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Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)

Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)

Titel: Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)
Autoren: Emma Goodwyn
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Michael Conners machte ein unglückliches Gesicht. „Ich kann mir das nicht erklären. Ich war doch die ganze Zeit bei ihnen, wie kann sich da einer abgesetzt haben?“, murmelte er John zu. Dieser versuchte gerade, sich zu erinnern, wie der Vorgehensplan in einem solchen Fall aussah.
    In der zweimonatigen Ausbildung zum Beefeater wurde jedem Neuling für eine Vielzahl von Ausnahmesituationen beigebracht, wie zu reagieren war. „Wir müssen die Gruppe hier behalten. Mit den Daten auf den Einlassscheinen können wir feststellen, wer fehlt.“, fiel es ihm schließlich ein.
    „Gut aufgepasst, Mackenzie“ unterbrach ihn Adams, der den Hörer aufgelegt hatte, spöttisch. „Wir beide kümmern uns darum und Conners stößt zum Suchtrupp, den Dunders gerade zusammenstellt.“ Er schüttelte den Kopf. „Seit wir während der Schlüsselzeremonie immer alle Toiletten verschlossen halten, hatten wir keinen solchen Vorfall mehr. Conners, du wirst dafür Rede und Antwort stehen müssen.“ Der unglückselige Beefeater zog den Kopf ein und verschwand nach draußen.
    „Also los, Mackenzie, an die Arbeit. Hier ist die heutige Einlassliste. Ich besorge die Einlassscheine und du hakst ab, wer anwesend ist.“ Sie traten in den Vorraum, wo die Besuchergruppe mit zunehmendem Unmut wartete. Adams klatschte in die Hände und baute sich vor der Tür auf.
    „Meine Herrschaften, bitte zeigen Sie nochmals die Einlassscheine vor. Wir müssen feststellen, wer aus der Gruppe fehlt. Wir bedauern die Umstände, müssen Sie aber noch zum Bleiben auffordern.“
    „Bedauern?! Sehr wohl werden Sie das noch bedauern. Ich habe eine wichtige Verabredung und bestehe darauf, dass Sie mich und meine Mitarbeiter auf der Stelle hinauslassen. Wenn Sie so nachlässig sind, dass mitten in dieser Festung Menschen verloren gehen können – und das bei einer Veranstaltung von einer Viertelstunde – haben Sie ein echtes Sicherheitsproblem. Aber dafür können wir schließlich nichts. Also aus dem Weg.“
    John sah, dass Adams während dieser in einwandfreiem Englisch, aber mit hörbarem deutschem Akzent vorgetragenen Rede die Röte in das Gesicht stieg und er sich ein wenig aufplusterte. Er befürchtete, dass die Erwiderung seines Kollegen nicht geeignet sein würde, die Situation zu beruhigen. Also legte er eine Hand warnend auf Adams´ Arm und schlug halblaut vor, „Vielleicht möchtest du die Liste kontrollieren, ich übernehme das Einsammeln der Scheine.“
    „Na viel Glück dabei“. Adams nahm die Liste und verzog sich hinter den Tisch der Wachen.
    John wandte sich dem renitenten Besucher zu und sprach ihn freundlich an – auf Deutsch. „Sir, ich höre, Sie haben einen wichtigen Termin?“ Der Mann stutzte und antwortete dann schon deutlich friedfertiger.
    „So ist es. Als Finanzchef eines führenden deutschen Automobilherstellers“ – er wies auf das Emblem eine Nobelmarke, das er am Revers seines Jacketts trug – „gehöre ich zu einer Wirtschaftsdelegation, die sich heute Abend noch mit Ihrem Handelsminister treffen wird. Genauer gesagt, sollten wir in diesem Moment bereits im Ritz sein.“ John gab sich Mühe, beeindruckt zu wirken.
    „In diesem Fall kann ich Ihre Eile gut verstehen. Umso mehr sind wir Ihnen zu Dank verpflichtet, dass Sie unsere Sicherheitskräfte in dieser Situation unterstützen. Der Minister wird dies zu schätzen wissen.“ Sein Gegenüber warf ihm einen prüfenden Blick zu. Dann verzog er den Mund zu einem halben Lächeln und wandte sich ab, um seinen Mitarbeitern Anweisungen zu erteilen. Einer seiner Untergebenen zog eilfertig den Einlassschein für die fünfköpfige Gruppe heraus und überreichte ihn John, der sich feierlich bedankte.
    Die Umstehenden, die die Szene verfolgt hatten, kramten nun ebenfalls in ihren Taschen nach den Scheinen und drückten sie John in die Hand. Adams nickte ihm zu, als er den Packen entgegennahm und begann, die Liste zu kontrollieren.
    In der Zwischenzeit wandte sich John erneut an die Besucher. War irgendjemandem etwas aufgefallen? Hatte einer von ihnen beobachtet, wie sich eine Person von der Gruppe entfernte? Er sah in ratlose Gesichter. Kein Wunder, dachte John bei sich, die Schlüsselzeremonie war ein fesselndes Ereignis und so war die Aufmerksamkeit der Zuschauer ganz auf das Geschehen fixiert.
    Schnell hatte Adams den Namen der Vermissten herausgefunden: Julia Feldmann, 178 High Holborn, London WC1.
    „Dort sind Wohnheime der Universität, vielleicht ist sie eine
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