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Tod auf der Fähre (German Edition)

Tod auf der Fähre (German Edition)

Titel: Tod auf der Fähre (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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aussagen?»
    «Die Wahrheit. Die Wahrheit wird ungeschminkt in meinem Bericht stehen.»
    «Wird Herbie die Zeit im Gefängnis überleben?»
    «Ich … ich weiss es nicht, Frau Vischer. Wenn ich das nur wüsste.»
    «Haben Sie vermutet, dass Herbert Kuhn der Täter ist?»
    «Nein. Ich hatte einen anderen im Visier.»
    «Hans … Dr. Hauswirth?»
    «Unter anderem.»
    Es würde sein Geheimnis bleiben, dass er Albert Vischer wegen Mordes an Frank Brehm verhaften wollte. Ächzend stieg Ferrari aus dem Sportwagen aus.
    «Das muss ich nicht jeden Tag haben. Ich komme mir ja wie eine eingeklemmte Sardine vor. Vielen Dank, dass Sie mich nach Hause gefahren haben.»
    «Nichts zu danken. Ich bedaure es sehr, dass wir uns unter diesen Umständen kennen gelernt haben, Herr Ferrari. Ich möchte Sie und Ihre Freundin gerne zu einem Nachtessen bei mir einladen. Kommen Sie?»
    «Sehr gern. Da wird sich Monika, sicher freuen.»
    «Sie nicht?»
    «Doch, doch. Aber erst nach meinem Urlaub.»

22. Kapitel
    Ferrari schleppte sich mit schmerzenden Gliedern durch die Eingangstüre.
    «Hallo, Francesco.»
    «Tag, Nikki, mein Schatz.» Er küsste sie auf die Wange.
    «Spielst du mit mir UNO?»
    «Später vielleicht. Ich hatte einen anstrengenden Tag.»
    Monika schob ihre Tochter sanft aus dem Weg.
    «Lass Francesco zuerst einmal Luft holen, Liebes.»
    «Nie habt ihr Zeit für mich», protestierte Nikki und verschwand in ihrem Zimmer.
    «Du siehst schlecht aus, Francesco. Bist du nicht weitergekommen?»
    «Ich habe heute den Fall aufgeklärt.»
    «Na, bravo, kann ich da nur sagen. Ich gratuliere dir.»
    Ferrari setzte sich kommentarlos an den Küchentisch und schloss die Augen.
    «Es gefällt dir etwas nicht. Willst du darüber reden?»
    «Im Moment lieber nicht. Ich brauche ein wenig Ruhe.»
    Monika kannte diesen Zustand sehr genau. Sie hakte nicht weiter nach. Es wäre sowieso sinnlos gewesen. Francesco musste zuerst einmal seine Gedanken ordnen, das Chaos in seinem Kopf entwirren. Dann würde er ihr in Ruhe alles der Reihe nach erzählen.
    Der Kommissär griff wie in Trance nach einer Flasche Wein und schenkte sich ein Glas ein. Beinahe hätte er einen grauenhaften Fehler begangen. Ähnlich wie Baer, dachte er. Aber das war für den Kommissär nicht das eigentliche Problem. Besonders hart traf ihn die Erkenntnis, dass Herbert Kuhn den Künstler getötet hatte. Alles in ihm rebellierte gegen diese Vorstellung. Es konnte, nein, es durfte nicht wahr sein. Aber Isabelles Schilderungen klangen überzeugend. Er wog immer wieder Für und Wider ab. Er schenkte sich Wein nach und stellte erstaunt fest, dass er in der vergangenen halben Stunde eine ganze Flasche getrunken hatte. Ferrari erhob sich. Sein Kopf fühlte sich schwer an, sehr schwer. Und sein Magen rebellierte. Er spürte ein eigenartiges Zucken. Ja, der Fall war gelöst. Doch dieses Mal blieb das Siegesgefühl aus, keine Begeisterung, kein Triumph. Nichts als ein fahler Geschmack. Das Gute hatte nicht über das Böse gesiegt. So einfach war das Leben nicht. Mist, verdammter. Und was war aus seinem Vorsatz geworden, zwei jungen Menschen zu helfen, sie aus ihrem Dilemma zu befreien? Nichts, rein gar nichts. Ferrari blieb noch einen Moment stehen und atmete tief durch. Ein, aus, ein, aus. «So. Morgen werde ich den Täter der Justiz übergeben», murmelte er vor sich hin und setzte sich zu Monika ins Wohnzimmer.
    «Fühlst du dich jetzt ein wenig besser?»
    «Es geht.»
    «Willst du etwas essen?»
    «Ich habe heute noch nichts gegessen.»
    «Ich mache uns rasch Sandwiches.»
    Ferrari fühlte sich leer. Leer und traurig. Monika kam mit einem Teller voll belegter Brote und einer Flasche Wein ins Wohnzimmer zurück.
    «Verträgst du noch ein Glas?»
    «Ich glaube schon. Aber zuerst muss ich ein Sandwich essen.»
    «Was ist passiert, Francesco? Normalerweise reagierst du anders, wenn ein Fall gelöst ist.»
    «Interessiert es dich gar nicht, wer der Mörder ist?»
    «Brennend, aber ich wollte dich nicht drängen.»
    «Herbert Kuhn!»
    «Nein, das ist unmöglich! Bist du sicher?»
    «Es besteht kein Zweifel.» Der Kommissär erzählte Monika, wie es zu der Tat gekommen war.
    «Das ist ja schrecklich. Die arme Frau! Dieses verfluchte Scheusal. Ich hätte den Kerl an Herbert Kuhns Stelle auch umgebracht.»
    «Bitte, Monika, weisst du, was du da sagst?»
    «Brehm hat auch gemordet. Nicht im wirklichen Sinn des Wortes. Er hat aber viele Menschen auf dem Gewissen, Olivia Vischer, Hans Hauswirth,
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