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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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Kalifornien
hierhergezogen. Was wissen Sie über den Patienten?«
    »Kalifornien?«
    Der Sanitäter schaute tatsächlich ein klein wenig enttäuscht drein. Hatte von einer Neuen mit einem Männernamen wahrscheinlich etwas Exotischeres erwartet. Timmie hatte kurz geschnittene, dunkelbraune Haare, irische Haut und blaue Augen, dazu kurze, unlackierte Fingernägel. Sie trug die normale, kastanienbraune Arbeitskleidung, darüber einen weißen Kittel und fantasielose weiße Turnschuhe. Vielleicht ging es dem Kerl ja besser, wenn sie ihm ihr Tattoo zeigte, aber hier war weder die Zeit noch der Ort dafür. Ganz abgesehen davon, dass er kein Mann war, für den sie die Hosen heruntergelassen hätte.
    »Und dann sind Sie hierhergekommen?«, wollte er mit ungläubiger Stimme wissen.
    Timmie grinste. »Und dann bin ich hierhergekommen. Um alles Wissenswerte über diesen Patienten hier zu erfahren.«
    Der Sanitäter erinnerte sich an seine Aufgabe. »Er sagt, er sei schon seit einer Woche krank«, sagte er dann, legte die schweißnassen Hände des Patienten an den Rand des Kübels und verzog sich hastig wieder in Richtung Waschbecken. »Und so, wie sein Wohnwagen ausgesehen hat, wird er den Kübel wohl mehr als einmal bis zum Rand vollmachen.«
    »Timmie Leary-Parker, Leichenbeschauer auf Leitung zwei«, dröhnte die Stimme des Mannes vom Empfang aus den Lautsprechern. »Timmie Leary-Parker.«
    Timmie riss sich das Stethoskop vom Hals und machte sich auf den Weg zu ihrem Patienten. »Das war ja klar, dass der jetzt anruft«, sagte sie zu niemand Bestimmtem. »Na ja, dann muss er eben noch eine Minute warten.«
    »Leary?«, ließ sich ihr Patient unter erneutem Stöhnen
vernehmen und richtete seine wässerigen roten Augen unsicher auf Timmie. »Sie? Irgendwie verwandt mit Joe?«
    Wieso bloß war Timmie angesichts dieser Frage kein bisschen erstaunt? »Ja.«
    Ein schnelles Lächeln. »Wie geht’s ihm?«
    »Prima. Ganz prima.«
    Der Patient nickte und steckte den Kopf zurück in den Eimer. »Gut. Das ist einer, der Joe, das ist …« Er unterbrach sich, um die nächste spektakuläre Fontäne loszuwerden, was keine schönen Auswirkungen auf Timmies Magen hatte. Aber trotzdem legte sie ihm die Blutdruckmessmanschette an.
    »Wie heißen Sie?«, fragte sie.
    »Ist Ellen da?«, jaulte der Patient, anstatt ihre Frage zu beantworten, und seine Stimme hallte in seinem Spuckkübel wider. »Hat sie heute Dienst?«
    »Ellen?«, erwiderte Timmie.
    »Er heißt Mayfield«, sagte der Sanitäter. »Billy Mayfield.«
    »Ellen Mayfield.« Billy jammerte noch ein bisschen heftiger. »Sie arbeitet hier. Sie ist meine Frau.«
    » War seine Frau«, drang es in freudigem Tonfall von der mittlerweile wieder geöffneten Tür her. »Hallo, Billy. Na, ich hab mir schon gedacht, dass du das bist, der da seine Lobgesänge anstimmt. Alles fit im Schritt?«
    Timmie drehte sich erneut um und entdeckte nicht Billys Ex, Ellen, sondern Barb Adkins, die mit einer Dose Mineralwasser zum Nachtisch und einem Grinsen auf dem breiten, gemütlichen Gesicht in der Tür stand.
    Obwohl, eigentlich stand sie gar nicht, sondern hing mit halb geschlossenen Augen und zur Seite geneigtem Kopf da. Sie machte einen trägen, versunkenen Eindruck, sodass ihre gewaltigen Ausmaße weniger bedrohlich und ihre gleichermaßen gewaltige Intelligenz weniger einschüchternd wirkten.
Barb war ziemlich genau eins fünfundachtzig groß und brachte rund einhundertzehn Kilo auf die Waage, aber kein Gramm Fett. Sie hatte sich ihr Medizinstudium als Türsteherin in den verschiedenen Clubs an Laclede’s Landing, der Uferpromenade von St. Louis, verdient, und hielt die lautstärkeren Patienten der Notaufnahme allein dadurch in Schach, dass sie sich vor ihrem Bett aufbaute.
    »Von fit kann ja wohl nicht die Rede sein«, machte sich eine weitere Stimme hinter ihr bemerkbar. »Sieht mir eher schlapp aus.«
    »Ziemlich ausgelaugt.«
    »Wie hingekotzt.«
    Timmie hatte sich getäuscht. Da lehnte nicht nur Barb im Türrahmen, sondern praktisch die gesamte Belegschaft der SSS, der Schwanzgeschädigten Scheidungsschwestern, wie sie sich vor allem in den Zeiten nannten, in denen sie unter einer besonders geringen Selbstachtung litten. Scheidungsopfer. Verlassene Frauen, die sich die Freitagabende mit Geschichten und Bier um die Ohren schlugen und ansonsten haarklein ausgetüftelte Rachepläne schmiedeten. Acht Mitglieder alles in allem, darunter auch ein Mann, der für Männer und Frauen in der Gruppe gleich
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