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Tochter des Drachen

Tochter des Drachen

Titel: Tochter des Drachen
Autoren: Ilsa J.Bick
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»Meine Güte, Marcus, du bist ein wahrer Lehnstuhlpsychologe ... Kannst du mir auch sagen, warum ich Katana deiner Ansicht nach lebend brauche?«
    »Weil du sie liebst. Das Töten ist für dich inzwischen beinahe nebensächlich geworden. Jetzt hörst du jedes Mal, wenn eine Frau um ihr Leben bettelt, Katanas Stimme. Jedes Mal, wenn du von einer Frau fantasierst, siehst du Katana, ist Katanas Körper unter deinen Händen. Sie hat dich eingefangen. All unsere Pläne sind Makulatur - weil du sie willst. Du liebst das Töten. Du liebst ihr Leiden. Und du liebst sie. Aber du hast ein echtes Problem. Früher oder später ...« Jetzt beugte sich Marcus vor und sprach voller Überzeugung. »Früher oder später musst du sie töten. Weißt du auch, warum? Dass du sie willst, bedeutet, dass die Macht bei ihr liegt, und nicht bei dir. Also muss Katana sterben - entweder sie oder du. Denn du bist der Tod, Jonathan. Und jeder, den du berührst, stirbt.«
    Später sollte sich Jonathan an jede seiner Gefühlsregungen in diesem Augenblick erinnern: Erstaunen, dann Wut und Erschrecken, und schließlich - Erleichterung. Es stimmte, Katana gehörte ihm. Sie waren füreinander bestimmt. All die Tabus waren zerplatzt. Er würde sie nehmen, sie besitzen und sie auch zerstören: millimeterweise, über einen sehr, sehr langen Zeitraum.
    Und dann fühlte er es, die Magie, die Sinnlichkeit ... das Klicken.
    Jonathan lachte heiser. »Du hast dich ja zu einem wahren Philosophen entwickelt.« Seine neue Rüstung quietschte leise, als er aufstand und den Helm aufsetzte. Er spürte, wie er einrastete, wie sich die Drucksiegel schlossen. Genau hinter Marcus lag die Tür, auf die er nun zuging. »Und in einem Punkt hast du völlig recht.«
    Marcus folgte ihm, drehte sich mit, um Jonathan im Auge zu behalten. »Und das wäre?«
    »Natürlich, dass ich das Töten liebe«, antwortete
    Jonathan fröhlich. »Pass auf.« Seine rechte Hand zuckte an Marcus' Hinterkopf, die linke packte sein Kinn, dann drückte er nach rechts und zog nach links, hart und abrupt. Er hörte ein lautes Knacken, dann ein Knirschen - wie ein Schritt auf Kies. Mit einem Seufzer klappte Marcus zusammen, bis sein Kopf auf den Knien lag, nach rechts verdreht. Die Augen waren geöffnet. Starrten ins Leere.
    Jede Nervenfaser Jonathans zitterte. Das Blut donnerte durch seine Adern. Er schaute auf Marcus hinab und sagte: »So ist es wirklich, Bruderherz.« Durch die Lautsprecher gefiltert, zischte seine Stimme und besaß ein seltsames, insektengleiches Surren. Das gefiel ihm, denn jetzt wusste Jonathan, dass er anders war, einzigartig - und nicht ganz menschlich. »Ich glaube wirklich, du hast da eine Entdeckung gemacht.«
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