Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi
Autoren: Volker Backert
Vom Netzwerk:
persönlich gefetzt … Guten Abend, Herr Oberstaatsanwalt!«
    Dr. Stein stand, mit kurzem, fast widerwilligem Klopfen, schon in der Tür. Unverwechselbar, dachte Charly. Knochig, hager, hohe Stirn. Der skeptische Blick durch die randlose Brille. Und zum grauen Maßanzug immer eine viel zu breite Krawatte.
    »’n Abend, Herr Ritter … ‘n Abend, meine Herren!« Ein knappes Nicken noch für Löhlein, der dienstbeflissen einen freien Stuhl zurechtschob.
    »Sooo – wie ist denn bitte der aktuelle Sachstand jetzt?« Erwartungsvoll lehnte sich der Staatsanwalt zurück.
    Ritter streckte sich in Positur, schob mit seinen breiten Fingern geschäftig die Papiere vor sich zusammen.
    »Unsere Ermittlungen leitet natürlich wieder Kriminalkommissar Charly Herrmann: erstens OFA -Erfahrung, zweitens sein Erfolg bei Nik the Ripper, drittens … äh … äh …«
    »Drittens Platzziffer 1465«, schlug Charly verdrossen vor.
    Ritter grunzte ärgerlich. »Sie sind unser bester Mann für solche Fälle! Bitte gleich mal Ihren ersten Überblick, Herrmann!«
    Charly blies kurz die Backen auf, entschied sich dann aber doch für Deeskalation. Ein kleiner Seitenhieb auf hohe Würdenträger gehörte allerdings dazu, so viel Zeit musste sein:
    »Eins noch schnell vorab: Etlichen Kollegen, auch mir, ist das vorhin sauer aufgestoßen … Herr MP und Herr Staatssekretär schießen sich, völlig zu Unrecht, auf niedere Dienstränge vor dem Theater ein, gestikulieren wichtigtuerisch für ein schnelles Pressefoto und hauen wieder ab, ohne die eigentliche Pressekonferenz abzuwarten …«
    »Ein Anruf aus Berlin, ganz dringend!«, warf Ritter schnell ein. »Der MP hat vollstes Vertrauen in unsere Arbeit und jede Unterstützung zugesichert!«
    »Die üblichen Floskeln, befördert werden anschließend die Münchner Kollegen, aber lassen wir das … Fest steht, dass es sich im Fall Kim LaYoung um eine Übertötung handelt, einen klassischen Overkill . «
    »Was macht Sie da so sicher?«, schoss Stein dazwischen. »Haben Sie schon das rechtsmedizinische Gutachten?«
    »Dazu brauche ich kein schriftliches Gutachten«, erwiderte Charly müde. »Dazu reicht schon ein bisschen kriminalistische Erfahrung völlig aus.«
    »Na, jetzt bin ich aber gespannt …«, ätzte Stein.
    Alter Klugscheißer. Vorhin selbst noch die große Spucktüte gebraucht …
    »Wenn Sie die Leiche etwas gründlicher in Augenschein genommen hätten«, konnte sich Charly nicht verkneifen anzumerken, »hätten Sie oberhalb dieser klaffenden Halswunde ringförmige Abschürfungen erkennen können, insgesamt eine sogenannte Drosselmarke. Dazu passen auch kleine rote Punktblutungen im Gesicht.«
    »Petechien«, warf Löhlein wichtigtuerisch ein.
    »Genau, Petechien. Typische Anzeichen bei Erstickungstod. Kim LaYoung wurde erdrosselt. Anschließend hat der Täter ihr die Kehle durchgeschnitten. Eine völlig ungewöhnliche Kombination, das gab’s laut V i CLAS -Datenbank noch nie. Nicht zu vergessen eine riesige Platzwunde am Hinterkopf. Deshalb ein klassischer Overkill.«
    »Was ja oft für eine Beziehungstat spricht.« Wieder Löhlein.
    »Bin noch nicht fertig, Heinz-Uwe!«, raunzte Charly. Etwas lauter als nötig, um sein plötzliches Magenknurren zu übertönen. »Der Overkill spricht in der Tat oft für eine eskalierende Beziehungstat. In dieses Bild passt auch, wie Kim und ihr Mörder ins Landestheater kamen. Es gibt keine Einbruchspuren, also kamen beide ganz normal mit dem Schlüssel rein. Entweder mit ihrem Schlüssel – dann hat sie den Killer gekannt und reingelassen. Oder er hatte selbst einen Schlüssel …«
    »Was heißt, er müsste auch zum Theater, zum Kreis der Schlüsselbesitzer gehören«, überlegte Ritter.
    »… oder er muss ihr privat sehr nahegestanden haben«, ergänzte Charly. »Oder beides.«
    »Sieht also ganz so aus, dass der Mörder aus dem beruflichen oder privaten Umfeld des Opfers stammt … nicht schlecht, Herrmann! Was haben wir sonst noch?«
    »Die ungewöhnliche, sehr auffällige Fesselung des Opfers, Sie haben ja die Fotos gesehen. Erinnert irgendwie an Sadomaso-Inszenierungen. Hier müssen wir gründlich und genauestens recherchieren, das ist eine versteckte oder unbewusste Botschaft des Täters. Ich schlage deshalb vor, Herr Oberstaatsanwalt, dass wir die SOKO Franken aktivieren und heute noch die Profilerin des Polizeipräsidiums München, Frau Dr. Barbara Antlkofer, anfordern.«
    Stein hob zweifelnd die Brauen. »Ist das nicht völlig überzogen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher