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TITAN 8

TITAN 8

Titel: TITAN 8
Autoren: Heyne SF Classics
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Prinzen, dessen Kopf in ihrem Schoß ruhte und der, als er zum Abschied ein Glas Moti trank, zu ihr gesagt hatte:
    »Ist das nicht lustig, K’mell, daß du noch nicht einmal eine Person bist, aber dennoch der intelligenteste Mensch, den ich auf diesem Planeten je gesehen habe? Weißt du, daß mein Planet arm geworden ist, weil er mich hierher geschickt hat? Was für einen Nutzen werden wir je daraus ziehen können? Gar keinen, überhaupt keinen, tausendmal keinen. Aber jetzt betrachte dich. Wenn du die Regierungsgeschäfte der Erde bestimmen würdest, hätte ich bekommen, was mein Volk so dringend benötigt, und auch diese Welt würde reicher sein. Man nennt diesen Planeten die Heimat der Menschheit. Die Heimat der Menschheit, daß ich nicht lache! Die einzige nette Person hier ist eine weibliche Katze!«
    Er fuhr mit seinen Fingern über ihre Fesseln. Sie bewegte sich nicht. Auch das war ein Teil der Gastfreundschaft, und sie wußte um genug Möglichkeiten, um sich zu versichern, daß diese Gastfreundschaft nicht zu weit ging; für die Besucher von den Außenwelten gehörte sie zu den extra dafür geschaffenen Bequemlichkeiten, war vergleichbar mit einem weichen Stuhl in den Lobbies von Erdhafen oder einem Trinkbrunnen mit Geschmackstoffen angereichertem Wasser für Fremde, denen man das geschmacklose der Erde nicht zumuten konnte. Man erwartete nicht von ihr, daß sie Gefühle entwickelte oder auf solche einging. Hätte sie jemals einen Zwischenfall verursacht, so würde man sie schrecklich bestrafen, so wie man oft Tiere oder Untermenschen bestrafte, oder aber man würde sie (nach einer kurzen, formalen Befragung, der man überhaupt kein Gewicht beimaß), wie die Gesetze es verlangten und die Gepflogenheiten es erwarteten, zum Tode verurteilen.
    Sie hatte tausend Männer geküßt, vielleicht auch fünfzehnhundert. Sie hatte sie willkommen geheißen und ihre Beschwerden oder ihre kleinen Geheimnisse entgegengenommen, als sie wieder abreisten. Es war ein Lebensstil, der ihre Gefühle zutiefst ermüdete, aber ihrem Intellekt viele Anregungen gab. Manchmal mußte sie über die menschlichen Frauen mit ihrer Hochnäsigkeit und ihrem eingebildeten Getue lachen, und auch darüber, daß sie mehr über die Männer wußte, die zu den menschlichen Frauen gehörten, als diese je wissen würden.
    Einmal hatte eine Polizistin ihren Bericht über zwei Pioniere vom Neuen Mars überprüfen müssen. K’mell hatte die Aufgabe gehabt, einen sehr engen Kontakt mit den beiden zu pflegen. Als die Polizistin den Bericht durchgelesen hatte, blickte sie K’mell an, und ihr Gesicht verzerrte sich vor Eifersucht und prüder Wut.
    »Du nennst dich eine Katze? Katze?! – Du bist ein Schwein, eine Drecksau; du bist ein Tier. Du magst für die Erde arbeiten, aber komme ja nicht auf den Einfall, daß du so gut bist wie eine rassenreine Person, wie ein Mensch. Ich bin der Auffassung, daß die Instrumentalität ein Verbrechen begeht, wenn sie Monster wie dich wirkliche Menschen von den Außenwelten begrüßen läßt. Ich kann daran nichts ändern. Aber mag die Glocke selbst dir helfen, Mädchen, wenn du je einen echten Mann von der Erde berührst oder ihm auch nur nahe kommst, wenn du je bei einem solchen deine Tricks versuchst. Hast du mich verstanden?«
    »Ja, Madam«, hatte K’mell geantwortet. Bei sich selbst hatte sie gedacht: Diese Arme, sie weiß noch nicht einmal, wie man sich passende Kleider aussucht oder sein Haar vorteilhaft frisiert. Kein Wunder, daß sie etwas gegen jemanden hat, die es fertigbringt, hübsch auszuschaun.
    Vielleicht hatte die Polizistin angenommen, daß ihr unverborgener Haß K’mell schockieren würde. Aber das tat er nicht. Untermenschen waren Haß gewohnt, und er war nicht verletzender, wenn er unverborgen blieb, anstatt hinter Höflichkeiten versteckt und wirkend wie Gift. Untermenschen mußten damit leben.
    Aber jetzt hatte sich alles geändert.
    Sie hatte sich in Jestocost verliebt.
    Liebte er sie auch?
    Das war unmöglich. Nein, nicht ganz. Ungesetzlich, unwahrscheinlich, unpassend – ja, all dies, aber nicht unmöglich. Natürlich nahm er etwas von ihrer Liebe wahr.
    Aber er verriet sich durch nicht das noch so kleinste Zeichen.
    Menschen und Untermenschen hatten sich schon viele Male zuvor ineinander verliebt. Die Untermenschen wurden immer getötet, und die Menschen unterzog man einer Gehirnwäsche. Gesetze verboten diese Form der Liebe. Die Wissenschaftler der Menschen hatten die Untermenschen
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