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Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi

Titel: Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi
Autoren: Andreas Schmidt
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mehr ihre miese Kondition. Eilig zog sie das Handy hervor. Das Display zeigte eine Mobilnummer. »Wiebke Ulbricht?!«, meldete sie sich und blickte zur See hinaus.
    »Petersen hier, moin.« Er klang wie immer gut gelaunt. Jan Petersen war Kommissar der Husumer Kripo. Im Dienst bildeten die beiden ein Team. Petersen war einige Jahre älter als Wiebke und schob schon länger Dienst in der Polizeiinspektion an der Poggenburgstraße. Mit seiner langjährigen Berufserfahrung konnte ihn so schnell nichts erschüttern, und so hatte der Kommissar immer einen flotten Spruch auf den Lippen. »Ich hoff doch, ich stör nicht?«
    »Also, ich bin gerade …«, setzte Wiebke an, wurde aber von Petersen unterbrochen.
    »Ist schon gut, ich mach’s kurz: Carstensen hat mich eben angerufen und Verstärkung angefordert.«
    Arne Carstensen war der Inselpolizist von Nordstrand, der einzige Polizist auf der Halbinsel und gleichermaßen der Vorsteher der kleinen Wache. Wiebke wollte nicht mit ihm tauschen, denn auch wenn sie ihre Heimat über alles liebte – die einzige Polizistin auf Nordstrand zu sein, war nicht ihr Karriere-Ziel. Aber sie war jung und frisch im Beruf, Carstensen hingegen freute sich bereits auf seinen wohlverdienten Ruhestand und schob auf Nordstrand eine relativ ruhige Kugel. Meist arbeitete er an Kavaliersdelikten. Wiebke hatte ihn bereits ein paarmal getroffen. Sie mochte ihn und seine ruhige, besonnene Art. Doch Wiebke hörte an Petersens Stimme, dass etwas geschehen sein musste, das Arne Carstensens Fähigkeiten überforderte.
    »Es hat einen Toten gegeben, in Elisabeth-Sophien-Koog auf Nordstrand. Da gibt es das Möwennest .«
    »Kenn ich.« Sie nickte, was Petersen am anderen Ende der Leitung natürlich nicht sehen konnte. Früher war sie oft auf Nordstrand zum Joggen gewesen. Das Möwennest lag am Rande des Holmer Siels und war Anlaufpunkt für unzählige Touristen, die sich nach einer Wattwanderung mit Blick auf das Naturschutzgebiet erholen wollten. »Ich bin in zwanzig Minuten bei dir.« Wiebke unterbrach die Verbindung und joggte zum Parkplatz zurück. So würde sie nie zu einer besseren Kondition zurückfinden. Vielleicht hatte Tiedje ja recht gehabt, und der Job nahm sie wirklich ganz und gar in Anspruch.
     
    Den Tatort sah sie schon von Weitem. Drei Streifenwagen parkten kreuz und quer vor dem Möwennest , daneben zwei zivile Dienstfahrzeuge der Husumer Wache und ein Notarztwagen. Absperrband flatterte im Wind. Man hatte die Umgebung rund um das Möwennest weiträumig abgeriegelt. Als Wiebke auf dem Parkplatz ausstieg, wehte ihr ein kalter Ostwind ins Gesicht. Sie hatte sich nicht die Zeit genommen, sich umzuziehen, und war in ihren bequemen Laufsachen zum Holmer Siel gefahren. Entsprechend verwundert wurde sie von Petersen betrachtet. Er erwartete sie vor dem Eingang der Strandkneipe. An der Tür prangte ein großes, auf die Schnelle auf ein Stück Pappe gemaltes Schild mit der Aufschrift Heute geschlossen . In Anbetracht des Polizeiaufgebots und der Absperrleine eigentlich überflüssig, dachte Wiebke.
    Carstensens alter Streifenwagen stand direkt vor dem Gebäude, beide Türen offen. Man hatte das Fahrzeug wohl schon vor Jahren in der Stadt ausgemustert. Aber Carstensen war zufrieden mit dem, was er auf Nordstrand hatte.
    Er stand vor dem Eingang der Strandkneipe und telefonierte. Als er Wiebke kommen sah, nickte er ihr freundlich zu. Sie hob grüßend die Hand, und Carstensen deutete mit dem Daumen ins Bistro zu Petersen. Der ließ die Kollegen stehen und trat ebenfalls an die frische Luft.
    »Hab ich dich vom Laufen abgehalten?«, fragte er mit einem schrägen Grinsen und zündete sich eine Zigarette an. Petersen war barfuß; die Hosenbeine seiner Jeans hatte er hochgekrempelt und sah aus wie ein Wattwanderer.
    »Schon in Ordnung. Einen Toten haben wir nicht alle Tage.« Sie deutete in das Innere des gläsernen Bistros. »Wisst ihr schon mehr?«
    »Männlich, zwischen vierzig und fünfundvierzig Jahre alt. Vermutlich Suizid. Er hat sich im Strandkorb mit einer Pistole erschossen. Schön sieht das nicht aus. Die Wirtin fand ihn vor knapp zwei Stunden, als sie den Laden aufschließen wollte. Sie hat die 110 angerufen und damit war Arne Carstensen von der Nordstrander Polizeistation am Start. Und Carstensen hat wiederum mich angerufen, und ich die Kollegen aus Flensburg.« Er grinste schief. »Und nun sind wir alle da.« Ein Zug an der Zigarette, dann fuhr er fort: »Der Staatsanwalt hat es
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