Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Island-Thriller (German Edition)
Autoren: Ragnar Jónasson
Vom Netzwerk:
sich herumgesprochen hatte, dass er eine Zeitlang Theologie studiert hatte. Er hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt.
    Tómas roch den Fisch sofort, als Ari sich an den Tisch in der kleinen Kaffeestube in der Wache setzte und sein verspätetes Frühstück zu sich nahm.
    »Nicht schon wieder dieses Zeug! Bekommst du davon denn nie genug?«
    »Und ich dachte, ich wäre hier das Stadtkind«, entgegnete Ari und aß ungerührt weiter.
    »Es ist was passiert. Hlynur ist auf dem Weg, er übernimmt heute die Wache«, sagte Tómas.
    Tómas hatte sich stark verändert, seit seine Frau nach Reykjavík gezogen war, und wirkte um fast zehn Jahre älter. Seine Fröhlichkeit war wie weggewischt, und er hatte noch weniger Haare auf dem Kopf als vorher.
    Es war nicht zu übersehen, dass Tómas einsam war. Ari wusste, dass sein jüngster Sohn nun auch ausgezogen war; er war auf dem Internat in Akureyri und hatte einen Sommerjob in Reykjavík, wo er mit zwei Klassenkameraden ein Zimmer gemietet hatte. Manchmal besuchte er seinen Vater übers Wochenende, das war alles. Deshalb war Tómas die meiste Zeit alleine in seinem Haus in Siglufjörður.
    »Es wurde eine Leiche gefunden«, sagte Tómas.
    »Eine Leiche?«
    »Ja, im Skagafjörður, in Reykjaströnd in der Nähe der Grettislaug-Quelle.«
    »Was geht uns das an?«, fragte Ari, bereute seine barsche Entgegnung jedoch sofort. Er war noch müde, war am gestrigen Abend lange wach geblieben und hatte eigentlich ausschlafen wollen.
    »Ein junger Mann aus Schottland hat die Leiche entdeckt. Er war auf dem Weg zur Badestelle und ist an ihr vorbeigefahren.« Tómas ließ sich von Ari nicht bei seinem Bericht stören. »Die Leiche sah nicht gut aus, ich habe ein paar Fotos vom Tatort zugeschickt bekommen.«
    »Mord?«
    »Zweifellos, Meister. Ein brutaler Mord, der arme Mann war fast unkenntlich. Er wurde mit einem Brett ins Gesicht geschlagen. In dem Brett steckte ein Nagel, der ihm das Auge ausgestochen hat. Man hat uns um Unterstützung bei den Ermittlungen gebeten. Der Mann hatte seinen Wohnsitz hier im Ort.« In Tómas’ Aussage schwang mit, dass der Mann nicht gebürtig aus Siglufjörður stammte.
    »Ein Zugezogener?«, fragte Ari.
    »Ja, genau. Elías Freysson. Ich bin ihm nie begegnet, jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Bauunternehmer. Er hat am Héðinsfjörður-Tunnel gearbeitet. Ich habe den Kollegen mitgeteilt, dass wir hier im Ort Informationen über ihn einholen werden. Ich möchte, dass du die Leitung des Falls übernimmst.« Seine Stimme klang entschlossen. »Ich unterstütze dich natürlich, aber es ist an der Zeit, dass du mehr Verantwortung übernimmst.«
    Ari nickte. Das gefiel ihm. Seine Laune besserte sich schlagartig, und die Müdigkeit war wie weggewischt. Nicht zum ersten Mal ging ihm durch den Kopf, dass Tómas womöglich darüber nachdachte, nach Reykjavík zu seiner Frau zu ziehen, und die Polizeiwache in sichere Hände übergeben wollte.
    »Du meintest, Hlynur würde heute den Dienst übernehmen. Habe ich das richtig verstanden, dass er nichts mit dem Fall zu tun hat?«
    »Richtig, Meister.«
    Ari atmete erleichtert auf und hoffte dabei, dass seine Freude nicht zu offensichtlich war. Er konnte sich nicht vorstellen, mit Hlynur zusammenzuarbeiten. Sie waren nicht auf einer Wellenlänge, außerdem war Hlynur in den letzten Monaten keine große Hilfe gewesen. Er kam ständig erschöpft zur Arbeit, war unausgeschlafen und geistesabwesend.
    »Gut, ich fange sofort an«, sagte Ari. »Weißt du, für wen Elías beim Héðinsfjörður-Tunnel gearbeitet hat?«
    »Ich weiß, dass Hákon da Vorarbeiter ist. Hákon Halldórsson.« Dann fügte Tómas hinzu: »Er stammt aus Siglufjörður.« Seinem Tonfall nach zu urteilen war das die wichtigste Information über den Mann.

4 . Kapitel
    Als Hlynur Ísaksson zu seinem Dienst auf der Polizeiwache eintraf, sah er Ari und Tómas vertraulich miteinander schwatzen. Er hatte sofort das Gefühl, sie hätten ein Geheimnis, von dem er nichts wissen sollte. Was sich auf gewisse Weise als richtig herausstellte.
    »Ari und ich müssen heute ein paar Vernehmungen durchführen«, sagte Tómas beiläufig. »In der Nähe von Sauðárkrókur wurde ein Mann tot aufgefunden, er hatte eine Verbindung zu Siglufjörður.«
    Hlynur nickte und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Kannst du heute den Dienst übernehmen?«, fragte Tómas, ohne wirklich mit einer Antwort zu rechnen. »Heute Nachmittag müsstest du für mich in die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher