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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus
Autoren: Petra Schier
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halte und Euch bei meinem nächsten Besuch alles erzähle.»
    «Dann müsst Ihr schon gehen? Das ist schade. Gehabt Euch wohl!» Reinhild hob zum Abschied die Hand. Adelina verließ den großen Saal und traf vor der Tür wieder auf Irmingard.
    «Hat Reinhild in der Nacht wieder einen Anfall gehabt?» Irmingard nickte und runzelte dazu besorgt die Stirn.
    «Gestern war ihr Gemahl hier und wollte sehen, wie es ihr geht. Und prompt hatte sie wieder diesen Traum. Wisst Ihr, fast glaube ich, sie will gar nicht zu ihm zurück.»
    «Aber er ist doch so besorgt um sie», wunderte Adelina sich. «Natürlich ist er viel älter als sie, aber ich hatte den Eindruck, dass er sie wirklich sehr lieb hat.»
    «Tja, wer weiß.» Irmingard zuckte mit den Schultern. «Ihr bringt also morgen die Arzneien?»
    «Das werde ich, keine Sorge. Und dann sehe ich mir auch Benedikts Bein an. Die Umschläge haben doch ein bisschen geholfen, oder?»
    «Ja, das haben sie. Ich danke Euch, dass Ihr Euch darum kümmert. Der Bader wollte das Bein schon abnehmen, aber Benedikt mag davon nichts hören.»
    «Das ist auch nicht nötig. Vielleicht kann ich den neuen Medicus dazu bringen, dass er sich das Bein einmal anschaut.»
    «Den neuen Medicus? Woher kennt Ihr den denn schon wieder?»
    «Er hat unsere Dachstube gemietet», erklärte Adelina. «Vielleicht hat er ja Zeit.»
    «Aber er darf nicht zu teuer sein. Benedikt ist kein reicher Mann.»
    «Das weiß ich doch. Wir kriegen das schon hin.»
    Adelina verabschiedete sich und machte sich auf den Heimweg.
    Ihr Vater stand im Verkaufsraum der Apotheke und unterhielt sich mit einem Kunden. Als er Adelina sah, deutete er auf die Tür zum hinteren Raum. Dort hockte Vitus auf einem kleinen Hocker und schniefte in seinen Ärmel. Adelina trat schnell zu ihm und fasste ihn an der Schulter: «Was ist geschehen, Vitus? Weshalb weinst du?»
    Der Junge schaute mit verquollenen Augen zu ihr auf und schlang impulsiv seine Arme um ihre Hüfte. «Ich will nicht, dass sie Fine wehtun!»
    «Wer will Fine wehtun?» Adeline blickte sich nach der schwarzweißen Katze um. Fine saß friedlich unter dem Regal und putzte sich.
    «Die Jungen von nebenan! Sie sagen, dass sie sie holen kommen und totmachen und ihr das Fell über die Ohren ziehen.» Vitus war kaum zu verstehen, weil er sein Gesicht an Adelinas Bauch drückte. Sie streichelte ihm besänftigend über den Kopf.
    «Niemand wird Fine totmachen. Das waren Herrn Keppelers Lehrbuben. Du weißt doch, wie ungezogen die sind. Sind sie etwa wieder über den Zaun geklettert?Ich werde gleich hinübergehen und mich bei Keppeler beschweren.»
    «Aber sie dürfen Fine nichts tun», flehte der Junge und schluchzte wieder. Adelina seufzte und löste vorsichtig seine Arme von ihrem Leib.
    «Deiner Katze wird nichts passieren, versprochen. Weißt du was, du darfst sie heute Nacht mit in deine Kammer nehmen. Da ist sie dann ganz sicher. Und nun hör auf zu weinen.»
    Vitus’ Augen bekamen einen hoffnungsvollen Schimmer.
    «Ich darf sie in meine Kammer nehmen?»
    «Das habe ich doch gesagt. Aber nur ausnahmsweise.» Sie lächelte aufmunternd und sah erleichtert zu, wie ihr Bruder die Katze liebevoll auf den Arm nahm und streichelte. Fine schloss die Augen und ließ ein behagliches Schnurren hören.
    Adelina schüttelte den Kopf und ging zurück zu ihrem Vater, der inzwischen allein in der Apotheke stand und den Verkaufstresen abwischte.
    «Konntest du Vitus beruhigen? Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Er kam aus dem Garten herein und hat ganz fürchterlich geheult. Was ist denn passiert?»
    «Keppelers Lehrbuben haben ihn gehänselt. Vater, wir müssen den Zaun im Garten unbedingt reparieren. Die Bengels sind schon wieder herübergeklettert! Auf jeden Fall gehe ich jetzt erst mal zu Keppeler und werde mich beschweren.»
    Albert Merten nickte betrübt.
    «Der arme Junge ist so hilflos. Soll ich nicht lieber selbst mit dem Kaufmann reden?»
    Adelina schüttelte den Kopf und wies auf das Fenster.
    «Da kommt Kundschaft. Ich bin gleich wieder hier.» Sie strich ihren Mantel glatt und ging hinüber zum Nachbarhaus. Auf ihr Klopfen öffnete der Hausherr persönlich. Er war eine imposante Erscheinung mit enormem Bauchumfang, gewaltigen Hängebacken und kleinen Schweinsäuglein, die sie neugierig musterten.
    «Nanu, Jungfer Adelina, was führt Euch hierher? Hat meine Gemahlin Kräuter oder Arzneien bestellt?»
    «Nein, Herr Keppeler. Ich wollte zu Euch. Eure Lehrbuben sind schon wieder über
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