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Tod auf der Venus

Tod auf der Venus

Titel: Tod auf der Venus
Autoren: Donald A. Wollheim
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Wasser war kochend heiß. Irgendwo über ihnen war Regen oder Schnee gefallen und in das Höhleninnere gedrungen. Vulkanische Hitze, oder auch die hohen Temperaturen des Planeten, hatten es zum Kochen gebracht.
    Es konnte aufgefangen und gekühlt werden, und das war wichtig. Zugegeben, sie wußten nicht, wohin der Tunnel führte. Zugegeben ferner, daß sie kaum mehr Lebensmittel hatten und auch keine finden konnten. Weiterhin zugegeben, daß in diesen Tunnels ihr Radio nutzlos war und auch draußen vermutlich nicht viel nützte. Aber hier war Wasser, und mit Wasser konnten sie etliche Wochen länger am Leben bleiben.
    Erst jetzt kam Chet zu Bewußtsein, unter welchem seelischen Druck sie die ganze Zeit hindurch gestanden hatten; jetzt wußte er es, da er die riesige Erleichterung beim Anblick des kleinen Wasserrinnsals erlebte.
    Von jetzt an kamen sie viel schneller vorwärts, und sie waren viel zuversichtlicher. In anderen Höhlen, sogar in Tunnels, fanden sie weiteren Dampf und weiteres Wasser. Einmal, als Chets Licht auf eine kleine Pfütze fiel, trat er hinein, tat aber sofort einen Satz heraus, lachte und schrie, weil das Wasser so heiß war. Aber es war ein Vergnügen ...
    Lange nach der gewohnten Zeit richteten sie in einer winzigen Höhle ihr Nachtlager, an deren einer Seite ein dampfendes Bächlein entlanglief. Sie machten aus allen benützten Tuben Wasserbecher, die sie füllten. Aus einer Tube formten sie einen kleinen Trichter. Am Morgen konnten sie das abgekühlte Wasser dann trinken, und was noch übrig war, kam in die leeren Tuben, die man wieder verschloß und mitnahm. Sie schliefen tief und fest in jener Nacht.
    Wasser. Als sie aufwachten, tranken sie Wasser. Sie richteten ihren Vorrat her, und was sie nicht tranken oder mitnehmen konnten, platschten sie sich in die Gesichter. Sie aßen, tranken und scherzten, und dann folgten sie dem nervösen Lampenstrahl, bis er allmählich schwächer wurde. Sie knipsten die Lampe aus, damit sich die Batterien vielleicht wieder ein bißchen erholen konnten, und da entdeckten sie dann, daß keine völlige Dunkelheit mehr herrschte. Schließlich erkannten sie die Wände der Höhle, und an einer Biegung reflektierte sich Licht von draußen.
    Sie rannten dem Licht entgegen, stolperten in ihrer Freude, schrien und brüllten, daß ihre Stimmen von den Höhlenwänden zurückgeworfen wurden. Und dann entdeckten sie einen wundervollen Bogen aus Licht, durch den sie lachend stürmten, und dann fielen sie einander um den Hals und tanzten.
    Halb geblendet vom Licht und trunken vor Begeisterung brauchten sie eine Weile, bis sie sich wieder fassen konnten. Dann schwiegen sie und schauten sich um. Unglaublich – sie hatten es für so selbstverständlich gehalten, daß sie in einer nackten Felsregion sein müßten, und so hatten sie keinen Blick für ihre Umgebung gehabt.
    Sie waren in einem Wald; es war eigentlich eher ein Dschungel aus Farngewächsen, der keinem Urwald auf Erden glich, aber doch nichts an sich hatte, was auf der Erde nicht auch möglich gewesen wäre – wenigstens soweit sie sehen konnten. Durch die dickblättrigen Zweige sahen sie Wolken, durch die weder blauer Himmel noch Sonne zu erblicken waren, und trotzdem war es viel heller als damals auf dem riesigen Plateau.
    Sie standen auf einer Kuppe dieses Hochlands, die ganz abrupt aus dem umgebenden Gelände herauswuchs. Woher kam diese Kuppe? Wie mochte sie entstanden sein?
    Chet hatte sich überlegt, daß vielleicht vor Jahrtausenden ein Asteroid oder ein kleiner, unstabiler Mond auf die Venus gestürzt war. Dieser Aufprall mochte dann die riesigen Staubwolken erzeugt haben, die noch über dem Planeten hingen. Der Einschlag könnte dann die Rotation des Planeten verändert, vielleicht sogar für einige Zeit abgebremst und dann allgemein verlangsamt haben. Der kleine Mond oder Asteroid mußte sich tief in die Oberfläche der Venus gebohrt haben, schaute jedoch noch so weit heraus, daß eine meilenweite Mesa sich über die planetaren Ebenen erhob, die nun niedrigere Temperaturen aufwies als das Tiefland und hoch über der Staubsturmregion lag.
    Egal, wie es auch sein mochte, hier konnte man wohl leben. Und dieser Gedanke erzeugte einen anderen. Sie ließen sich auf die Knie nieder und suchten nach Insekten oder Beweisen für anderes tierisches Leben. Sie fanden nichts. Es gab Farne, Pilze in allen möglichen Formen, Algen und algenähnliche Gewächse, die ganz vertraut wirkten, und Laubpflanzen, die wie Bäume
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