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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)
Autoren: Frank Demant
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Ignatz-Bubis-Brücke plötzlich so viele Menschen so mir nichts, dir nichts im Ebbelwei-Expreß aufeinander schossen, sind wir gezwungen, die metaphorischen Scheinwerfer der Geschichte auf den Februar desselben Jahres zu richten, als Herr Schweitzer gezwungen war eine Wette einzulösen, die er gegen Weizenwetter verloren hatte und nach menschlichem Ermessen nie und nimmer hätte verlieren dürfen. Das hört sich jetzt so an, als stünde diese verlorene Wette am Anfang einer Kausalitätskette, die auf dieses Massaker hinauslief. So war es mitnichten. Jene eingelöste Wette stand lediglich am Beginn eines Tages, an dem zum ersten Mal die Typen auftauchten, die für die größte konzertierte Aktion Sachsenhäuser Bürger gegen das organisierte Verbrechen verantwortlich waren.
    Kommen wir zu Weizenwetter. Weizenwetter war ein mittelgroßer, blonder Mann mittleren Alters, der, wie der Name schon sagte, für sein Leben gern wettete, vornehmlich um ebenjenes erfrischend prickelnde Weizengetränk, und der sich ebensogerne in der Kneipenszene herumtrieb und betrank. Einen richtigen Namen hatte er entweder nie gehabt oder war in Vergessenheit geraten. Für jedermann war er ganz einfach nur der Weizenwetter. Normalerweise ließ sich Herr Schweitzer nie aufs Wetten ein. Nicht, weil er nicht verlieren konnte, sondern schlicht und ergreifend weil er es kindisch fand.
    An jenem Abend allerdings ließ ihn Weizenwetter nicht in Ruhe. Man befand sich in illustrer Runde beim Schoppepetzer, einer gemütlichen Ebbelweikneipe auf der Textorstraße, wo man, nomen est omen, Schoppen petzen konnte. Herrn Schweitzers Liebste, Maria von der Heide, deren Freundin Karin Schwarzbach, Bertha vom Weinfaß, die noch ein paar Tage Betriebsferien hatte, sowie die besagten Weizenwetter und Herr Schweitzer saßen schon eine Weile auf den hölzernen Bänken der Gaststätte, als Weizenwetter dem strategisch besser sitzenden Herrn Schweitzer bedeutete, doch noch einen 10er Bembel bei Ines zu ordern, auf daß man noch fein einen bechern könne. Doch Herr Schweitzer wußte, daß Weizenwetter heute erst das zweite Mal im Schoppepetzer war und das diesbezügliche Debut gerade erst zwei Tage her war. Und vorgestern war der Name der Bedienung tatsächlich Ines gewesen, wie Weizenwetter mehr trunken als flirtend eruiert hatte. Die vorgestrige Ines war allerdings grauhaarig, mollig und auch ansonsten kein Blickfang, derweil es sich bei der augenblicklichen Kellnerin um eine nach allen Regeln der Erotik wohlproportionierte Blondine handelte, deren Name bislang unbekannt war.
    Folglich sagte Herr Schweitzer: „Das mit dem 10er Bembel geht in Ordnung, allerdings ist das nicht die Ines. Hattest wohl neulich ganz schön einen sitzen, was? Die Ines, die du meinst, hatte nämlich graue Haare.“ Er hätte noch hinzufügen können, daß die heutige Bedienung eine astreine Figur habe, aber welcher vernünftige Mann würde das schon sagen, wenn seine Freundin neben ihm sitzt?
    Weizenwetter war leicht verunsichert. Geräuschlos stellte er sein Geripptes, so werden hierzulande die Apfelweingläser wegen ihres gerippten Rautenmusters vom Volksmund auch genannt, auf den Tisch, legte seinen Kopf schief, kniff die Augen zusammen und fixierte die blonde Bedienung, die sich derwischgleich zwischen den Bankreihen bewegte. Doch Weizenwetter hatte mehr intus als man vermuten konnte, und so fiel ihm das Fixieren doch recht schwer. Dies tat aber seiner großen Schnauze keinen Abbruch. „Hör mal, Simon, ich versteh was von Frauen und …“
    „Seit wann denn das?“ mischte sich nun die Wirtin vom Weinfaß ein.
    „Halt du dich da mal raus.“ Weizenwetter wandte sich wieder an Herrn Schweitzer. „Glaub mir, Simon, keine zwei Frauen auf der Welt ham den gleichen Arsch. Ich weiß, von was ich rede. Und die hier, das ist ganz eindeutig Ines, da ist mal alles knackig dran.“
    Bevor Herr Schweitzer etwas erwidern konnte, wurde er von Maria zur Rede gestellt: „Stimmt das, schaut ihr Männer uns Frauen immerzu auf den Hintern?“
    „Och … Die anderen vielleicht … Keine Ahnung … Glaub ich nicht.“ Überzeugend klang das nicht.
    „Was ist jetzt? Bestellst du bei der Ines jetzt noch einen Bembel, oder doch?“
    „Das ist nicht die Ines.“ Es klang schon leicht genervt.
    Weizenwetter wurde es zu bunt: „Wollen wir um ein Weizen wetten, hä, wollen wir?“
    „Erstens gibt’s hier kein Weizen und zweitens wette ich nicht.“
    „Hast wohl Angst?“
    „Paß auf, Weizenwetter,
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