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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde
Autoren: James Patterson
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letzten Fall zusammengearbeitet hatte. Seit damals standen wir uns nahe, daher wusste ich, dass sie beim VICAP arbeitete, einer Abteilung, die sich vor allem mit Hilfe einer Datenbank mit so unerfreulichen Dingen wie Mord, Sexualstraftaten und nicht identifizierten menschlichen Resten beschäftigte. Habe gerade von Deiner Leistung beim NYCT Blue gehört. Du arbeitest doch gerne am Wochenende. Leitest du den Bibl.-Bomben-Fall?
    So weit dazu, nichts durchsickern zu lassen. Wie hatte sie so schnell von unserem geheimen, an einem Sonntag stattfindenden Treffen erfahren können? Das musste ihr einer ihrer FBI-Kollegen, der daran teilgenommen hatte, gesteckt haben, vermutete ich. Hatte sie etwa mit einem dieser Biofutter essenden Typen auch privat was?
    Nun, Emily war jedenfalls eine attraktive Dame, der ich ziemlich verbunden war. Für meinen Geschmack nicht verbunden genug, doch ich hatte die Gelegenheit gehabt, nach Abschluss unseres Falls auf dem Rücksitz eines Taxis ihren Lippenstift zu testen. Diese Mühe hatte ich sehr gerne auf mich genommen.
    Als ich jetzt darüber nachdachte, fiel mir der Kuss mit Mary Catherine auf dem vom Mond beleuchteten Strand am Abend zuvor ein. Der war auch ziemlich gut gewesen, musste ich zugeben. Alleinstehend zu sein machte Spaß, konnte mitunter aber auch verwirrend sein.
    Stimmt, tippte ich ein. Mike Bennett, Chef der Bibliotheksbullen.
    Haha, erhielt ich als Rückantwort, als ich in den Fahrstuhl stieg. Habe gehört, Du gehst von einem Alleinunterhalter aus. Wenn Du Unterstützung brauchst, vergiss Deine Kusinen hier in Quantico nicht.
    Küssende Kusinen, dachte ich.
    »Kommen Sie mit, oder bleiben Sie noch?«, fragte mich meine Chefin, als die Fahrstuhltüren im zehnten Stock zur Seite glitten. »Sie sind ja schlimmer als mein Zwölfjähriger.«
    »Ich komme, Mutter«, beeilte ich mich zu sagen und steckte mein Telefon ein, bevor sie es konfiszieren würde.

13
    Berger fuhr, das Haar noch immer nass vom Duschen, mit seinem blauen Mercedes auf dem Cross Bronx Expressway aus Manhattan hinaus. Als er auf dem von Abgasen geschwärzten Geländer einer Überführung eine Möwe entdeckte, blickte er auf dem Armaturenbrett aus poliertem Holz auf das Navigationsgerät. Noch nicht Mittag, und er war fast am Ziel. Es lief genauso, wie er es liebte – seinem Plan immer einen Schritt voraus.
    Er trank einen Schluck von seinem schwarzen Kaffee und stellte den Becher in die Halterung zurück, bevor er den Blinker setzte und die Ausfahrt zur I-95 nach Norden nahm. Kurz darauf fuhr er über die Ausfahrt elf Richtung Norden in die Pelham Bay in der Bronx. Nach etwa zehn Minuten hielt er auf einem leeren Abschnitt der Baychester Avenue. Dort blieb er sitzen und betrachtete die urbane Zerstörung. Unkraut, sogenannte Ghettopalmen, wucherten aus den Rissen im Bürgersteig neben ihm. Weiter entfernt standen Häuser, ein hässliches Wohngebäude neben dem anderen.
    Diese Ansammlung aus baufälligen Hochhäusern wurde Co-op City genannt. Nach dem, was er gelesen hatte, war dieses Viertel das bisher größte Wohnbauprojekt der Vereinigten Staaten – in den 1960er Jahren errichtet auf Sumpfland als progressive Antwort auf New York Citys Wohnproblem der Mittelklasse. Stattdessen wurde Co-op City wie die meisten progressiven Lösungen rasch selbst zum Problem. Berger überlegte, wie diese urbane Einöde im Dezember 1975 ausgesehen haben mochte. Schlimmer, kam er mit einem Kopfschütteln zu dem Schluss.
    Genug von dem Quatsch, dachte er, während er seinen Becher leerte. Er schloss die Augen und verbannte alles aus seinem Kopf bis auf die bevorstehende Aufgabe. Er nahm mehrere langsame Atemzüge wie ein Schauspieler, der hinter der Bühne auf seinen Auftritt wartet.
    Noch immer saß er dort in seine Atemübungen vertieft, als der mit allem Schnickschnack ausgestattete perlgraue Geländewagen, auf den er wartete, etwa zweihundert Meter vor ihm am Straßenrand hielt.
    Eine junge Latinofrau stieg aus. »Was haben wir denn da?«, fragte Berger, nahm das Fernglas vom Beifahrersitz und richtete es auf sie. Sie war etwa fünfzehn oder sechzehn Jahre alt, trug eine übergroße Nicole-Ritchie-Brille, viel Make-up und ein unanständig knappes, gelbes Bikinioberteil zu einer kurzen Jeanshose, die ihre Mutter eindeutig nicht gestattet hatte.
    Berger schlug den Schnellhefter auf, auf dem das Fernglas gelegen hatte, und betrachtete das Foto des Mädchens mit Namen Aida Morales. Sie war es, wie Berger erkannte. Ziel
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