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Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi

Titel: Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
Autoren: emons Verlag
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den
Sommerferien.«
    »Sie sollten mich inzwischen besser kennen, Señor Residente. Selbstverständlich
hat der Erzbischof von Valencia für mich eine Sondergenehmigung erwirkt.«
    »Was hat der denn damit zu tun?«
    »Das Bistum Mallorca ist als Suffraganbistum dem Erzbischof von
Valencia, Seiner Exzellenz Carlos Osoro Sierra, unterstellt.«
    »Und damit können Sie tauchen, wo Sie wollen?«
    »Nicht nur tauchen. Wir dürfen auch überall anlegen, solange wir
nicht ankern.«
    Bergers Augen leuchteten vor Freude. »Na dann, Exzellenz, dann
wollen wir mal. So wollte ich Cabrera schon immer mal erforschen. Ich hoffe
nur, ich muss vorher nicht zur Beichte.«
    »Müssen Sie nicht. Es würde Ihnen aber guttun«, konterte Crasaghi.
    »Wenn, dann jedenfalls nicht bei Ihnen.« Berger lächelte ihn freundlich
an. »Dafür sind Sie mir eindeutig zu neugierig.«
    ***
    Um fünf Uhr dreißig morgens hatten die beiden Frauen mit ihrem Spezialboot
die Südspitze Cabreras erreicht. Die letzten dreihundert Meter legten sie
paddelnd zurück. Sie waren froh darüber, dass sie von dem modernen Radarsystem
der Spanier nicht erfasst wurden, sonst wären sie schon längst von der
Küstenwache aufgebracht worden. Das Ufer der Insel war jetzt, im Morgengrauen,
bereits mit bloßem Auge zu erkennen. Mira zeigte auf eine kleine Landzunge.
»Das dahinten könnte was für uns sein.«
    Sie paddelten um die Felsformation herum und fanden eine Stelle, die
für ihre Zwecke perfekt war. Die Form der Felsen bildete so etwas wie einen
kleinen Hafen. Sie waren zu hoch, um an Land zu gehen, doch die Brandung hatte
das Gestein weit genug über dem Meeresspiegel ausgehöhlt, sodass es bei
normalem Seegang ungefährlich war, sich unter diesem Felsdach zu verstecken.
Hier waren sie vor der Sonne geschützt und konnten sich beruhigt zum Schlafen
ins Boot legen.
    »Wann bekommen wir denn nun endlich Nachricht, was wir hier
überhaupt sollen?«
    »Für neunhundert ist eine SMS angekündigt. Mehr kann ich dir auch nicht sagen.«
    »Hör mal, Mira, du hast doch schon mehrere Missionen durchgeführt?«
    Mira nickte.
    »Machen die immer so ein Bohei darum, wie wir unsere Instruktionen
bekommen?«
    Mira schaute Fatma verständnislos an. »Du hast doch gewusst, dass du
nicht bei der Heilsarmee anheuerst, sondern beim Mossad.«
    »Schon, aber bei dieser Nummer habe ich das Gefühl, dass nicht
einmal der darüber Bescheid weiß, was wir hier machen.«
    »Kann schon sein«, kam es abweisend zurück. »Aber der Marschbefehl
kam von unserem direkten Vorgesetzten, da gibt es kein Wenn und Aber.«
    »Ich weiß.« Fatma nickte nachdenklich und schwieg eine Weile. »Aber
nehmen wir mal an, der fängt plötzlich an zu spinnen und befiehlt uns
eigenmächtig etwas, über das der Mossad gar nicht Bescheid weiß. Zum Beispiel,
Putin umzubringen.«
    »Dann machen wir, ohne darüber nachzudenken, aus Ljudmila Alexandrowna
Putina eine steinreiche Witwe. Wo ist das Problem?«
    »Wir könnten nicht überprüfen, ob unsere Regierung das überhaupt
wollte.«
    »Sollten wir so einen Einsatz überhaupt überleben, würden wir es nach
einer Weile daran merken, dass man uns austauscht.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann werden wir am Leben bleiben, solange die Wärter unserer Körper
nicht überdrüssig werden.«
    Fatma sah sie traurig an. »Und wenn wir doch irgendwann freikommen?«
    »Glaub mir, Schwester, dann willst du nicht mehr leben.«

2
    Bischof Crasaghi hatte die Nacht auf dem Boot verbracht, während
Berger es vorgezogen hatte, in seiner Wohnung in Santanyí zu schlafen, schon
allein, um sein Reisegepäck neu zu sortieren. Dort hatte er alles, was er
persönlich für einen einwöchigen Seeaufenthalt benötigte. Nun stand er,
pünktlich um sieben Uhr morgens, mit seinem fertig gepackten Seesack neben dem
kleinen Hafenleuchtfeuer von Cala Figuera und staunte erneut über die Llaut, die
der Bischof gechartert hatte. Sie war ein Traum von einem Boot.
    Kinder, dachte Berger, wenn man mit dem Ding auf See kreuzt, hüpfen
einem die Fische sicher vor lauter Ehrfurcht und Neugier von allein an Deck.
    Crasaghi kam gut gelaunt und frisch rasiert aus dem Ruderhaus. Er
hatte seine Soutane gegen T-Shirt und Jeans eingetauscht.
    »Bitte an Bord kommen zu dürfen«, rief Berger.
    Crasaghi pfiff eine Tonfolge mit den Lippen und brüllte durch den
ganzen Hafen: »Achtung, Kapitän kommt an Bord!«
    Der Residente schulterte seinen Seesack und enterte mit geübten
Schritten seinen neuen Arbeitsplatz.
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