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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten
Autoren: Viveca Sten
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Stimme vor, was passiert war. Währenddessen schwenkte die Kamera über das glitzernde Meer und zeigte einen Pulk von Segelbooten, die Kurs auf Gotland genommen hatten.
    »Der bekannte Anwalt Oscar Juliander war Teilhaber der Kanzlei Kalling, einer der größten Anwaltskanzleien in Schweden. Während seiner langjährigen Tätigkeit als Rechtsanwalt hatte Juliander sich einen Namen als gefragtester Insolvenzverwalter des Landes gemacht.«
    Auf dem Bildschirm erschien in Großaufnahme ein Archivfoto, das einen Mann in den Sechzigern zeigte, der durch seine Brille mit ernster Miene in die Kamera starrte. Er trug ein dunkelblaues Polohemd. Die rot glänzende Stirn verriet, dass er sich in praller Sonne auf dem Wasser befand.
    »Wir sind natürlich zutiefst schockiert«, sagte ein Mann, bei dem es sich laut Untertext um Hans Rosensjöö handelte, den ersten Vorsitzenden des KSSS . »Unsere Gedanken sind in dieser schweren Stunde vor allem bei seiner Frau Sylvia und seinen Kindern.«
    »Was können Sie uns über den Verstorbenen sagen?«, fragte der Reporter und hielt ihm das Mikrofon gefährlich dicht unter die Nase.
    Hans Rosensjöö machte ein pikiertes Gesicht, als fände er die Frage ungehörig.
    »Oscar war ein passionierter Regattasegler und ein hochgeschätzter Klubkamerad. Wir vom KSSS sind natürlich bestürzt und traurig, dass er nicht mehr unter uns ist.«
    »Haben Sie irgendeinen Verdacht, wer ihn ermordet haben könnte?«, bohrte der Reporter weiter.
    »Darauf zu antworten ist wohl Sache der Polizei«, versuchteRosensjöö das Gespräch zu beenden. Er trat einen Schritt zurück, als wollte er einen Angriff abwehren.
    »Müssen Sie die Regatta jetzt nicht abbrechen?«, fragte der Reporter in aggressivem Tonfall. »Wäre es nicht ein Wagnis, unter diesen Umständen weiterzumachen, mit einem Mörder draußen auf hoher See?«
    »Die Regatta wird wie geplant fortgesetzt. Oscar hätte es nicht anders gewollt. Im Übrigen habe ich nun wirklich nichts mehr dazu zu sagen«, fügte Hans Rosensjöö hinzu und gab sich keine Mühe, seinen Unmut zu verbergen.
    Der Reporter zeigte mit einer ausladenden Armbewegung auf den Hafen, wo Motor- und Segelboote einträchtig nebeneinander an den Stegen lagen.
    »Hier, mitten im paradiesischen Schärengarten, fragen sich Klubmitglieder und andere Segelsportler, ob es nicht lebensgefährlich ist, den Törn fortzusetzen. Die Polizei hat noch keine Theorie über die Hintergründe des Mordes verlauten lassen. Aber die gesamte Insel steht unter Schock, und die Spekulationen schlagen hohe Wellen.«
    Die Kamera schwenkte übers Wasser und verharrte einen Moment bei Lökholmen, der großen Hafenanlage gegenüber von Sandhamn. Links war Telegrafholmen zu sehen, das den Hafen einrahmte und für die geschützte Lage sorgte, für die die Seglermetropole Sandhamn so berühmt war. Die Kamera glitt weiter zu Oscar Julianders Swan, die weit draußen ganz allein an einem der Pontons lag. Der grüne Rumpf glänzte in der Sonne. Die Jacht wirkte verloren und im Stich gelassen, wie ein Rennpferd vor dem Start, das im Stall vergessen worden war.
    Das letzte Stück des Anlegers war mit blauweißem Polizeiband abgesperrt. »Zutritt verboten« stand auf einem gelbroten Zettel, mit Verweis auf den Gesetzesparagrafen, der Neugierigen die Annäherung untersagte. Weit draußen war ein Polizeiboot zu erkennen, das sanft auf den Wellen schaukelte.
    Mit einem letzten Panoramaschwenk auf das falunrote Klubhaus, das halbmast geflaggt hatte, wurde der Beitrag beendet.
    »Hast du das gesehen, Ingmar?«, sagte Isabelle von Hahne zu ihrem Mann und wandte sich vom Fernsehapparat ab. »Der gute Hans hat ja keine besonders vorteilhafte Figur gemacht. Braucht ein bisschen Medientraining, der alte Zausel.«
    Sie warf einen zerstreuten Blick durch die Balkontür ihrer Suite im Seglerhotel und schaltete den Fernseher mit der Fernbedienung aus.
    Ihre blonde Pagenfrisur mit den unauffällig eingearbeiteten hellen Strähnen saß perfekt wie immer. Am kleinen Finger der linken Hand trug sie ihren Wappenring in Gold und Blau mit dem Symbol des baltischen Adelsgeschlechts. Flüchtig bemerkte sie, dass er geputzt werden musste, ebenso wie ihr brillantbesetzter Ehering. Sie zuckte mit den Schultern und begann, rastlos in einer Illustrierten zu blättern.
    Ingmar von Hahne schüttelte abwehrend den Kopf.
    »Was erwartest du an so einem Tag? Nach einem derartigen Vorfall.« Er ging zur Minibar und nahm eine Portionsflasche Whisky
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