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Tochter der Insel - Historischer Roman

Tochter der Insel - Historischer Roman

Titel: Tochter der Insel - Historischer Roman
Autoren: Jutta Oltmanns
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nicht ertragen kann.« Immo zögerte einen Augenblick, dann sagte er: »Es ist besser, du weißt es: Ich liebe dich!«
    Lea merkte, wie ihr die Tränen kamen. »Aber was ist mit Carlotta? Du liebst doch sie?«
    »Ich habe sie geliebt, aber diese Liebe war anders als die Gefühle, die ich für dich empfinde. Du hattest deinen Platz in meinem Herzen lange vor Carlotta, aber ich habe meine Gefühle für dich nie als Liebe angesehen. Doch nachdem du gegangen warst, änderte sich das. Den Abschied von Carlotta verschmerzte ich überraschend schnell, aber an dich musste ich immerzu denken. Lea, ich habe dich so sehr vermisst. Ich habe dich gesucht, doch du warst wie vom Erdboden verschluckt.
    Du ahnst nicht, wie verzweifelt ich war. Und dann kam dein Brief. Ich hoffte, dass du heimfinden würdest. Ich wollte dich nicht mit meiner Liebe erschrecken und habe daher auch nichts davon geschrieben. Alles sollte so sein wie immer, damit du ruhigen Herzens zurückkehren könntest.
    Und schließlich bist du gekommen. Ich dachte, das Glück wäre zum Greifen nah. Doch dann war alles anders. Dein Großvater, sein Vermögen, deine neue Unabhängigkeit, deine Arbeit für die Mannigfaltigkeit … Ich glaubte, all das würde uns trennen. Warum solltest du dein Leben auf Wangerooge an meiner Seite verbringen wollen, wenn dir in Italien alle Wege offenstehen?
    Deshalb habe ich auch geschwiegen und versucht gegen meine Liebe anzukämpfen. Ich wollte dir einfach nur ein guter Freund sein, doch es hat nicht geklappt, Lea. Meine Vernunft war nicht stark genug.« Er lächelte ihr schüchtern zu. »Lea, stoße mich nicht zurück. Wir waren uns einmal so nahe. Lass mich euch nach Italien begleiten.«
    Lea spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss und Hoffnung in ihr aufstieg.
    »Sag mir, dass ich nicht träume!«
    Er lächelte, aber Lea sah, dass seine Lippen bebten. »Ich wüsste nicht, wie ich ohne dich weiterleben sollte, und daher gehe ich da hin, wo du bist. Italien, Amerika – es ist mir ganz gleich. Du hast mich einmal geliebt und ich bin fest entschlossen, dich dazu zu bringen, es wieder zu tun.«
    Lea spürte, wie ihr vor Rührung die Knie weich wurden. Sie blinzelte gegen die aufgestiegenen Tränen an und starrte den Mann vor sich an. Er ließ die Arme sinken, streckte die Hand aus und wischte ihre Tränen fort. Lea lehnte sich gegen seine Hand, die sie liebevoll streichelte. Sie bildete sich das alles nicht ein! Sie war am Ziel!
    »Aber, das tue ich doch schon. Ich meine, dich lieben«, wisperte sie.
    »Wirklich? Nach allem, was geschehen ist?«
    »Ja, Immo. Daran hat sich nichts geändert. Während der Reise, in Amerika, in Italien – immer habe ich mich nach dir gesehnt.«
    Immo schaute sie lange an, ohne ein Wort zu sagen. Schließlich flüsterte er zärtlich: »Dann heirate mich, Lea.«
    Sie blickte in seine Augen und fand dort in jenem unverwechselbaren Blau dieselbe Liebe, die sie von Kind auf begleitet hatte. Dieser Mann hatte ihr Wärme gegeben, er hatte sie geliebt, ohne es zu wissen. Ganz langsam legte sich ein Strahlen über ihr Gesicht.
    »Ich tue es, aber nur unter einer Bedingung.«
    »Ja?«
    »Dass wir hier auf der Insel bleiben.«
    Er warf den Kopf in den Nacken und lachte glücklich. »Nichts, was ich lieber täte! Mein Gott, Lea. Warum mussten wir diesen Umweg gehen?«
    »Ach Immo. Damals wäre es zu früh gewesen. Erst als du glaubtest, mich verloren zu haben, hast du erkannt, wie wichtig ich dir bin. Diese Erfahrung musstest du wohl machen. Und ich habe so viel erlebt und gelernt. Über mich und über das Leben. Ich habe Menschen getroffen, die mir wichtig sind. Es war unser Schicksal, eine Weile getrennt zu sein, um zu erkennen, was wir einander bedeuten.«
    Immo zog sie behutsam an sich. »Es gibt niemanden, der mir so wichtig ist wie du!«
    Damals, vor unendlich langer Zeit am Strand von Wangerooge, hatte Lea sich um alles in der Welt gewünscht, dass Immo sie küssen möge. Jetzt, in diesem Moment, tat er es.
    Ein Sonnenstrahl fiel durch das Fenster. Lea streckte lachend eine Hand nach dem Lichtbündel aus. Sie hatten das Glück gefunden und würden es nicht wieder hergeben.

Epilog
    E s war eine wunderschöne Nacht. Eine Nacht wie Samt und Seide. Das Meer wirkte durchscheinend und schimmerte wie Perlmutt. Nur das Wellenrauschen und die vereinzelten Schreie schläfriger Vögel, die es vielleicht aufgeschreckt hatte, waren zu hören.
    Sie gingen durch die Dünen zur Brandung hinunter. Kein Mensch begegnete
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