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Todesbraeute

Todesbraeute

Titel: Todesbraeute
Autoren: Karen Rose
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Kälte kroch in Daniels Eingeweide. »Ich weiß, wo Dutton liegt«, sagte er. Er kannte den Ort gut. Er war schon oft durch die Straßen gegangen, hatte dort eingekauft, hatte dort Baseball gespielt. Er wusste auch, dass in Dutton das Böse gelebt und den Namen Vartanian getragen hatte. Dutton war Daniels Heimatstadt.
    Larkin nickte. Auch er war informiert. »Davon gehe ich aus.«
    »Vielen Dank, Officer.« Daniel war erstaunt, wie ruhig seine Stimme klang. »Ich schaue so bald wie möglich in Ihren Bericht. Lassen Sie uns zunächst einmal unsere Jane Doe betrachten.«
     
    Dutton, Georgia, Sonntag, 28. Januar, 21.05 Uhr
     
    Alex schloss die Schlafzimmertür und lehnte sich erschöpft dagegen. »Sie ist eingeschlafen. Endlich«, murmelte sie mit einem Blick auf ihre Cousine Meredith, die im Wohnraum von Alex' Hotelsuite saß.
    Meredith hatte das aufgeschlagene Malbuch auf dem Schoß, mit dem sich die vierjährige Hope Crighton beschäftigt hatte, seit Alex sie vor sechsunddreißig Stunden in ihre Obhut genommen hatte. »Dann sollten wir reden«, sagte sie leise.
    Merediths Blick war besorgt. Und da ihre Cousine Kinderpsychologin mit Spezialisierung auf emotionale Traumatisierung war, war es genau dieser Blick, der Alex' Furcht noch verstärkte.
    Alex setzte sich. »Danke, dass du gekommen bist. Ich weiß, wie viele Patienten du hast.«
    »Kein Problem. Für ein oder zwei Tage finde ich immer jemanden, der sich um sie kümmert. Ich wäre auch gestern schon hier gewesen, wenn du mir Bescheid gesagt hättest, dass du kommst. Du kannst sicher sein, dass ich mich neben dich ins Flugzeug gesetzt hätte.« Meredith klang gekränkt. »Ach, Alex, was hast du dir bloß dabei gedacht? Ganz allein hierherzukommen ... ausgerechnet hierher!« Hierher. Dutton, Georgia. Allein der Name verursachte Alex ein Brennen im Magen. Es war der letzte Ort auf dieser Welt, an dem sie sein wollte. Aber das Brennen in ihrem Magen war nichts, verglichen mit der Angst, die sie gepackt hatte, als sie das erste Mal in Hopes leere graue Augen gesehen hatte.
    »Ich weiß auch nicht«, gab Alex zu. »Du hast recht, das war nicht klug. Aber, Mer, ich hatte keine Ahnung, dass es so schlimm um die Kleine stehen würde. Und es ist so schlimm, wie ich denke, nicht wahr?« »Wenn ich aus dem, was ich die vergangenen drei Stunden gesehen habe, einen Schluss ziehen soll, ja. Ob sie deshalb traumatisiert ist, weil sie am Freitag beim Aufwachen festgestellt hat, dass ihre Mutter verschwunden ist, oder ob die Jahre vorher ihren Zustand verursacht haben, kann ich nicht beurteilen. Ich weiß leider nicht, wie Hope vor Baileys Verschwinden gewesen ist.« Meredith runzelte die Stirn. »Nur ist sie überhaupt nicht so, wie ich es erwartet hätte.«
    »Ja, ich weiß. Ich war auf ein verdrecktes, unterernährtes Kind vorbereitet. Ich meine, als ich Bailey das letzte Mal gesehen habe, machte sie wirklich einen furchtbaren Eindruck. Sie war heruntergekommen und high. Ihre Arme waren von Einstichen übersät. Ich hätte einfach mehr tun müssen.«
    Meredith sah sie eindringlich an. »Und deshalb bist du jetzt hier?«
    »Nein. Na ja, okay, vielleicht war das der ursprüngliche Gedanke. Aber sobald ich Hope sah, war mein Motiv ein anderes.« Das Mädchen hatte goldblonde Locken und ein Engelsgesicht, das von Botticelli hätte stammen können ... wenn nicht die leeren grauen Augen gewesen wären. »Zuerst dachte ich, sie hätten mir das falsche Kind gebracht, weil sie so sauber und gepflegt ist. Ihre Kleidung ist ja praktisch neu.«
    »Nun ja, die Sozialarbeiterin kann sie eingekleidet haben.«
    »Nein. Es sind Hopes Kleider. Die Sozialarbeiterin hat sie vom Kindergarten mitgenommen. Hopes Erzieherin hat gesagt, Bailey habe immer dafür gesorgt, dass in Hopes Spind frische, ordentliche Wechselkleidung hing. Das Kindergartenpersonal war schockiert, als es hörte, dass sie verschwunden war. Mer, die Leiterin der Einrichtung, ist der festen Überzeugung, Bailey hätte ihre Tochter nie im Leben einfach so im Stich gelassen.«
    Meredith zog eine Braue hoch. »Heißt das, sie vermutet ein Verbrechen?«
    »Die Leiterin? Ja. Das hat sie der Polizei auch gesagt.« »Und was sagt die Polizei?«
    Alex biss die Zähne zusammen. »Dass man jeder Spur nachgeht, aber dass Junkies nun mal ab und an untertauchen. Es war die Standardantwort, die eigentlich nur besagt: >Geh uns nicht auf die Nerven.< Der Anruf hat mich keinen Schritt weitergebracht. Die Cops ignorieren mich. Sie ist jetzt seit
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