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Todesküsse

Todesküsse

Titel: Todesküsse
Autoren: Jason Dark
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bewegt. Sie standen wie Zinnfiguren auf dem Fleck, als kalte Wächter und Aufpasser. Dabei wirkten sie wie geschminkte Puppen. Ihre roten Münder leuchteten wie Fanale, sie warteten auf den Befehl ihrer Meisterin, der nicht mehr lange auf sich warten ließ.
    Mit heller Stimme sprach sie ihn aus. Der Schall pflanzte sich innerhalb der Arena fort.
    »Kommt her zu mir und holt sie euch!«
    ***
    Und sie kamen!
    Es wirkte fast schon lächerlich, wie sich die sechs Frauen, die noch ihre normale Berufskleidung trugen, synchron in Bewegung setzten und die Stufen hochliefen.
    Keine von ihnen ging einen Schritt zuviel oder zu schnell. Sie blieben gleich in der Geschwindigkeit und dabei auch gleich in der Formation. Ich schaute mir ihre Gesichter an.
    Kalt waren sie - und auch abweisend. Menschliche Gefühle las ich darin nicht mehr. Diese sechs Frauen standen voll und ganz unter dem Bann der Sphinx.
    Dabei waren sie Menschen, doch nur an ihren Äußerlichkeiten zu erkennen. Sie kamen immer näher. Keine von ihnen ging einen Schritt schneller, das Tempo wurde beibehalten.
    Und die Sphinx schaute ihnen entgegen. Ihr menschliches Gesicht zeigte unverhohlenen Triumph. Sie hatte dieses Spiel in Gang gebracht und gewonnen.
    Wer sollte ihre Helfer und sie noch stoppen?
    Unter ihnen befanden sich die verschiedensten Personen. Blonde, dunkelhaarige, eine rotgefärbte Person und Jill, die als Punkerin aufgemotzte Person.
    Ich konzentrierte mich auf ihre Lippen. Die Münder waren leicht verzogen. Das Lächeln wirkte wie eingefroren. Sie schienen sich auf die Aufgabe zu freuen.
    Und Rowena de Largo erwartete sie. Stolz hatte die Sphinx ihren Kopf erhoben. Da sie mir den Rücken zuwandte, konnte ich ihr Gesicht nicht erkennen. Nur das Fell hatte sich gesträubt. Es war nicht mehr so glatt und seidig. Auf dem Rücken hatten sich die einzelnen Haare aufgerichtet, und die Spitzen zitterten leicht, als würde eine unsichtbare Handfläche über sie hinwegstreichen.
    Ich konnte meinen Kopf bewegen und versuchte, einen Blick auf meine Leidensgenossen zu erhaschen.
    Auch sie rührten sich ebensowenig wie ich. Sie hingen in den Fesseln. Die Stricke saßen eng, ließen keine Bewegungsfreiheit. Ich war mir nicht sicher, ob sie die gesprochenen Worte begriffen hatten, doch jetzt, wo die sechs Frauen die Ränge hochstiegen, konnten sie sich denken, was mit ihnen geschehen sollte.
    Lippen, die küßten - Lippen, die den Tod brachten!
    Sie standen auseinander. Bei manchen schimmerten die Zähne, und die Frauen verbeugten sich vor der Sphinx, als sie die letzte Stufe hinter sich gelassen hatten.
    Rowena de Largo nahm diese Huldigungen entgegen. Sie war so etwas gewohnt, sprach ihre Dienerinnen direkt an und suchte eine von ihnen aus.
    »Wer will den ersten Kuß geben?«
    Alle wollten es. Arme schnellten in die Höhe. Finger waren ausgestreckt, doch Rowena schüttelte den Kopf.
    »Nur eine!«
    Sie konnten sich nicht einigen, schauten sich gegenseitig an, flüsterten, und die Sphinx entschied schließlich, wer den Anfang machen sollte.
    »Du bist es, Jill!«
    Die Punkerin lächelte und schrak gleichzeitig zusammen, als sie angesprochen wurde. Damit hatte sie selbst nicht gerechnet. Ihr Blick wurde unsicher, sie schaute auf ihre Kolleginnen und sah in deren Gesichtern so etwas wie Neid.
    »Willst du nicht, Jill?«
    »Doch, ja, ich… ich werde bestimmt…«
    »Dann gehe hin. Ich überlasse dir die Qual der Wahl. Wenn du fertig bist, wird Laureen die nächste sein, die küßt. Um die restlichen beiden müßt ihr wählen.«
    Jill blieb in meiner Höhe stehen. »Was ist mit ihm, Rowena? Sollen wir ihn nicht…?«
    »Er gehört mir!« erklärte die Sphinx in einem scharfen Tonfall. »Nur mir allein!«
    Jill senkte den Kopf, wobei sie nickte. »Entschuldige, ich hatte es vergessen!«
    »Hol ihn dir jetzt!«
    Jill warf mir einen letzten Blick zu, bevor sie sich auf den Gefangenen rechts von mir zubewegte. Ich folgte ihr mit meinen Blicken. Ich konnte den Kopf so weit drehen, daß ich den Atlanter im Profil erkannte. Sein Rücken war ebenso durchgebogen wie der meine. Die Säule preßte sich hart in sein Kreuz. Die Augen hielt er weit geöffnet und ein wenig verdreht, wie mir schien.
    Jill ließ sich zwar keine Zeit, sie überstürzte trotzdem nichts. Bei jeder Bewegung knarrte das Leder ihrer Jacke, als wollte sie gegen den Kuß protestieren.
    Direkt vordem Atlanter blieb sie stehen. Sie stemmte eine Hand in die rechte Hüfte, als sie den Arm angewinkelt hatte,
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