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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit
Autoren: D Koontz
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reichten. Selbst durch die verstaubten Scheiben hindurch war der Blick so überwältigend, dass Mitch begriff, weshalb Turnbridge im Angesicht dieses Panoramas hatte sterben wollen.
    »In Ordnung. Ich bin da.«
    »Wende dich nach links und durchquere den Raum«, sagte der Entführer. »Dort geht es weiter in einen kleineren Salon.«
    Türen waren noch nirgendwo eingehängt worden. Die Türflügel, die diese beiden Räume trennten, hätten fast drei Meter hoch sein müssen, um die Öffnung auszufüllen.
    Als Mitch den Salon erreicht hatte, von dem sich ein gleichermaßen spektakulärer Blick bot, sagte die Stimme im Telefon: »Direkt gegenüber der Tür, durch die du gerade gekommen
bist, siehst du eine weitere breite Türöffnung, und links von dir ist ein schmalerer Durchgang.«
    »Stimmt.«
    »Dieser Durchgang führt zu einem Flur, auf dem du an mehreren Räumen vorbeikommst, bis er in der Küche endet. Dort ist Holly. Geh aber nicht in ihre Nähe.«
    Mitch hielt bereits durch den Raum auf die genannte Tür zu. »Wieso nicht?«, fragte er.
    »Weil ich die Regeln aufstelle. Sie ist an ein Rohr gekettet, und ich habe den Schlüssel. Gleich hinter der Tür bleibst du stehen.«
    Je länger Mitch dem Flur folgte, desto weiter schien dessen Ende sich zu entfernen, doch er wusste, dass dieser Teleskopeffekt psychologischer Natur sein musste. Er konnte es keine Sekunde mehr erwarten, Holly zu sehen.
    Um die Räume, an denen er vorbeikam, kümmerte er sich nicht, obwohl sich dort vielleicht irgendwo sein Gegner verbarg. Das war ihm egal.
    Als er die Küche betrat, fiel sein Blick sofort auf Holly. Sein Herz machte einen Sprung, sein Mund wurde trocken. Alles, was er durchgemacht hatte, jeder Schmerz, den er ertragen hatte, alles Schreckliche, das er getan hatte, in diesem Augenblick hatte es sich gelohnt.

66
    Weil der Mann mit den weißen Händen gegen Ende des Telefongesprächs in die Küche gekommen ist und sich neben Holly gestellt hat, hört sie, wie er die letzten Anweisungen gibt.
    Sie hält den Atem an und lauscht auf nahende Schritte. Als sie Mitch kommen hört, schießen ihr fast Tränen in die Augen, doch sie blinzelt sie weg.
    Einen Moment später betritt Mitch den Raum. Unendlich zärtlich sagt er ihren Namen. Ihr Mann.
    Bisher hat sie mit vor der Brust verschränkten Armen dagestanden, die Fäuste in den Achselhöhlen.
    Nun lässt sie die Arme sinken und die Fäuste an ihrer Seite hängen.
    Der Entführer, der eine gefährlich aussehende Pistole gezogen hat, konzentriert sich nur auf Mitch. »Die Arme gerade ausstrecken wie Vogelflügel!«, befiehlt er.
    Mitch gehorcht. In seiner rechten Hand baumelt ein weißer Müllbeutel.
    Seine Kleider sind schmutzig, das Haar ist vom Wind zerzaust, und sein Gesicht hat alle Farbe verloren. Er ist wunderschön.
    »Komm langsam näher«, sagt der Entführer.
    Wie befohlen, nähert sich Mitch, bis er in fünf Metern Entfernung gesagt bekommt, er solle stehen bleiben.
    Als er das getan hat, sagt der Entführer: »Leg den Beutel auf den Boden.«
    Mitch setzt den Beutel langsam auf dem staubigen Steinfußboden
ab. Der Beutel sinkt etwas in sich zusammen, ohne sich zu öffnen.
    Die Pistole auf Mitch gerichtet, sagt der Entführer: »Ich will das Geld sehen. Knie dich vor den Beutel.«
    Holly schaudert es davor, Mitch knien zu sehen. Das ist die Körperhaltung, die der Henker sein Opfer einnehmen lässt, bevor er ihm den Gnadenstoß versetzt.
    Sie muss handeln, spürt jedoch, dass die Zeit dafür noch nicht ganz reif ist. Wenn sie ihren Plan zu früh ausführt, scheitert er womöglich. Der Instinkt sagt ihr, dass sie warten muss, obwohl ihr das unheimlich schwerfällt, wenn Mitch auf den Knien liegt.
    »Zeig mir das Geld«, sagt der Entführer. Nun hat er die Pistole mit beiden Händen ergriffen. Ein Finger liegt am Abzug.
    Mitch öffnet den Beutel und holt ein in Plastikfolie gewickeltes Geldbündel hervor. Er reißt ein Ende der Folie ab und blättert mit dem Daumen die Scheine durch.
    »Die Schuldverschreibungen?«, fragt der Entführer.
    Mitch lässt das Geld in den Beutel fallen.
    Der Entführer spannt alle Muskeln an und schiebt die Pistole ein Stück weiter vorwärts, während Mitch wieder in den Beutel greift. Selbst als nur ein großer Umschlag zum Vorschein kommt, entspannt er sich nicht.
    Aus dem Umschlag zieht Mitch ein halbes Dutzend offiziell aussehende Zertifikate. Er streckt dem Entführer eines zum Lesen hin.
    »In Ordnung. Steck das Zeug in den Umschlag
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