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Todesgeil

Todesgeil

Titel: Todesgeil
Autoren: Bryan Smith
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das Ding anrichten konnte. Viel zu oft hatte er mit ansehen müssen, wie Menschen damit getötet wurden.
    Es war ein gefährliches, widerwärtiges Ding und allein schon es in der Hand zu halten erfüllte ihn mit Abscheu. Er konnte sich nicht vorstellen, es einem Menschen an den Kopf zu halten und abzudrücken. Und doch erwartete Missy genau das von ihm. Die Lage schien aussichtslos.
    Trotz ihrer Liebesbekundungen standen die Chancen nicht schlecht, dass sie ihn ebenfalls töten würde, wenn er nicht tat, was sie wollte.
    Ihre Miene wurde hart, ohne jede Gnade. »Die ganze Zeit hängst du nur herum und lässt mich die ganze Arbeit erledigen. Damit ist jetzt Schluss. Schluss mit den Illusionen, du wärst besser als ich, nur weil du dir die Hände bisher noch nicht schmutzig gemacht hast.«
    »Ich halte mich nicht für besser als dich.«
    »Beweise es mir. Bring sie um.«
    Rob betrachtete die Frau und verzog beim Anblick ihrer verbrannten Wange das Gesicht. Ihre eine Gesichtshälfte war noch immer schön. Der entsetzliche Unterschied drehte ihm den Magen um. Mit einem Mal war er froh darüber, dass Julie tot war. Niemand, der zu einer solchen Grausamkeit fähig war, verdiente zu leben. Aber Missy war genauso grausam. Hieß das nicht, dass auch sie den Tod verdiente?
    Er blickte auf die Waffe in seiner Hand.
    Anschließend wieder zu der Frau. Sie beobachtete ihn aus tränenverschleierten Augen, leise vor sich hin wimmernd. Ansonsten jedoch wartete sie ruhig auf ihr Ende. Er bemerkte Resignation in ihrem Gesichtsausdruck. Sie hatte sich mit dem Gedanken zu sterben abgefunden, wahrscheinlich wünschte sie sich mittlerweile den Tod. Darum könnte man es ja beinahe als Gnadenakt sehen, sie zu töten. Doch das war bloß die Suche nach einer vernünftig klingenden Ausrede. Ihre Wunde sah furchtbar aus, war aber wohl kaum tödlich. Sie könnte genesen, vielleicht zu einem Schönheitschirurgen gehen und ihr Leben weiterleben. Die Ereignisse dieser Nacht würden sie zwar ihr Leben lang verfolgen, aber wenigstens hätte sie eine Chance.
    Also stand er vor einer Entscheidung. Schon wieder.
    Er konnte tun, was Missy verlangte – diese arme Frau und den Typ mit den verstümmelten Händen töten.
    Oder er könnte endlich einmal das Richtige tun.
    Er schluckte und richtete die Waffe auf Missy. »Tut mir leid.«
    Sie lächelte und trat näher zu ihm. »Schon okay. Irgendwie habe ich damit gerechnet.«
    Schmetternd landete ihre Faust auf seinem verletzten Kiefer.
    Mit einem Aufheulen wankte Rob von ihr weg, die Waffe fiel ihm aus der Hand. Er stolperte und fiel rücklings auf den Hintern. Als er wieder in der Lage war, sich in eine sitzende Position aufzurichten, hatte Missy den Revolver bereits aufgehoben und stand über ihm. Er erstarrte und wartete darauf, dass sie die Waffe auf ihn richten und ihm ein verdammtes großes Loch in seinen Kopf pusten würde.
    Doch stattdessen zog sie ihm einfach den Kolben über den Schädel.
    Rob wankte und fiel um.
    Er lag auf der Seite und nahm verschwommen wahr, wie sie von ihm wegging. Einen Moment lang wurde alles schwarz ringsum.
    Als er mit flackernden Lidern wieder die Augen aufschlug, sah er, dass Missy den Stuhl, den zuvor Chuck eingenommen hatte, vor die Frau mit dem versengten Gesicht geschoben hatte.
    Erneut schob sich ein Nebelschleier vor seinen Blick.
    Dunkelheit senkte sich herab.
    Doch das war okay.
    Er wollte das gar nicht sehen.
    »Er hätte dich erschießen sollen. So wäre es leichter für dich gewesen.«
    Die Frau hielt ihrem Blick stand. Sie schien keine Angst mehr zu haben. Das gefiel Missy nicht. Erstaunlicherweise schien ihre unverbrannte Gesichtshälfte beinahe zu lächeln. »Es spielt keine Rolle, wie ich sterbe. Gott wird meiner Seele und den Seelen meiner Freunde gnädig sein.«
    »Gott«, schnaubte Missy. »Ach, tatsächlich? So was Lächerliches. Weißt du, was Religion ist? Nichts als bedeutungsloser Blödsinn. Ich werde dir dieses Messer in den Leib stoßen.« Sie fuchtelte mit dem Jagdmesser in der Luft herum. Der Revolver befand sich wieder in der Tragetasche. Sie ging davon aus, dass sie ihn heute Abend nicht mehr brauchen würde. »Und zwar von unten in dich hinein. Und es wird wehtun, das verspreche ich dir. Sehr weh. Irgendwann wird dein Herz aufhören zu schlagen. Kurz darauf wird dein Gehirn seine Funktion einstellen. Und das ist dann dein Ende. Dein inneres Wesen wird nirgendwo weiterleben. Mit dir ist es aus. «
    Das grässliche Halblächeln wich nicht aus
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