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Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition)

Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition)

Titel: Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition)
Autoren: Ann Murdoch
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dass sie ihren Chef heimlich und intensiv liebte.
     
    *
     
    Keith war sich ein wenig unschlüssig, wen er als nächstes befragen sollte, entschied sich dann aber dafür, erst einmal auf dem Gelände herumzulaufen, sich umzusehen und vielleicht Leute in ein Gespräch zu verwickeln, so dass sich bestimmt bessere Möglichkeiten ergaben, als wenn er stur nach einem Schema vorgegangen wäre.
    Wie magisch angezogen gingen Keith und Janet auf den Weißclown Colin zu, der in einer ruhigen Ecke jonglierte und ein ausgesprochen abweisendes Gesicht machte, als er die Besucher sah.
    „Fremde sind hier nicht zugelassen“, knurrte er. „Die Tierschau ist da drüben, hier haben Sie keinen Zutritt.“
    Notgedrungen zog Keith seinen Ausweis hervor und hielt ihn dem Mann unter die Nase.
    „Und was will die Polizei hier? Das mit Eve war ein Unfall nichts weiter. Unfälle passieren eben.“
    „Nun, wir sind da anderer Ansicht. Und ich hätte Ihnen ein paar Fragen zu stellen.“
    „Nun gut, dann stellen Sie Ihre Fragen, und dann verschwinden Sie wieder.“ Es war offensichtlich, dass Colin keine großen Sympathien für die Polizei hatte. Aber Lamont nahm das hin, das fahrende Volk, wie die Zirkusleute häufig noch genannt wurden, hatte seine eigenen Gesetze, und die Polizei war allgemein nicht gerne gesehen.
    Keith lächelte plötzlich. „Mir scheint, Sie haben keine großen Sympathien für die Polizei, nein?“
    „Ich wüsste auch nicht, warum.“
    „Vielleicht, weil es doch immer heißt, die Polizei, dein Freund und Helfer?“
    Colin lachte auf. „Was ist das denn? Ein Bulle mit Humor, etwas sehr Seltenes. Also gut, fragen Sie. Aber meine Freunde suche ich mir immer noch selbst aus.“
    Der Inspector freute sich, hatte er doch einen kleinen Sieg errungen, und sich zumindest ein wenig Achtung verschafft.
    „Fangen wir doch damit an, dass Sie mir Ihren Namen verraten.“
    Janet war von dem Clown fasziniert, wie Keith lächelnd feststellte, denn während des ganzen Gesprächs hatte er nicht einmal aufgehört zu jonglieren, aber auch nicht einen seiner Bälle verloren. Es störte den Inspector auch nicht, dass er weitermachte, Keith wusste, dass ein Clown seine Konzentration sehr wohl auf mehrere Dinge gleichzeitig richten konnte.
    „Ich bin Colin McLaughlin.“
    „Sind Sie schon lange bei diesem Zirkus?“
    „Fast vier Jahre.“
    „Und Sie sind zufrieden hier?“
    „Mit diesem Engagement? Ja.“
    „Und mit der Bezahlung?“
    „Im großen und ganzen auch“, erwiderte Colin. „Cedric handelt gute Verträge aus, hart aber fair.“
    „Also kommen wir zu gestern Abend“, kam Keith nun auf den Punkt.
    „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich stand hinter dem Vorhang, habe aber nicht viel von der Nummer gesehen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand hier von uns mutwillig eine Trosse lockern würde. Also kann es sich wirklich nur um einen Unfall handeln.“
    In diesem Augenblick wurde Colin unterbrochen von einer Frau, die mit tänzelnden Schritten vorbeiging und spöttisch auflachte, als sie die Worte hörte. Sie sah aus wie eine echte Zigeunerin, langes schwarzes Haar wallte über ihren Rücken, die traumhafte Figur steckte in einem engen Trikot, große runde Ohrringe baumelten von den Ohren herab, und die dunklen Augen blitzten spöttisch auf.
    Keith hielt inne und wandte sich blitzschnell zu der Frau um. „Mir scheint, Sie haben etwas dazu zu sagen, also scheuen Sie sich nicht.“
    „Du meine Güte, jeder hier weiß doch, dass Pat und Stuart ein Verhältnis haben. Da wundert es mich gar nicht, dass...“
    „Moira, halt den Mund“, kam der scharfe Befehl des Clowns.
    „Warum sollte ich das tun? Willst du sie vielleicht schützen, weil du väterliche Gefühle ihr gegenüber hast.“
    „Das ist Unsinn. Und es ist auch Unsinn, dass sie und Stuart ein Verhältnis haben. Ich glaube eher, du hast das Gerücht in die Welt gesetzt, weil du bei Stuart abgeblitzt bist. Tut mir leid, Inspector, glauben Sie ihr kein Wort, sie ist nur eifersüchtig. Stuart schaut keine andere Frau als Eve an. Und Pat hat es nicht nötig, sich mit einem verheirateten Mann abzugeben, sie könnte an jedem Finger zehn haben, wenn sie nur wollte.“
    Für Keith war es faszinierend, auf diese Weise ungewollt, aber sehr willkommen, festzustellen, welche Animositäten unter den Artisten herrschten. Und jetzt hatte er natürlich neue Anhaltspunkte, deren Wahrheitsgehalt er erst einmal herausfinden musste.
    Moira ging lachend weiter, und
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