnt hätte, dass sie mir wie auf den Leib
geschneidert sind.
    Zum Beispiel
dachte ich bislang, mein linker Arm täte mir vom Tennisspielen weh, aber nach
der spannenden Lektüre meiner Servicezeitschrift weiß ich, dass es auch ein
Anzeichen für einen drohenden Herzinfarkt sein könnte. Kopfschmerzen bekommt
man schon mal häufiger, weil die Büroarbeit nicht gut für die Nackenmuskulatur
ist oder den Augen zu viel zugemutet wird. Aber als informierter Kunde meiner
Krankenkasse nehme ich nicht mehr unbeschwert eine Paracetamol, sondern mache
mir Sorgen über ein Aneurisma im Gehirn, das zu platzen droht und mich entweder
schwachsinnig oder tot der Fürsorge meiner Verwandtschaft überlässt. Und wie
schön man in diesen Illustrierten auf das nahende Alter vorbereitet wird.
Bilder von lächelnden, sporttreibenden alten Menschen präsentieren sich neben
Artikeln über Blasenschwäche, Darmkrebs und Altersdemenz. Nun denn, ich kann
nun die schlimmsten Artikel unbeschwert lesen. Vier Tage, so schnell kann keine
Demenz fortschreiten, um mich noch zu beeinträchtigen.
    Vielleicht werde
ich umgebracht. Ein interessanter Gedanke. Da fühlt man sich gleich richtig
wichtig. Sie müssen sich mal vorstellen, welche Anstrengungen ein Mörder
unternimmt, um jemanden vom Leben in den Tod zu befördern. Mir wäre es
jedenfalls lieber, jemand arbeitet richtig daran, um mich loszuwerden, als wenn
ich beispielsweise aufgrund unvorsichtigen oder dummen Verhaltens im Kanal
ertrinken würde. Im Münsteraner Kanal ertrinken regelmäßig Menschen, meistens,
weil sie ihre Hunde retten wollen, die sie vorher mit einem Stöckchenwurf
selbst hineingelockt haben. Wenn man in Münster nicht gerade studiert, hat man
zwei Kinder und einen Hund. Mitunter gibt es auch Studenten, die zwei Kinder
und einen Hund haben, da wird das Klischee dann doppelt bedient. Allerdings
gibt es auch noch eine Gruppe distinguierter, kultivierter Senioren, welche die
Wirtschaft aufrechterhalten und die zahlreichen Kirchen aufsuchen. Und alle
werden älter als ich, dachte ich, und sah einen Unfall voraus, im Auto oder auf
dem Fahrrad. Eines war jedenfalls sicher, ich sollte in vier Tagen sterben.
    Dessen gewiss bin
ich mir seit einem bestimmten Ereignis, ja, eigentlich gab es sogar mehrere
Hinweise.
    Als
alleinstehendem Mann stehen mir die Wochenende in unausgefüllter Herrlichkeit
zur Verfügung. Keine Verpflichtungen, außer ein paar Einladungen oder hier und
da mal eine Lesung, bei der ich erscheinen muss, ansonsten Ruhe, freie
Zeiteinteilung und endlos duschen, ohne dass jemand an die Badezimmertür
hämmert.
    Eine
Universitätsstadt wie Münster ist kulturell auf einem beachtlichen Stand und
trotz katholischer Prägung und traditioneller Familienstrukturen von
interessanten Singles bewohnt. Wenn ich also in den Fängen einer beginnenden
Beziehung stecke, kann ich wunderbare Arrangements zu zweit kreieren, mit allem
Drum und Dran, und doch wieder unbelastet in meine Wohnung zurückkehren. Aber
den Punkt mit der Bindungsunfähigkeit hatten wir bereits.
    Vor Kurzem lag ein
freies Wochenende vor mir, und ich entschloss mich zu einem Kurztrip ans Meer.
Von Münster aus ist man in gut drei Stunden am Strand. Ich wollte mir eine
Übernachtung gönnen und fuhr also am Samstagmorgen los, ohne Frühstück. Auf
diese Mahlzeit wollte ich mich während der Autofahrt freuen und sie auf einer
Terrasse am Strand genießen. Im Gegensatz zu einem Freitagnachmittag kam man
samstags in der Früh recht gut in den Norden; kein Stau hielt mich auf, und ich
war nach zwei Stunden und fünfundvierzig Minuten in Norddeich.
    Nach einem
ausgiebigen Frühstück mit frischem Lachs, geräucherter Forelle und einem Obstmüsli
begab ich mich in mein Hotel, um mich in die typische Bekleidung zu werfen, die
einen Strandurlauber von einem Kurgast unterschied. Knielange Shorts, ein grell
orangefarbenes Shirt und Badelatschen oder Flip-Flops. Zur Information für den
unkundigen Leser: Der Kurgast trägt eine Art
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