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Tod in Tanger (Thriller) (German Edition)

Tod in Tanger (Thriller) (German Edition)

Titel: Tod in Tanger (Thriller) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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Erfahrung.“

    „Fremdsprachen waren mir immer ein Greuel.“

    „Das ist schade.“

    „Ein bißchen Englisch in der Schule. Es ist gerade genug hängengeblieben, daß ich mich durchschlagen kann...“

    „Na ja, es gibt so viele deutsche Touristen... Man liest jetzt auch hier Schilder mit der Aufschrift 'man spricht deutsch' und 'Dortmunder Kronen'!“

    „Ja!“ Sie lachte. „Und 'Wiener Schnitzel'!“

    Er lachte jetzt auch und entblößte dabei zwei Reihen makelloser Zähne.

    Dann fragte Sie: „Woher kommen Sie - in Dänemark?“

    Er runzelte etwas die Stirn. Dann schmunzelte er etwas.

    „Mein Deutsch scheint doch nicht so gut zu sein, wenn man gleich hört...“

    „Nein, ich habe gestern auf der Post Ihren Paß gesehen.“

    „Ich verstehe...“

    „Also, woher?“

    „Kleines Nest. Kennen Sie bestimmt nicht. Und ich war auch schon lange nicht mehr dort. Schon sehr lange... Wahrscheinlich würde ich es gar nicht wiedererkennen.“

    Sie stand vor ihm und fühlte sich plötzlich etwas verlegen. Ein paar Augenblicke lang hielt das unangenehme Schweigen an.

    Dann meinte er plötzlich: „Soll ich Sie zu Ihrem Hotel bringen?“

    Sie nickte. Er vermittelte ihr das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit; ein Gefühl, nachdem sie gerade jetzt, nach diesem unangenehmen Vorfall, ein großes Verlangen hatte.

    Also sagte sie: „Ja.“

    Sie sagte es schnell und ohne auch nur einen Moment zu zögern, denn sie hatte das Gefühl, daß sie diesem Mann ver- trauen konnte.

    „Gut, dann gehen wir.“

    „Ja, aber ich will erst noch zum Wasser zurück.“

    „Warum?“

    „Meine Schuhe - ich habe sie verloren, als ich vor den Dreien davongerannt bin...“

    „Sehen wir mal nach. Aber ich glaube nicht, daß wir sie wiederfinden.“

    Sie fanden sie doch wieder. Gegen alle Wahrscheinlichkeit. Sie lagen im Sand, und Elsa hob sie auf, schüttelte sie aus und streifte sie über ihre nackten Füße.

    Es waren billige Textilschuhe. Einer hatte bereits ein Loch an der Seite.

    Unwillkürlich kamen ihr die Schuhe ins Blickfeld, die Robert Jensen trug. Es waren Leder-Slipper. Und wie alles andere, was er trug, nur vom Besten.

    Er trug diese Dinge wie selbstverständlich. Sie waren nichts Besonderes für ihn.

    Jensen machte den Eindruck, Geld zu besitzen. Genug jedenfalls, um ein gutes Leben führen zu können.

    „Was machen Sie beruflich?“ fragte sie plözlich.

    „Laß das 'Sie' weg“, meinte er. „Ich bin Robert. Okay?“

    „Gut, wie du willst...Robert.“

    Sie gingen durch den weichen, feinen Sand, und sie hoffte, daß er noch ihre Frage beantwortete, aber er kam nicht mehr darauf zurück. Und sie wollte nicht aufdringlich sein und nachhaken.

    Sie hatte schließlich kein Recht, ihn in ein Kreuzverhör zu ziehen. Er mußte selbst wissen, auf welche Fragen er ihr antwortete und auf welche nicht. Vielleicht wollte er es ihr nicht sagen, vielleicht hatte er auch nur nicht mehr daran gedacht...

    Sie kamen zur Straße, die an der Küste entlangführte. Palmen wuchsen zu beiden Seiten. Viele von ihnen waren höher als die Häuser, die auf der dem Meer abgewandten Seite standen. Hupende Autos drängten sich auf dem Asphalt. Hier und da gab es Eselskarren, die den Betrieb aufhielten.

    „In welchem Hotel wohnst du?“ fragte er.

    „Hotel Massilia.“

    „Kenne ich nicht.“

    „Es ist halt sehr preiswert.“

    „Verstehe...“

    „Die Dusche ist zwar kalt, aber sonst ist es ganz nett. Ich bin nicht sehr anspruchsvoll...“

    Sie gingen jetzt durch enge, leere Seitengassen. Die Kinder, die sonst in schwärmen umherliefen und sich unweigerlich auf jeden Touristen stürzten, um ihn anzubetteln und ihm die Kasbah, die Altstadt zu zeigen, waren jetzt wohl schon im Bett.

    Schließlich erreichten sie das Hotel.

    „Nochmals vielen Dank!“ sagte sie ein wenig unbeholfen.

    „Keine Ursache“, meinte er.

    „Robert...“, sie öffnete den Mund, aber sie schien nach den richtigen Wörtern zu suchen.

    „Ja?“

    „Vielleicht sehen wir uns mal wieder.“

    „Warum nicht!“

    Sie nickte und lächelte.

    „Schön.“

    „Ich werde dich morgen abholen“, sagte er.

    Sie schaute ihn überrascht an. Aber dann nickte sie erfreut.

    „Gut.“

    Sie fühlte ein eigenartiges Prickeln. Robert Jensen drehte sich von ihr fort und ging die Straße hinunter. Sie sah ihm nach, aber er blickte nicht zurück.

    Sie mußte ihre Gefühle erst ordnen. Alles, was an diesem Abend geschehen war, schien ihr auf einmal
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