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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi
Autoren: Volker Backert
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dein Sadismus braucht Zeit, du Drecksau, und genau das ist unsere Chance … die Chance, dass uns die Kollegen finden … mich und Ann-Sophie … ich hör sie gar nicht mehr!
    »Ann-Sophie!«, presste er mit größter Anstrengung hinter seinem Klebeband hervor. Abrupt stoppte das Absatzgeklacker im Nebenraum, um gleich darauf stakkatoartig auf Charly zuzustürmen.
    »Was willst du?«
    Blitzartig war die falsche Blondine bei ihm und zog mit einem lüsternen Ruck das Klebeband von Charlys frisch verkrusteten Lippen. Er stöhnte auf, Tränen schossen ihm in die zusammengekniffenen Augen.
    Jetzt nur keinen Fehler machen … halt ihn bei Laune …
    »Oohh, zwei Tränchen? Unser SOKO -Chef hat immer noch zu viel Flüssigkeit im Körper … ts, ts, ts … aber nicht mehr lange!«
    Charly stockte der Atem. Der Transvestit richtete eine Pistole mitten auf sein Gesicht.
    Eine schwarze Heckler & Koch P7.
    Charlys Dienstwaffe.
    Entsichert.
    * * *
    »Keller negativ.«
    »Erdgeschoss und erster Stock negativ.«
    »Dachboden auch negativ!«
    »Scheiße!« Tom biss sich auf die Unterlippe. Keine Spur von Ann-Sophie und Charly. Es war zwanzig Uhr vierunddreißig.
    »Axel?«
    Der SEK -Hüne rieb sich den Nacken. »Zeig mir noch mal den Plan.«
    Wortlos reichte ihm Tom das Klemmbrett und deutete mit dem Kuli auf ein kleines graues Quadrat am Rand.
    »Lass uns sicherheitshalber noch dahinten reinschauen.«
    »An der Grundstücksgrenze da? Ist sicher nur ein Gartenhaus oder Schuppen.«
    »Fragen wir doch mal die Hausherrin … Frau Henderson? Hallo? … Frau Henderson …?«
    * * *
    »Na, Bulle? Weißt du, wie sich das anfühlt? Was für ein geiles Gefühl das ist?«
    Lässig wedelte er mit der Pistole vor Charlys Gesicht hin und her.
    Sie ist entsichert, der ist wahnsinnig …
    Vorsichtig versuchte Charly, seinen Kopf seitlich etwas zu verschieben, aus der Gefahrenzone heraus.
    Jetzt nur keinen Fehler machen … es könnte der letzte sein …
    »Ja, das weiß ich. Es ist Macht. Jetzt haben Sie endlich die absolute Macht … jetzt …«
    »Jetzt? Wieso erst jetzt?« Verständnislos starrte er Charly an. »Ich hatte schon als Baby Macht! Ich habe eine beginnende Weltkarriere zerstört, durch meine bloße Existenz! Und das hab ich mir jeden Tag anhören müssen, immer wieder neu …« Er flüsterte nur noch, die Pistole war herabgesunken, sein Blick verschwamm in der Ferne. Eine Träne schimmerte in den blauen, mit Lidschatten plump und dick umrandeten Augen.
    Gespenstisch, dachte Charly.
    Was für eine gespenstische Karikatur einer Frau, die nie eine sein wird …
    Aber er musste friedlich bleiben … jetzt nur nicht versehentlich provozieren …
    »Sie haben wahnsinnig …«, begann Charly.
    »Waas?« Sofort riss sein Gegenüber die Pistole wieder hoch. »Wer ist wahnsinnig?«
    »Nein, nein … ich meine, Sie haben unglaublich viel durchgemacht als Kind … Sie haben sicher …« Charly brach ab und musste husten.
    Sofort presste sich die Eisenkette gegen seinen Hals, verstärkte noch den würgenden Husten. Der Transvestit hielt ihm kurz eine halb volle Wasserflasche an den Mund.
    Gierig wie ein Hund schlabberte Charly, dazwischen immer wieder krampfhaft hustend, mit der Zunge nach ein paar zusätzlichen Tropfen lauwarmen Wassers. Endlich beruhigte sich der Hustenreiz.
    »Sie haben sicher sehr viel durchgemacht als Kind … und Sie haben wahrscheinlich noch viel mehr Stärke gebraucht als die meisten anderen Menschen …«
    Der Weißgeschminkte zog die Augenbrauen hoch, schwieg aber. Verblüfft musterte er Charly, der behutsam weitersprach.
    »Lassen Sie Ann-Sophie frei! Sie haben Ihre Macht und Ihre Stärke demonstriert, zeigen Sie jetzt Ihre Größe: Geben Sie ihr Wasser und lassen Sie die Kleine frei!«
    Der Transvestit schaute ihn aus großen blauen Augen an. Still und gedankenverloren strich er über den mattschwarzen Lauf der Heckler & Koch.
    »Wie soll das jetzt noch gehen?«, fragte er leise.
    Krachend sprang die Tür auf.
    Charly erkannte sofort die schwarz gekleidete Gestalt.
    Nora.
    Einen Wimpernschlag lang schien sie die Fassung zu verlieren, stützte sich kurz am Türrahmen ab, ihr Blick ruhte entsetzt auf der Frau, die ihr Sohn war; der Sohn, der jetzt aus seiner Schockstarre erwachte, Nora hereinriss, zu Boden stieß und die Tür wieder zuwarf.
    Sie fuhr sich über den Mund, sah ungläubig auf das Blut an ihrer Hand und dann wieder auf die grell geschminkte Gestalt, die schwitzend, mit verrutschter Perücke, vor ihr stand
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