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Tod und Leidenschaft (German Edition)

Tod und Leidenschaft (German Edition)

Titel: Tod und Leidenschaft (German Edition)
Autoren: Cassandra Norton
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hatten, weswegen die Polizei ihn verhaften sollte. Finn hatte bei der Sache ein Gefühl, als planten sie, Wasser in einem löchrigen Eimer durch die Wüste zu transportieren.
    Trotzdem hatte Mary Recht – sie mussten es versuchen!
     
    X
    Donnerstagnacht! Am achten November, dem Tag aller Heiligen und Märtyrer von England. Der kleine Zettel, ein ausgerissenes Kalenderblatt lag vor meiner Tür.
    Welch wunderbarer Zufall!
    Nein! Kein Zufall! In der heiligen Vorsehung gibt es keine Zufälle.
    Alles ist geplant und vorbestimmt.
    Und auch mein Handeln wird so sein. Von meinem ersten Schritt bis zu jenem Moment, wo ich den Ort der Blutweihe verlassen werde, wird alles sauber und ordentlich, in aller Ruhe ausgeführt werden.
    Das ist die Erkenntnis. Das ist das Zeichen.
    Nichts wird mich mehr treiben, nicht einmal die Maschine, die Dämonen in meinem Inneren.
    Klar und rein wird mein Tun sein.
    Gesegnet jeder Handgriff, den ich tue.
    Welche Ruhe. Welche Klarheit.
    Bei Gott! Ich bin ein Gesegneter!
    Langsam lasse ich die saubere, glänzende Klinge über die Haut meines entblößten Unterarms streichen.
    Wie die Fingerspitzen einer liebenden Frau fühlt es sich an.
    Die winzigen Härchen richten sich auf.
    Ein Gefühl, mit keinem anderen zu vergleichen. Höchstens noch mit jenem, wenn eben diese Klinge in das Fleisch sticht. Jenen geheiligten Moment, wenn die Spitze den Widerstand der Haut bricht.
    Jene köstliche Sekunde, in der das Blut an den Seiten des Messers empor quillt. Der Druck sich löst.
    Wenn aus dem Dreck der Straße und Hinterhöfe ein reiner Engel wird. Wenn er seine Flügel ausbreitet und sich in langsamen, gleichmäßigen Bewegungen gen Himmel erhebt.
    Jene Flügel sind es, ausgestreckt über den Horizont, die zum Baldachin der Hoffnung für alle Menschen werden.
    Ich aber schaffe ihn!
    Meine Seele erhebt sich über die Sterblichen und breitet die Schwingen der Hoffnung über diese marode Stadt.
    Ich werde den Horizont füllen mit Schwingen. Mit Engeln. Mit Klarheit.
    Dies ist meine Aufgabe! Nemesis und Erlöser!
    Und nun trete ich unter euch, ihr, die ihr nichts als Ausgeburten der Hoffnungslosigkeit seid. Kadaver in den Schlachthäusern der Zeit.
    Ich erlöse euch und gebe euch ewiges Leben.
     
    X
    Harris atmete tief durch, als der Uniformierte den Kopf in sein Zimmer streckte und eine junge Dame meldete, die ihn unbedingt zu sprechen wünsche.
    Elizabeth!
    Die zurückliegenden Tage hatten ihn in einen lebenden Leichnam verwandelt. Er wusste nicht, wann er länger als zwei Stunden am Stück geschlafen hatte.
    An Essen war nicht mehr zu denken.
    Nachdem die Annonce in der Times erschienen war, hatte er sich zunächst in seiner Arbeit vergraben. Dann aber hatte er beschlossen, einen Schlussstrich zu ziehen, und Adelaides Eltern aufzusuchen.
    Er wollte sich ihnen erklären. Sich irgendwie reinwaschen, auch wenn er dazu diesen Norotkin erwähnen musste. Es war vielleicht nicht eben ehrenhaft, das zu tun, aber die Bürde wog zu schwer auf seinen Schultern.
    Doch es war sinnlos gewesen. Der Butler, der ihm geöffnet hatte, hatte ihm sogleich mitgeteilt, dass niemand aus der Familie für ihn zu sprechen sei.
    Damit war ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen worden.
    Er beschloss, es damit bewenden zu lassen.
    Als er nach Hause gekommen war, hatte ihn bereits ein Telegramm erwartet. Von seinem Bruder:
    Unfassbares Verhalten – STOP – Wir sind außer uns – STOP – Hoffe, du bist dir über Konsequenzen im Klaren – STOP –
    Die einzige Konsequenz, über die er sich vollkommen im Klaren war, bezog sich auf Elizabeth, wie er sich selbst bei einem doppelten Scotch eingestand.
    Und es brauchte einen weiteren doppelten Scotch, um mit dem Gedanken fertig zu werden, dass er sie vorerst verloren hatte.
    Aber noch würde er nicht aufgeben. Irgendwann würde sie ihn anhören. Irgendwann würde die verstehen.
    Und nun stand sie sogar vor seinem Zimmer und wollte mit ihm sprechen.
    Sein Herz hüpfte so, dass er es förmlich niederzwingen musste.
    Aber nicht ihre liebe Gestalt trat ein, sondern ein einfaches Mädchen. Der Kleidung nach zu urteilen aus den niederen Schichten.
    Sie knickste, als sie ihn sah und senkte den Kopf. Personal, schoss es Harris durch den Kopf.
    Seine maßlose Enttäuschung schlug augenblicklich in Zorn um.
    „Ja?“, herrschte er das Mädchen an, welches sichtbar zusammenzuckte.
    „Verzeihen Sie die Störung, Sir … aber ich …“
    „Was willst du ?“, knurrte er und wandte sofort seinen
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