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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde
Autoren: James Patterson
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ihr Unwesen trieben. Zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehörte es, ihren Feinden die Gliedmaßen abzuschneiden. Und wir waren in einen Krieg mit ihnen geraten.
    Brian sah mich besorgt an. Ich legte einen Arm um seine Schultern. »Sieh mich an, Brian.« Ich deutete auf meine mangelnde Kleidung. »Komme ich dir damit zurechnungsfähig vor? Bis ich so weit bin, halte dich von ihnen fern. Ich kümmere mich darum.«
    Ich war mir nicht sicher, wie ich das anstellen sollte, doch das behielt ich lieber für mich.
    Alle, und ich meine alle, waren wach und erwarteten uns auf der Veranda.
    Irgendein Witzbold aus dem Haus gegenüber rief »miez, miez, miez«, als ich die Stufen hinaufging.
    »Daddy, komm wieder rein!«, befahl Chrissy. »Du kannst doch nicht in Unterhosen draußen rumlaufen.«
    Ich brachte sogar ein Lächeln zustande. »Du hast recht, Chrissy. Das hat Daddy ganz vergessen.«

10
    Am nächsten Morgen verließ ich früh das Haus, um zur Arbeit zu gehen. Was hieß, wenn man am falschen Ende von Queens seinen Urlaub verbringt und nicht im Verkehr stecken bleiben will, mit noch schielendem Blick um halb sechs im Auto zu sitzen.
    Dank der nächtlichen Betonlieferung des Breezy-Point-Begrüßungskomitees hatte ich nicht viel Schlaf gefunden. Meine Jungs waren ziemlich durcheinander, ebenso wie ich, was ich aber nicht zugeben wollte. Flaherty schien wirklich irgendwie verrückt zu sein, und ich wusste mehr als sonst jemand, wozu verrückte Menschen fähig waren.
    Nachdem ich den Vorfall bei der örtlichen Polizei gemeldet hatte, war eine halbe Stunde später ein Streifenwagen aufgetaucht. Wir hatten einen Bericht verfasst, doch sein Tja-äh-Ausdruck hatte mir nicht den Eindruck vermittelt, dass die Suche nach den Schuldigen sehr weit oben auf seiner Aufgabenliste stand. So viel zu professioneller Höflichkeit. Das Beste, was wir tun konnten, war, das Fenster reparieren zu lassen und zu hoffen, dass die Sache damit erledigt sein würde. Bevor ich losfuhr, las ich die neuen Nachrichten auf meinem Telefon und erfuhr, dass unsere morgendliche Besprechung nicht am Hauptsitz des NYPD, am One Police Plaza stattfand, sondern im Amt der neuen, schicken Antiterroreinheit an der Grenze zwischen Brooklyn und Queens. Nun brauchte ich zwar nicht so weit zu fahren, doch mir gefiel nicht, wie rasch der Fall eskalierte. Meine Hoffnung, den Rest meines Urlaubs retten zu können, schrumpfte mit erschreckender Geschwindigkeit.
    Als ich Miriam anrief, schlug sie vor, in der Nähe der Einsatzzentrale zu frühstücken, damit wir uns miteinander abstimmen konnten. Ich traf zuerst ein und sicherte uns einen Platz am Fenster mit der herrlichen Aussicht auf einen Schrottplatz.
    Im Fernseher hinter der Theke lief ein tonloser Bericht über die Bombendrohung. Einer Luftaufnahme von der mit Polizisten umstellten Bibliothek folgte eine andere mit einer ziemlich hübschen Reporterin, die neben einer Absperrung stand.
    Ein Lkw-Fahrer am Nachbartisch funkelte mich an, als ich laut in meine weiße Tasse stöhnte. Ich hatte es kommen sehen: Medienrummel bedeutete Rummel rund ums Rathaus, und das bedeutete, dass er rasch eine bestimmte Richtung einschlagen würde – meine.
    Etwa zehn Minuten später sah ich durchs Fenster, wie meine Chefin Miriam aus ihrem Honda stieg. Mit ihrer Eleganz, ihrer athletischen Figur und ihrem aufreizend ernsten Gesicht wirkte sie eher wie eine reiche Fußballmutti und nicht wie eine Polizistin.
    Obwohl sie mich aus dem Urlaub zurückbeordert hatte, mochte ich meine quirlige neue Chefin. Die Abteilung für Kapitalverbrechen des NYPD zu leiten war ein fast unmögliches Unterfangen. Nicht nur, dass Miriams Kopf ständig auf dem Hackblock lag, sie musste sich auch der Herausforderung stellen, den Respekt und die Loyalität der Elite-Detectives zu gewinnen, die sich oft als Primadonnen aufspielten.
    Doch irgendwie schaffte Miriam, eine ehemalige Luftwaffenpilotin, diesen Spagat mit Intelligenz, Humor und Taktgefühl. Sie stand zwar kompromisslos hinter ihren Leuten, ließ sich aber von keinem etwas gefallen. Leider auch nicht von mir.
    »Wie lautet die heutige Überschrift, mein Sonnenschein?«, fragte meine Chefin, als sie sich setzte.
    »Hm, mal sehen. Ich denke so was wie ›Polizist im Urlaub wird verarscht‹«, antwortete ich.
    »Hey, das kann ich nachvollziehen. Ich war in Cape Cod und habe einen Cocktail geschlürft, als ich angerufen wurde.«
    »Wer war dabei? Jemand, den ich kenne?«, wollte ich wissen.
    »Das verrät
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