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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen
Autoren: Ilsa J.Bick
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Backbord in einen kontrollierten Gleitflug kippte ... aber das ging nur, wenn er gegen jeden Instinkt handelte und den Triebwerksschub senkte.
    Penn rummelte, suchte nach dem Schubhebel. Ich darf mir keinen Fehler erlauben. Die Triebwerke dürfen nicht noch einmal ausfallen. Er zwang sich, langsam und überlegt zu handeln, die Schubleistung minimal zu senken. Die Drehung des Luzifer verlangsamte sich etwas, und er drückte den Bug des Jägers zehn Grad abwärts. Das reichte noch nicht, aber wenn er noch mehr Schub wegnahm, bestand die Gefahr, dass die Triebwerke wieder abschalteten.
    Dann tat er etwas, das in keinem Lehrbuch stand. Aber er tat es trotzdem, und im Nachhinein wusste er, dass es ihm das Leben gerettet hatte.
    Penn nahm gleichzeitig Schub zurück und fuhr das Fahrgestell an dem Bug und der linken Tragfläche des Luzifer aus - aber nicht an der rechten. Irgendwo in den Tiefen seines Hirns hatte er einen irrwitzigen Plan ausgebrütet, genug Luftwiderstand zu erzeugen, um seinen wild gewordenen Jäger weit genug nach Backbord zu ziehen, um mit der Tragfläche Luft zu fassen.
    Plötzlich sah er den Horizont - Gott im Himmel, er war weit genug gestürzt, um einen Horizont zu sehen - und Wolken wie eine Schaumdecke. Maximal dreißig, vierzig Grad... Komm schon, komm, zeig es mir ... Der Luzifer drehte sich noch immer, aber jetzt schwerfälliger. Der Jäger wirkte wie ein Kreisel, dem der Schwung ausging. Langsam und vorsichtig nahm er weiter Schub zurück. Wenn es wirklich sein musste, konnte er mit einem Triebwerk landen. Aber dazu kam es nicht, und einen Augenblick später wusste Penn, dass er überleben würde.
    »Verdammt«, stieß Menace aus. »Alles in Ordnung?«
    »Ja.« Penn war schweißnass. »Power?«
    Schweigen. »Schau nach unten. Steuerbord.«
    Penn blickte hinab. Da, so klein und fern, dass Penn nicht wagte zu blinzeln, um den Jäger nicht aus den Augen zu verlieren, stürzte ein winziger Punkt in die Tiefe, eine Spur aus dichtem, schwarzem Rauch nachziehend. Und dann schien es doch einen Gott zu geben, denn im nächsten Moment, als der ganze Schrecken dessen, was er da sah, über ihm zusammenschlug, verschluckten die Wolken den Punkt, und Samantha Will war verschwunden.
    Er konnte nicht mehr denken. Jetzt nicht. Aber viel, viel später sollte Penn ein Gedanke kommen: dass die Dracs keinen Furz um Präfektur I gaben. Dracs besetzten, Dracs zerstörten, Dracs eroberten. Dracs schwirrten nicht durch die Gegend wie Mücken an einem schwülen Sommerabend und verführten planetare Milizen dazu, sich selbst zu zerlegen. Die Dracs hatten etwas vor, das war sicher, aber es ging ihnen dabei nicht um Tsukude oder auch nur um Präfektur I. Penn hatte bloß ein kleines Problem bei dieser Theorie: keine Beweise.
    Noch etwas stand ihm bevor. Eine Untersuchungskommission würde die Ereignisse bei diesem Einsatz durchleuchten. Sie sollte Penn vom Vorwurf der Fahrlässigkeit freisprechen, allerdings erst nach zahllosen Wiederholungen des Desasters, das einer der Satelliten über Tsukude aufgezeichnet hatte. Und bei jeder Wiederholung sollte sich tief in Penns Herz ein Stachel hineinbohren.
    Aber all das lag noch in der Zukunft. Jetzt war Gegenwart, und in der Gegenwart drehten Penn und Menace ab. Und flogen heim.
    Conqueror's Pride, Proserpina Präfektur III, Republik der Sphäre
    20. November 3134 Beherrschung.
    Antonia Chinn blinzelte gegen den Schweiß an und packte das Shinai fester, richtete die Spitze an einer imaginären Linie aus, die auf die Kehle ihrer Gegnerin zeigte. Ja, genau, Beherrschung. Jetzt wäre schön, wenn ich welche hätte ... Sie war so wütend, dass sie das Bambusschwert am liebsten über dem Knie zerbrochen und als Feuerholz benutzt hätte. Aber sie dachte nicht daran aufzugeben, schon gar nicht vor dem Alten Meister, vor Otome Sensei, der reglos wie eine Statue an einer Seite des mit Tat-amimatten ausgelegten Dojo stand. Ein kleiner Mann in traditioneller Kleidung aus Keikogi und Hakama, einer weiten schwarzen Jacke und geschlitzter, rockähnlicher Hose, die an seine Knöchel reichte. Otome Senseis wettergegerbte Züge waren in Zanshin entspannt, in aufmerksamer Beobachtung.
    Chinn atmete aus, dann sog sie frischen Atem ein.
    Sie rümpfte die Nase beim Geruch alten, verschwitzten Leders, der aus dem Kinnpolster drang. Ihr Te-nugui, ein rotes Stirnband, war durchgeschwitzt. Ihr Keikogi klebte am Rücken. Im Bund der Hakama sammelte sich kalter Schweiß.
    Sie fragte sich, ob ihre Gegnerin
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