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Tod und Leidenschaft (German Edition)

Tod und Leidenschaft (German Edition)

Titel: Tod und Leidenschaft (German Edition)
Autoren: Cassandra Norton
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Schultern. Jetzt rieche ich den Gin in ihrem Atem. Böse könnte man werden, wenn so ein hübsches Ding sich ruiniert. Den Tempel des Herrn schändet.
    „Ich such n bisschen Spaß.“
    „So so … ein bisschen Spaß. Bei dem Wetter …“ Mein Blick wandert zum Himmel. Margery Kempe.
    „Wie heißt du?“
    „Mary.“
    „Schöner Name. Bist nicht von hier, oder?“
    Sie schüttelt den Kopf. Aber der Alkohol setzt ihr offensichtlich zu und sie stellt das Nicken ein.
    „Komm aus Irland.“
    „Die Insel der Heiligen.“
    Sie lächelt.
    „Ich bin keine Heilige.“
    Wo ist der kesse Unterton? Das unausgesprochene Angebot aller Huren, wenn sie nur den Mund aufmachen, um einem einen guten Tag zu wünschen?
    Sie klingt beinahe ernst.
    „Ich weiß nicht, ob du mit mir Spaß hast.“
    „Wir könnten´s rausfinden …“ Noch immer ist ihre Stimme … leidenschaftslos. Freundlich. Irritierend.
    „Aber nicht im Freien. Nicht bei dem Wetter.“ Ich habe es mir vorgenommen. Aber ich weiß, sie hat ein Zimmer. Noch hat sie ein Zimmer.
    „Nee. Ich hab ne schöne warme Stube.“
    Damit dreht sie sich um und geht los. Sie schlendert, deswegen kann ich gut mit ihr mithalten. Oder ist ihr Gang unsicher vom Gin?
    Wie schade, dass sie nicht zu retten ist. Dass nur die Metamorphose ihr noch helfen kann.
    Wir biegen in einen Hof ein.
    An der Ecke ein Laden.
    „Ich hab heut extra ne Kerze gekauft. Dann is nich so dunkel.“
    „Wie vorausschauend von dir.“
    „Ja. Ne?“
    Ein Mann geht an uns vorbei und sieht Mary an. Sie gefällt ihm und wahrscheinlich fragt er sich, was so eine Hübsche mit einem blassen Kerl wie mir will.
    Ihr Zimmer ist im Erdgeschoss. Zwei Fenster zum Hof. Eines zerbrochen und mit Lumpen gestopft. Die letzte Etage vor dem Untergang.
    „Das Türschloss ist am Arsch …“, knurrt sie, während sie die Türe mit der Schulter förmlich einzudrücken versucht.
    Die Lappen, die als Gardinen- Ersatz vor den Fenstern hängen zieht sie zu. Es riecht aus dem Kamin. Weiß der Teufel, was sie da zum Heizen verbrannt hat.
    Ein Bett. Ein kleiner Tisch. Ein Stuhl. Mehr hat sie nicht. Über dem Kamin ein billiges Bild von einer Frau an einem Grab am Meer.
    Sie summt vor sich hin. A Violet from Mother´s Grave … Ein Lied wie ein Glas Marmelade. Ich will ihr den Mund verbieten, lasse sie aber.
    Da ist eine kleine Verunsicherung in mir. Sie ist betrunken, also weiß ich nicht, was passieren würde, wenn ich sie Schweigen hieße. Würde sie anfangen lautstark zu zetern? Versuchen, mich hinaus zu werfen? Was auch immer. Es würde aber mit größter Wahrscheinlichkeit bedeuten, dass ich umdisponieren muss. Und das will ich vermeiden.
    Es gefällt mir in der Kammer.
    Ihr Haar funkelt im Licht der Kerze, die sie angezündet hat und auf den kleinen Tisch stellt.
    Ihre Bewegungen sind nur ganz leicht unsicher. Sie hat keine unschöne Stimme, die kleine Mary.
    Mary had a little lamb … Sie dreht sich zu mir um und lächelt mich an. Dann stimmt sie ein.
    Leise singen wir zusammen.
    Es ist schön, diese Minuten mit ihr zu verbringen, bevor ich zur Metamorphose schreite.
    Ein Gefühl der Normalität. Der geborgten Normalität. Wir stehlen beide der Vorsehung ein wenig Zeit.
    Und ich bin mir sicher, sie weiß es auch. Sie ist nicht dumm.
    „Ziehst dich nich aus?“, fragt sie, während sie ihre Sachen sauber faltet und hinlegt. Ihre durchweichten Stiefel hat sie zuvor ans Feuer gestellt. Ich mag es, dass sie so ordentlich ist. Es macht diese Nacht zu etwas ganz Besonderem.
    „Doch. Gewiss. Es ist nur schön, dir zuzuschauen …“
    Sie lächelt wieder. Sie soll dieses Lächeln mit zum Horizont nehmen. Es wird die anderen Engel verzaubern.
    Jetzt trägt sie nur noch eine weiße Bluse, die sie über ihren Brüsten geöffnet hat. Frisch ist ihr Körper noch. Die Haut schimmert. Nicht das ausgelaugte, hängende Fleisch der Anderen.
    Die flachgedrückten Titten und die Falten überall.
    Ich ziehe den Stuhl neben das Bett und setze mich. Dann schaue ich sie an.
    „Willste nur gucken, oder was?“ Es ist keine Anklage.
    „Du bist ein hübsches Ding. Wie viel bin ich dir schuldig?“
    „So viel wie´s dir wert is.“
    Ich lege langsam zwei Halb- Pfund- Münzen auf den Tisch. Sie reißt die Augen auf.
    „Das is doch viel zu viel!“, sagt sie gleichermaßen empört und überrascht.
    „Das ist mir diese Nacht wert.“
    „Na … sag ich man ich nein, sondern Danke schön!“
    Dabei lässt sie ihre Knie auseinanderfallen und ich sehe
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