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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse
Autoren: Paul Harding
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Henry war mächtig genug, um Beamte zu
     bestechen.« Er trank sein Bier aus. »Ist Sir Jacob immer noch
     in St. Bartholomew?«
    »Allerdings, und es
     geht ihm nicht schlechter.«
    »Gut. Dann soll der
     Tanz beginnen!«

Vierzehn
    Tabitha Velour öffnete
     die Tür, und ein Lächeln legte ihr Gesicht in Falten, als sie
     Athelstan hereinwinkte.
    »Guten Morgen, Bruder.
     Ihr habt doch nicht etwa noch mehr Fragen?«
    Sie führte den
     Ordensbruder in die kleine Wohnstube, wo Emma Roffel mit einem Kontobuch
     auf dem Schoß vor dem Feuer saß. Auch sie lächelte, als
     Athelstan eintrat.
    »Bruder, warum seid Ihr
     hier? Bitte setzt Euch doch.« Sie wandte sich an Tabitha. »Bring
     einen Krug Ale für Bruder Athelstan.«
    Athelstan setzte sich.
     Tabitha brachte Ale und einen Teller frische Milchbrötchen, den sie
     auf eine Kante des Herdsteins stellte.
    »Nun, Bruder, was kann
     ich für Euch tun?« Emma Roffels Gesicht wirkte sanfter und
     ruhiger.
    Nun lächelte auch
     Athelstan. »Ich war unterwegs zu Sir Jacob Crawley im Hospital von
     St. Bartholomew und kam nur vorbei, weil ich dachte, Ihr könntet mir
     das hier vielleicht flicken« - er zeigte auf einen Riß im
     Ärmei seiner Kutte - »und mir zugleich noch ein paar Fragen
     beantworten, bevor die ganze Sache abgeschlossen wird.«
    »Abgeschlossen?«
     Emma Roffel richtete sich auf.
    Athelstan nickte. »Ich
     treffe mich in St. Bartholomew mit Sir John. Er kommt mit Gerichtsdienern
     und einem Haftbefehl für Sir Jacob Crawley wegen Mordes an Eurem
     Gemahl sowie an Bracklebury und seinen beiden Matrosen.«
    Emma Roffel schloß die
     Augen. »Gott schütze uns«, flüsterte sie. Dann
     beugte sie sich vor und faßte nach dem Ärmel von Athelstans
     Kutte. »Tabitha ist eine gute Näherin. Sie kann das flicken.«
     Sie schnippte mit den Fingern. »Komm schon her, Weib!«
    Tabitha eilte zu der kleinen
     Bank unter dem Fenster, klappte sie auf und holte einen Korb heraus. Dann
     kniete sie damit neben Athelstan nieder. Der Ordensbruder schrak hoch, als
     es laut an der Tür klopfte.
    »Ich kümmere mich
     darum«, sagte Emma Roffel.
    Athelstan hörte, wie sie
     den Korridor hinunterging, die Tür öffnete, ein paar Worte
     sprach und sie wieder schloß.
    Er blickte nicht auf, als sie
     wieder hereinkam.
    »Wer war das?«
     fragte Tabitha.
    Emma Roffel gab keine
     Antwort. Sie ging in die Küche und kam dann zurück; ihre Hände
     steckten in den Ärmeln eines weiten Gewandes. Sie setzte sich und
     starrte ins Feuer.
    »Wir haben hier einen
     schlauen, schlauen kleinen Pfaffen, Tabitha.«
    Athelstan blickte auf. Emma
     Roffels Gesicht war eine Maske der Wut, bleich und schmallippig, und ihre
     dunklen, kraftvollen Augen loderten.
    »Mistress?«
     fragte er.
    »Laß seine Kutte,
     Tabitha. Komm her und setz dich zu mir.«
    Die Zofe huschte zu ihr hinüber.
     Athelstan verschränkte die Hände vor dem Bauch und hoffte, daß
     man ihm die Angst nicht anmerken würde. Emma Roffel beugte sich vor.
     »Einen hinterlistigen, verschlagenen Pfaffen, der ganz und gar nicht
     unterwegs nach St. Bartholomew ist!« spie sie. »Weißt
     du, wer da geklopft hat, Tabitha?« Sie ließ Athelstan nicht
     aus den Augen. »Ein anderer Pfaffe - dieser dumme, steinalte,
     sabbernde Pfarrer Stephen aus der Kirche von St. Mary Magdalene.«
    »Wieso erregt Euch das,
     Mistress?« fragte Athelstan unschuldsvoll.
    Emma Roffel lehnte sich zurück.
     Offenbar machte ihr dieser Kampf der Gehirne Spaß.
    »Das wißt Ihr
     ganz genau, Pfaffe. Erzählt es mir doch!«
    »Oh ja, ich werde Euch
     etwas erzählen, Madam. Ich erzähle Euch die Geschichte eines
     jungen schottischen Mädchens, geboren in einem Fischerdorf in der Nähe
     von Edinburgh. Sie heiratete einen amtsenthobenen Priester, und sie
     glaubte, diese Ehe habe der Himmel gestiftet, aber daraus erwuchs ein Haß,
     der in der Hölle geschmiedet ward. Ihr, Mistress Roffel, haßtet
     Euren Mann. Der Haß ließ beider Seelen frieren. Roffel wandte
     sich an seine männliche Hure Bernicia, und Ihr gingt zu Eurer
     Geliebten: Tabitha.« Athelstan schaute Tabitha an, die seinen Blick
     kühl erwiderte. »Ihr nahmt Euch vor, Euren Mann zu ermorden«,
     fuhr er fort, »indem Ihr die Flasche mit seinem Usquebaugh
     vergiftetet; Ihr dachtet Euch, sollte es je herauskommen, würde
     jemand von Bord der God’s Bright Light die Schuld bekommen, denn
     Euer Mann war bei seiner Mannschaft verhaßt.« 
    »Aber Pater«,
     schnurrte Emma Roffel,
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