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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges
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Ordensgewand zwischen ihm und anderen Männern schuf.
    Diener stellten den nächsten Gang auf den Tisch. Es gab noch mehr Fisch – gegrillt, gebacken, gebraten und klein gehackt –, Hühnchen, gerösteten Schwan, gebackenen Tümmler und Spatzen in Aspik, begleitet von zuckerigen rosafarbenen Süßigkeiten, die die Form von Edelmännern und ihren Damen hatten.
    Thomas seufzte, nahm sich einen der überzuckerten Edelmänner und biss nachdenklich hinein. Sein Blick glitt über die Tafel, während seine Gedanken abschweiften, und er wünschte sich, Hal würde zurückkehren.
    Dann verharrte sein Blick, und das halbgegessene Zuckergebäck schwebte auf halbem Weg zu seinem Mund in der Luft.
    Dort, am gegenüberliegenden Tisch, saß die Hexe. Sie war neben einige andere Damen von niederem Rang gesetzt worden, die meisten von ihnen Frauen, die die adligen Damen im Lager begleiteten, andere, wie Margaret, Geliebte der adligen Männer. Mit sittsam gesenktem Blick saß sie da und trug das gleiche schlichte graue Kleid, in dem er sie auch in der Nacht seiner Ankunft gesehen hatte. Ihr Haar war zu einem langen Zopf geflochten, in den, soweit dies aus der Entfernung zu erkennen war, einige späte Gänseblümchen eingewirkt waren.
    Während er sie anschaute, hob sie einen Bissen an den Mund, kostete ein wenig davon, ließ ihn dann wieder sinken und wandte ihr schönes Gesicht ab.
     
     
    Thomas war so in den Anblick von Lady Margaret Rivers versunken, dass er nicht bemerkte, dass sie auch noch von zwei anderen aufmerksam beobachtet wurde. Johann von Gent, Herzog von Lancaster, und Baron Raby saßen beide schweigend da und hielten den Blick auf sie gerichtet.
    Schließlich wandte Lancaster den Kopf und sagte etwas zu Raby.
    Raby antwortete, schüttelte den Kopf und machte eine energische Handbewegung, dann lehnten sich beide Männer entspannt zurück und lachten.
    In diesem Augenblick betraten Musikanten und Mimen den Platz in der Mitte der Tische, Jubelrufe und Gelächter ertönten und die Feierlichkeiten begannen.
    Viele Stunden später, kurz vor der Morgendämmerung, als das Fest längst vorbei war und erschöpfte Diener langsam zwischen den Tischen umhergingen und die Überreste forträumten, stand Thomas immer noch unter einer der großen, alten Eichen. Viele der Fackeln waren schon vor einigen Stunden heruntergebrannt, und nun flackerten nur noch hier und da einige wenige und spendeten den Dienern Licht. Thomas lehnte an einem Baumstamm, die Arme verschränkt, das Gesicht ruhig und friedlich unter der schwarzen Kapuze seines Umhangs.
    Hal war nicht zu seinem Platz neben ihm zurückgekehrt, und Thomas hatte die restlichen Stunden des Festmahls – niemand durfte den Tisch verlassen, solange die königliche Gesellschaft noch da war – damit verbracht, zu viel Wein zu trinken und Zuckerzeug und würziges Fleisch zu essen. Manchmal hatte er der Unterhaltung in seiner Nähe gelauscht – hin und wieder hatten seine Nachbarn pflichtbewusst und mehr schlecht als recht versucht, ihn in ihre Unterhaltung mit einzubeziehen – und gelegentlich zu der Hexe hinübergesehen, doch die meiste Zeit hatte er nur dagesessen, über seine Lage nachgedacht und sich über die ständigen Verzögerungen geärgert, die sich ihm auf seiner Reise nach England… und der Suche nach Wynkyn de Wordes geheimnisvollem Buch in den Weg stellten.
    Schließlich hatte er sich jedoch dem Trunk hingegeben und seine Gedanken einfach schweifen lassen, bis er irgendwann bemerkte, dass nicht nur die königliche Gesellschaft, sondern auch ein Großteil der anderen Gäste bereits aufgebrochen waren.
    Die Hexe war nirgendwo mehr zu sehen.
    Weil er so benebelt vom Wein nicht ins Bett gehen wollte – nachdem er nun wieder einigermaßen in der Gunst des Prinzen stand, erwartete ihn ein bequemeres Bett in einem eigenen Gemach –, hatte Thomas einen raschen Spaziergang durch den Wald unternommen. Die Bäume standen nicht sehr dicht, die Nacht war vom Mondschein hell erleuchtet, und er fürchtete keine Gefahr. Nun sah er mit wesentlich klarerem Kopf den Dienern dabei zu, wie sie müde über die Lichtung stolperten, und sprach im Geist Gebete – die Matutin war inzwischen sicher längst vorbei –, sein Blick war trübe, sein Körper entspannt.
    »Verzeiht mir, Vater… «
    Thomas schreckte zusammen und blickte sich um.
    Sie stand vor ihm, die Hände sittsam gefaltet, den Kopf gesenkt.
    »Was macht Ihr hier?«, fragte Thomas.
    Margaret hob den Kopf und blickte ihn unter
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