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Todesflut: Thriller

Todesflut: Thriller

Titel: Todesflut: Thriller
Autoren: Boyd Morrison
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seinem Leben hatte sich Kai so unglücklich gefühlt. Nie hatte er bitterlicher geweint. Der Schmerz in seiner Brust, die Ungerechtigkeit des Schicksals, ließen ihn aufheulen. Der Helikopter war fast bei ihr gewesen. Fast! Kai wusste nicht, wie er sein Leid ertragen sollte.
    Dann spürte er auf einmal Lani, die noch immer völlig aufgelöst war und ihren Kopf an seine Schulter gelegt hatte. Er zog sie an sich, und Stolz mischte sich in seine Qual. Rachel musste einen guten Grund gehabt haben, als sie aus dem überladenen Hubschrauber ausstieg. Sie konnte es nur für eine andere Familie getan haben.
    Sie wusste genau, welches Risiko sie einging, als sie den Eurocopter zu ihnen schickte. Tief in seinem Herzen verstand Kai, warum sie dieses Opfer auf sich genommen hatte. In ihrer Lage hätte er ohne zu zögern genauso gehandelt.
    Kai hielt in seinen Armen die lebendige Verkörperung all dessen, was Rachel im Leben gewollt hatte. Nichts war ihr wichtiger gewesen. Lanis schwacher kleiner Körper erinnerte Kai daran, dass es für ihn immer noch etwas Gutes auf der Welt gab, er war verantwortlich für seine Tochter. Sie musste er in Sicherheit bringen. Die Gefahr war noch lange nicht gebannt, denn in fünfzehn Minuten würde eine vierte Welle über Honolulu hereinbrechen.
    Dennoch hatte er Rachel noch nicht aufgegeben, auch wenn die Chancen ihres Überlebens denkbar gering waren. Sobald keine Trümmer mehr durch die Luft wirbelten, überredete Kai den Piloten, noch einmal zurückzufliegen und über der Stelle zu kreisen, wo das Hotel gestanden hatte. Trümmer und Leichen trieben auf dem Wasser. Kai hoffte und befürchtete, Rachel darunter zu entdecken. Er wollte sie unbedingt finden, gleichzeitig war ihm der Gedanke an ihre leblose Gestalt unerträglich. Er hielt nach einer ungewöhnlichen Bewegung Ausschau, nach einem Hinweis darauf, dass sich in der Brühe unter ihm etwas regte und lebte.
    Sie fanden nichts.
    »Es tut mir so leid, Kai«, sagte Brad. »Sie ist nicht mehr.«
    »Ich weiß«, antwortete Kai und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Ich habe nur einfach gehofft …«
    »Mr. Tanaka?«, unterbrach ihn Stan. »Wir sollten umkehren, ich habe gerade Ihrem Freund Reggie mitgeteilt, dass Sie in Sicherheit sind.«
    »Hatte Reggie Sie geschickt?«
    »Ja, Sir.«
    Auf dem Weg über die Innenstadt und Sand Island konnte Kai nur das Wasser anstarren, das in den Ozean zurückströmte, der zum Grab seiner Frau geworden war. Immer wieder ging er die letzten Minuten durch, in seinem Kopf schien ein Film zu laufen, den er nicht abstellen konnte. Er versuchte sich abzulenken, indem er aus dem Fenster sah, aber der entsetzliche Anblick machte alles nur noch schlimmer.
    Über dem in der Ferne liegenden Marinestützpunkt Pearl Harbor, dem Synonym für Katastrophe, standen wieder einmal Rauchwolken, die diesmal von Explosionen stammten, die der Tsunami ausgelöst hatte, als er die Behälter von Öl und Chemikalien zerstörte. Honolulu International Airport und der Luftstützpunkt Hickam waren nur an dem Kontrollturm erkennbar, der aus dem Wasser ragte, und an den zerschmetterten Resten von Flugzeugen, die an der Ruine des Terminals klebten.
    Sie überflogen gerade einen der Kanäle für Wasserflugzeuge, als plötzlich ein hohes Jaulen zu hören war. Als es lauter wurde, schwankte der Hubschrauber, als wollte er kippen.
    »Verdammt!«, rief Stan.
    »Was ist los?«, fragte Kai. Der Hubschrauber verlor rapide an Höhe.
    Stan drückte schnell auf ein paar Knöpfe am Instrumentenbrett. Der runde Steuerknüppel zuckte hin und her, als wollte er sich dem Griff des Piloten entwinden.
    »Der Heckrotor macht es nicht mehr lange«, stieß Stan zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wenn ich nicht in dreißig Sekunden unten bin, machen wir eine Bruchlandung.«
    53. Kapitel
    12:24
    13 Minuten bis zum Eintreffen der vierten Welle
    Die Landebahnen des Flughafens waren noch überflutet, und nur einige wenige unversehrt wirkende Bauten ragten aus dem Wasser. Überall standen oder lagen Flugzeuge verstreut, die meisten waren Wracks, da ihre Aluminiumrahmen der Wucht der Wellen nicht standgehalten hatten. Ganz in der Nähe sahen sie eine 767 der Hawaiian Airlines auf dem Asphalt, ohne Fahrwerk, ohne Scheiben in den Fenstern, mit nur einem Flügel.
    Bei einer Landung im Wasser würden sie mit Mann und Maus ertrinken. Daran zweifelte Kai keinen Augenblick. Sie mussten es bis zu einem Gebäude schaffen. Stan schien derselben Meinung zu
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