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Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition)

Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition)

Titel: Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition)
Autoren: Ann Murdoch
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dahin nichts Konkretes getan hat, dann werde ich eine Dienstaufsichtsbeschwerde an Ihren Vorgesetzten einreichen. Und ich werde notfalls auch noch weiter gehen, denn ich kann nicht einsehen, dass der ganze Zirkus darunter leidet, dass ein unfähiger Inspector, der vor Liebe blind ist, den Fall verschleppt und eine eindeutige Verdächtige auch noch zu schützen versucht.“
    Das ging Lamont denn doch zu weit. „Ich lasse mich von Ihnen nicht unter Druck setzen, Sir. Und ich verwahre mich gegen Ihre Anschuldigungen, die ich im Augenblick der Erregung über den heutigen Vorfall zuschreiben will. Würde ich das nicht tun, müsste ich Ihre Worte ernst nehmen und auf einer Anzeige Ihrerseits bestehen, die von meinem Vorgesetzten dann sehr ernst genommen würde, das kann ich Ihnen versprechen. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich durch unangebrachte Gefühle von ihrer Arbeit ablenken lassen. Sollte Pat wirklich etwas damit zu tun haben, werde ich dafür sorgen, dass sie ihre gerechte Strafe erhält. Aber für diesen Einbruch kann sie auf keinen Fall verantwortlich sein. Es gibt einfach zu viele Zeugen, die sie zum fraglichen Zeitpunkt gesehen haben. Und ich bin nur einer davon. Wir alle bei der Polizei tun, was wir können, dessen dürfen Sie versichert sein. Doch wenn Ihnen das nicht ausreicht, oder wenn Sie mit unseren Methoden nicht einverstanden sind, dann bitte ich Sie, auf der Stelle eine Beschwerde einzureichen. Ich bin sicher, mein Vorgesetzter und der Bürgermeister werden Ihnen aufmerksam zuhören.“
    Cedric machte einen Rückzieher, mit dem Bürgermeister mochte er sich nicht anlegen, der war eindeutig gegen den Zirkus und besonders gegen ihn, Cedric, eingestellt. „Ich glaube, ich bin ein wenig zu weit gegangen“, wandte er jetzt ein, wohl wissend, dass eine Beschwerde nur Ärger bringen konnte. Die Polizei in Dumbarton unterstand nun einmal Chief-Superintendent Buchannan, dem direkten Vorgesetzten von Keith Lamont, der ohnehin schon ungnädig auf das Zirkusvolk reagierte. Und der Bürgermeister würde jede Beschwerde zum Anlass nehmen, den Zirkus mit einem Auftrittsverbot zu belegen, er schätzte diese Art von Schwierigkeiten gar nicht.
    Die lahme Entschuldigung des Direktors besänftigte Keith ganz und gar nicht, doch er blieb eiskalt höflich, verließ aber wutentbrannt den Wohnwagen, fuhr zurück ins Büro, wo er seine Gereiztheit dann an Janet ausließ, die das aber nicht krummnahm. Sie war Kummer gewöhnt, und Lamont gehörte normalerweise nicht zu den Leuten, die andere für ihre schlechte Laune büßen ließen. Als er dann bemerkte, wie übel er sich Janet gegenüber benahm, schenkte er ihr eine Schachtel Pralinen, um sich zu entschuldigen. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte er damit ihr Herz noch mehr erobert als ohnehin schon.
     
    *
     
    Es war Neumond, und nur der Lichtschein einiger vereinzelter Sterne durchbrach ab und zu die lockere Wolkendecke.
    Pat ging mit traumwandlerischer Sicherheit durch jetzt leeren, wie ausgestorben wirkenden, angedeuteten Straßen des Wohnwagenparks im Zirkus. Sie hatte es auf Glencarrick Castle einfach nicht mehr ausgehalten, der Druck, der auf ihr lastete, war zu stark geworden, und wenn sie jetzt nicht einfach etwas unternahm, dann wurde sie verrückt.
    Es war ein so vertrautes Gefühl wieder im Zirkus zu sein, fast wie eine Heimkehr.
    Pat machte sich keine Gedanken um das Versprechen, das sie Keith gegeben hatte. Sie hatte schließlich nur versprochen nichts zu unternehmen, was sie in Gefahr bringen konnte. Und sie wollte sich hier nicht in Gefahr bringen, nein, was sollte ihr hier mitten in der Nacht schon passieren, wo sie nur sehen und forschen wollte. Das Eingreifen würde sie später Keith und seinen Leuten überlassen.
    Dennoch fühlte sie sich ein bisschen wie eine Einbrecherin, weil sie hier ja eigentlich nichts mehr zu suchen hatte. Auch wenn der Wohnwagen, der ihr persönliches Eigentum war, noch immer hier stand.
    Der Geruch der Raubtiere stieg ihr in die Nase, streng und scharf, und vermittelte den Eindruck von Gefahr. Und doch war Pat relativ unbesorgt. Die Tiere kannten sie und ihren Geruch, also würden sie nicht gleich in laute Unruhe ausbrechen, bestenfalls ein wenig fauchen, bis sie identifiziert hatten, wer sie war.
    Natürlich konnte sich Pat längst nicht sicher sein, dass sie ausgerechnet in dieser Nacht auf den Attentäter traf, und doch hatte sie ein Gefühl gehabt, das sie einfach dazu trieb, sich auf die Suche zu machen, sie
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