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Todesfrauen

Todesfrauen

Titel: Todesfrauen
Autoren: Jan Beinßen
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sich ihm sogar anschließen wollte. Er stand deshalb vor Gericht …«
    »… wurde aber freigesprochen aus Mangel an Beweisen«, vollendete Gabriele den Satz. »Trotzdem blieb der Eindruck, dass er etwas verschwiegen hatte, was er der Polizei gegenüber keinesfalls preisgeben wollte.«
    »Korrekt«, bestätigte Diehl. »Diesen Eindruck teilte offenbar auch die Gegenseite und mobilisierte den Iren als gedungenen Killer, um Klaus daran zu hindern, dass er irgendwann mit der Wahrheit herausrückte.«
    Gabriele nickte. »Ja, so könnte es gewesen sein.«
    Diehl atmete hörbar ein, bevor er fortfuhr. »Ich fürchte, dass es zu kurz gedacht ist, wenn wir davon ausgehen, dass diese verbrecherische Organisation sich mit dieser Tat zufrieden gibt.«
    »Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst«, sagte Gabriele, verstand jedoch nur zu gut.
    »Wir müssen einkalkulieren, dass man es auch auf dich und deine Freundin abgesehen hat«, sagte Diehl und klang ernstlich besorgt.
    Gabriele wollte ein entspanntes Lächeln aufsetzen, was kläglich scheiterte. »Aber was sollten diese Leute denn für einen Grund haben, uns nachzusetzen? Wir haben längst alles zu Protokoll gegeben, was wir über diese Bande wussten. Von uns geht keine weitere Gefahr aus.«
    Diehl war ganz anderer Ansicht: Schon zwei Mal hätten Gabriele und Sina der Organisation ins Handwerk gepfuscht. Einmal in Peenemünde auf der Ostseeinsel Peenemünde Usedom und ein Jahr später in Berlin beziehungsweise Nürnberg. Für das Syndikat hatte die Einmischung der Frauen beide Male einen hohen finanziellen Verlust und den Aufschub des eigentlichen Ziels bedeutet. Dieses Ziel war bis heute nebulös geblieben, aber allein schon der materielle Schaden dürfte nach Diehls Mutmaßungen für die Verbrecher ausreichen, um sich an Gabriele und Sina zu rächen. »Ich denke, die Angelegenheit ist längst nicht ausgestanden.«
    Gabriele hörte all das gar nicht gern. Sie selbst hatte solche Gedanken in den zurückliegenden Monaten mehr oder weniger erfolgreich verdrängt. Gleichwohl konnte sie sich vor den Worten des Kommissars nicht verschließen. »Und die Konsequenz daraus?«, fragte sie, nachdem sie Diehls Ausführungen auf sich hatte wirken lassen. »Willst du uns Personenschutz geben? Tag und Nacht eine Polizeistreife vor der Haustür postieren?«
    Diehl pustete seine Wangen auf und stieß die Luft gleich darauf geräuschvoll aus. »Glaube mir, Gabriele, am liebsten würde ich es genauso machen. Aber so funktioniert es leider nicht. Ich kann ohne hinreichende Beweise nicht das Personal dafür abstellen. Es würde mich in Teufels Küche bringen, wenn herauskäme, dass meine eigenen, ganz persönlichen Sorgen um dich der Auslöser für eine polizeiliche Maßnahme wären.«
    »Wir müssen also selbst auf uns aufpassen«, schlussfolgerte Gabriele und war in gewisser Weise erleichtert darüber. Denn eine permanente polizeiliche Überwachung hätte ihren Bilder-Deal nachhaltig durchkreuzt.
    Als könnte er Gedanken lesen, sagte Diehl: »Ich an deiner Stelle würde meine Finger vorerst von Geschäften lassen, die du nicht dem Finanzamt melden willst.«
    Gabriele sah ihn bass erstaunt an. »Ermittelst du neuerdings auch für den Fiskus?«
    Diehls Augen wurden schmal. »Du weißt genau, worauf ich anspiele. Setz dich und deine Freundin keinen unnötigen Gefahren aus. Gerade jetzt ist es der denkbar ungünstigste Zeitpunkt für Geschäfte der besonderen Art.«
    Geschäfte der besonderen Art – Diehl verstand es trefflich, Klartext zu reden, ohne das Kind beim Namen zu nennen. Aber, so mutmaßte Gabriele, das durfte er auch gar nicht. Denn wenn er offen zugab, dass er von ihren krummen Geschäften wusste, ohne seinen Pflichten als Gesetzeshüter nachzukommen, wäre er die längste Zeit Leiter der Nürnberger Kripo gewesen.
    Sie musste sich vor Augen führen: Diehl räumte ihr einzig und allein aus einem Grund eine Schonfrist ein – weil er sie mochte, vielleicht sogar liebte.
    Bisher blieb diese Liebe jedoch einseitig. Zumindest weitgehend. Es brauchte seine Zeit, um Gabrieles Herz zu erweichen. Denn es war umgeben von einer dicken und festen Schicht aus gletscherkaltem Eis.

9
     
    Sie hatte darauf bestanden, Sina die traurige Nachricht selbst zu überbringen und Diehl damit aus seiner Pflicht entlassen. Wider Erwarten schnell verabschiedete sich der Kommissar, wobei Gabriele nicht umhin konnte, ein leises Verlangen danach zu unterdrücken, ihn zum Bleiben zu ermuntern.
    Sinas
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