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Tod im Moseltal

Tod im Moseltal

Titel: Tod im Moseltal
Autoren: Carsten Ness
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können. Aber es wurde nur allmählich heller, noch boten ihm Regen und Dunkelheit Deckung. Er musste ihn weglocken, irgendwie.
    Er sah, wie das Schwein in seiner Tasche nach dem Handy suchte. Gute Idee. Er nahm blitzschnell sein eigenes hervor, aktivierte den Klingelton, und in dem Moment, wo sein Gegner den Rückruf startete, warf er es zehn Meter weit auf die gegenüberliegende Seite bis kurz vor das andere Haus. Er verharrte, bis er erleichtert den dumpfen Klingelton vernahm.
    Thomas hörte das Klingeln aus dem linken der beiden vor ihm liegenden Häuser. Als nach vier Wiederholungen die Mailbox anging, steckte er sein Smartphone wieder ein.
    »Was ist, Mazzomaid, keine Lust mehr zu telefonieren? Du hast doch sogar Empfang in deinem Rattenloch. Oder traust du dich nicht im Dunkeln auf die Straße?«
    Nachdem er keine Antwort bekommen hatte, ging er zügig auf das Haus zu. Dass Mazzomaid ihn nicht erschießen würde, setzte er einfach voraus. Gelegenheiten dazu hatte es schon gegeben. Also entschied er sich für die Offensive, und je näher er an dem Haus dran war, desto besser konnte er ihn orten. Er ging die fünfzehn Schritte, bis er auf Höhe der beiden Häuser stand, und wandte sich dem Haus zu, aus dem er das Telefonklingeln vernommen hatte.
    »Mazzomaid. Hier bin ich. Hat dich deine Sehnsucht nach mir verlassen? Oder hattest du nur Sehnsucht nach dem Versteckspiel aus unserer Kindheit?«
    Da er laut gerufen hatte, hörte er die schnellen Schritte hinter sich zu spät. Er konnte sich nicht einmal mehr ganz umdrehen, als ihn der Schlag in die Nieren traf. Noch bevor er zu Boden stürzen konnte, wurde sein Solarplexus von einem Ellenbogen so heftig getroffen, dass es ihm nicht nur die Luft raubte, sondern sein überraschtes Gehirn kurzzeitig unterversorgt den Betrieb einstellte. Den abschließenden Handkantenschlag gegen die Halsseite spürte er ebenso wenig wie den harten Aufschlag seines Körpers auf den Beton.
    Als er wieder aufwachte, war es, als ob er einen schweren Vorhang nach dem anderen zur Seite schieben müsse, um wieder an die Oberfläche seines Bewusstseins zu gelangen. Der Preis dafür waren heftige Schmerzen in der Nierengegend, ein stechender Schmerz im Schädel und eine empfindliche Kälte, die der Regen im Zusammenspiel mit dem böigen Wind auf seiner Haut verursachte.
    Er saß nackt mit dem Rücken an einen verrosteten Eisenträger gelehnt, der in der Nähe des Schutthaufens einen knappen Meter senkrecht aus dem Boden ragte. Seine Arme waren offenbar mit Handschellen hinter dem Träger gefesselt. Er zerrte daran, doch die harten Metallkanten gruben sich nur in seine Handgelenke ein. Dann wurde sein Kopf von einer Ohrfeige zur Seite geschleudert. Benommen sah er nach oben und damit genau in das nur einen knappen halben Meter entfernte Gesicht von Dennis Mazzomaid.
    Er sah ein breites Grinsen, das sich schnell entfernte, als Mazzomaid aus der Hocke aufstand und sich zwei Schritte zurückbewegte.
    »Na, Schwein, fühlst du dich gut?«
    »Könnte schlechter gehen, Ratte.«
    Auch ohne Fesseln hätte er keine Chance gehabt, dem blitzschnellen Tritt gegen die unteren linken Rippen auszuweichen. Sein Schrei wurde dadurch erstickt, dass ihm ein dreckiger nasser Lappen in den weit aufgerissenen Mund gesteckt wurde. Sein hasserfüllt auf Mazzomaid gerichteter Blick erstarrte, als er den Schuhabsatz auf sich zukommen sah. Er spürte, wie der Treffer ihm den Mageninhalt in die Speiseröhre drückte. Er wollte schlucken und musste gleichzeitig würgen. Noch bevor er darüber die Kontrolle gewonnen hatte, explodierten die nächsten Tritte wie Bomben auf seinem Körper. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er wieder zu sich kam und es wagte, die vor Schmerz zusammengekniffenen Augen langsam zu öffnen.
    Mazzomaid stand über ihm und schaute mit vor der Brust verschränkten Armen grinsend auf ihn herab.
    »Schweine sollten etwas zuvorkommender zu ihren Herren sein, sonst landen sie womöglich noch auf der Schlachtbank. Also, ich frage dich noch einmal: Fühlst du dich gut?«
    Thomas schüttelte leicht den Kopf.
    »Nein? Das tut mir aber leid. Geht es dir etwa schlecht?«
    Thomas nickte, und der Blick in die boshaften Augen von Dennis Mazzomaid beseitigte in ihm die letzten Zweifel. Mazzomaid würde keine Grenzen kennen, er war bereit, ihm an diesem nasskalten Novembertag alles zurückzuzahlen, was er ihm einst selbst angetan hatte. Und das war nicht wenig gewesen. Mazzomaid wollte Rache, war dabei sogar so
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