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Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Todesfahrt: Thriller (German Edition)

Titel: Todesfahrt: Thriller (German Edition)
Autoren: Nicola Marni
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gab ein paar kleine einheimische Sultanate an der Küste, einige arabische Enklaven und dann eben die Kolonialherren, die auch nicht gerade für ein gesamtsomalisches Bewusstsein sorgten. Trotzdem gab und gibt es großsomalische Tendenzen bis in die heutige Zeit.«
    Petra machte erneut eine kurze Pause, um zu trinken, und präsentierte ihnen dann einen mit Fotos illustrierten Überblick über die Geschichte Somalias, bis dieser Staat Anfang der neunziger Jahre zu kollabieren begann.
    Wagner ergänzte die Erläuterungen, hatte er doch 1994 als junger Soldat an dem völlig misslungenen UNO-Einsatz teilgenommen, der Somalia als Staat hätte erhalten sollen und in dessen völligem Zusammenbruch endete.
    Da Torsten viele dieser Fakten bereits kannte, schüttelte er stöhnend den Kopf.
    Wagner bedachte ihn mit einem mahnenden Blick. »Sie sollten die Chance nützen, so viel wie möglich über Ihr neues Operationsgebiet zu erfahren. Die heutigen Verhältnisse in Somalia sind nur mit Kenntnis der Vergangenheit zu begreifen.«
    »Das gilt auch für den Beginn der Piraterie dort«, stimmte Petra ihrem Chef zu. »Die ersten Piraten waren Fischer, deren Gewässer von den Fangflotten der großen Fischereinationen leergefischt wurden. Sie begannen sich zu wehren, kaperten ein paar Trawler und merkten rasch, dass sie auf diese Weise leichter und schneller zu Geld kamen als mit ehrlicher Arbeit. Eine Zeit lang war die Piraterie in Somalia ein florierender Wirtschaftszweig, der von Häfen wie Laasqoray, Qandala, Abo, Caluula, Baargaal und anderen bis hinab nach Hobyo und Mereeg aus betrieben wurde. Zwar werden die Gewässer um Somalia jetzt besser bewacht als vor zwei, drei Jahren, dennoch gelingt es den Piraten gelegentlich noch, ein Schiff zu kapern. Dabei gehen diese zunehmend rücksichtsloser vor. Als letztens Schiffe der französischen Marine versuchten, einen im Golf von Tadjoura erbeuteten Frachter zu befreien, haben die Piraten den Kapitän und die Matrosen kurzerhand erschossen und sind mit ihren Schnellbooten entwischt.«
    »Ihr Job ist es allerdings nicht, Piraten zu jagen, Renk«, erklärte Wagner. »Sie werden unseren heimlichen Verbündeten in Somaliland helfen, ihre Grenzen zu sichern.«
    Petra nahm den Ball auf. »Damit sind wir bei den heutigen Verhältnissen in Somalia. Mittlerweile ist dieses Land in ein halbes Dutzend Teile zerfallen, die ihre Unabhängigkeit oder zumindest eine weitgehende Autonomie ausgerufen haben. Bis auf Somaliland, das eine gewisse eigenstaatliche Struktur aufweist und sich als Nachfolgestaat der ehemaligen Kolonie Englisch-Somaliland sieht, stellen die anderen Gebiete ein Konglomerat widerstrebender Kräfte dar. Puntland, das, wie ihr hier sehen könnt, östlich von Somaliland liegt, wird von mindestens zwanzig Warlords beherrscht, die ein wackeliges Bündnis miteinander eingegangen sind. Mindestens drei dieser Warlords unterstützen heimlich die Piraten, andere wiederum bekämpfen diese. Einig sind sich die maßgebenden Leute aus Puntland nur darin, sich weder von der Regierung in Mogadischu, die von Amerika und der UNO anerkannt wird, noch von den Islamisten etwas sagen zu lassen.
    Letztere bestehen übrigens aus mindestens fünf Gruppen, von denen die drei radikalsten miteinander verbündet sind und sowohl die Regierung, die gemäßigten Islamisten wie auch die einzelnen somalischen Teilstaaten bekämpfen.«
    Petra ließ in rascher Folge neue Bilder auf der Leinwand erscheinen und nannte die bekannten Anführer der einzelnen Gruppen sowie deren Verbündete im Ausland. »Eines der größten Probleme sind ebendiese Freunde «, erklärte sie. »Den meisten Einfluss übt Saudi-Arabien aus, und den wiederum versucht der Jemen einzudämmen. Des Weiteren sind Äthiopien, der Sudan, Ägypten, der Oman, die Vereinigten Arabischen Emirate und natürlich die Taliban aus Afghanistan und Pakistan in Somalia vertreten und unterstützen ihre Klientel mit Waffen und Geld.«
    Wagner ergriff wieder das Wort. »Wie Sie wissen, Renk, haben wir in der Vergangenheit Somaliland heimlich mit Waffentransporten unterstützt. Trotzdem werden unsere Freunde dort mehr und mehr in die Defensive gedrängt. Daher haben wir uns entschlossen, nicht mehr zu kleckern, sondern zu klotzen. Der Frachter Caroline ist mit über dreihundert Containern an Bord auf dem Weg nach Somaliland. Da wir die Menschen dort nicht offen beliefern dürfen, solange die UNO an der Einheit Somalias festhält, hat das Schiff laut offiziellen
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