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Titan 6

Titan 6

Titel: Titan 6
Autoren: Heyne SF Classics
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ein Wüstenwesen!« rief Leroy, der kleine Biologe der Expedition.
    »Hm? Weshalb?«
    »Er trinkt kein Wasser, er ‘at einen natürlichen Schutz gegen Sandstürme…«
    »Das beweist gar nichts. Nirgends auf diesem vertrockneten Brocken von Welt gibt’s überflüssiges Wasser. Für uns ist der gesamte Mars eine Wüste, oder nicht?« Nach einigen Augenblicken fuhr er fort: »Nun, als dieser Sandsturm vorbei war, hielt sich noch eine leichte Brise, die uns entgegenblies, aber keinen Sand mehr aufzuwirbeln vermochte. Plötzlich aber kamen seltsame Gegenstände von den Xanthus-Klippen heruntergetrieben – kleine, durchsichtige Kugeln, die verdammt wie gläserne Tennisbälle aussahen! Sie waren leicht – fast leicht genug, um selbst in dieser dünnen Atmosphäre zu schweben – und sie waren leer; ich hab’ jedenfalls etliche zerbrochen, und es kam nichts raus als ein übler Geruch. Ich fragte Tweel über die Dinger aus, aber er sagte nur immer ›Nein, nein, nein‹, und das hieß meiner Meinung nach, daß er nichts darüber wußte. So marschierten wir weiter auf Xanthus zu, während diese seltsamen Seifenblasen an uns vorbeikollerten. Tweel zeigte einmal auf eine der Kugeln und sagte ›Stein‹, aber ich war zu müde, um ihm das auszureden. Später kam ich darauf, was er gemeint hatte.
    Endlich erreichten wir den Fuß des Xanthus-Randwalls, und der Tag ging schon zu Ende. Ich beschloß, wenn möglich, auf dem Plateau zu übernachten; irgendwelche gefährlichen Wesen, überlegte ich, würden viel eher durch die Pflanzen des Mare Chronium streifen als durch die Sandwüste von Xanthus. Mir war zwar bisher noch nichts Gefährliches begegnet, mit Ausnahme des schwarzen Tentakelwesens, das Tweel gefangen hatte, und das ging anscheinend nicht auf Jagd, sondern lockte seine Opfer in Reichweite. Während ich schlief, konnte es mich wohl nicht anlocken, und Tweel schlief offenbar gar nicht, sondern saß die ganze Nacht geduldig herum. Ich fragte mich, wie es der Bestie gelungen war, Tweel überhaupt einzufangen, aber ich konnte mich ja nicht einfach erkundigen. Später fand ich es dann selbst heraus – es ist einfach teuflisch!
    Nun, wir suchten also am Fuß des Xanthus-Walls nach einer Stelle, wo man hinaufklettern konnte; ich zumindest – denn Tweel hätte leicht hinaufspringen können. Die Klippen waren nicht so hoch wie die von Thyle, nur zwanzig Meter vielleicht. Ich fand schließlich eine brauchbare Stelle und machte mich an die Kletterei – der auf den Rücken geschnallte Wassertank war dabei verdammt lästig, während er mich beim Gehen kaum störte. Ich fluchte gerade herzhaft, als ich ein Geräusch hörte, das ich zu kennen glaubte!
    Ihr wißt ja, wie trügerisch jeder Laut in dieser dünnen Luft sein kann. Ein Schuß klingt wie das Knallen eines Korkens. Dieses Geräusch war aber unverkennbar das Dröhnen einer Rakete, und tatsächlich, da flog unser zweites Düsenbeiboot, etwa fünfzehn Kilometer westlich, zwischen mir und der untergehenden Sonne.«
    »Das war ich«, erklärte Putz. »Ich suchte Sie.«
    »Ist mir auch klar gewesen, nur genützt hat’s mir wenig. Ich hing da in den Felsen und schrie und winkte mit einer Hand. Tweel sah das Boot ebenfalls und begann aufgeregt zu trillern und zu schnattern, sprang auf den Wall hinauf und hoch in die Luft. Sehr bald aber verschwand das Raketenboot nach Süden in die heraufziehende Nacht.
    Ich zog mich den Rest des Klippenwalls hinauf. Tweel fuchtelte immer noch herum und trillerte aufgeregt. Immer wieder schoß er hoch und landete mit dem Schnabel im Sand. Ich zeigte nach Süden und dann auf mich, worauf er ›Ja – ja – ja‹ sagte. Irgendwie kam mir jedoch vor, er glaubte, das fliegende Ding sei eine Art Verwandter von mir. Vielleicht habe ich seine Intelligenz damit unterschätzt; inzwischen bin ich fast sicher, daß es so war.
    Ich war schrecklich enttäuscht, daß man mich nicht bemerkt hatte. Da es schon recht kühl wurde, holte ich meinen Schlafsack hervor und kroch hinein. Tweel bohrte seinen Schnabel in den Sand, streckte seine Arme und Beine aus und sah dadurch einem dieser blattlosen Sträucher zum Verwechseln ähnlich. Ich glaube, er hat die ganze Nacht diese Haltung beibehalten.«
    »Schützende Mimikry«, stellte Leroy fest. »Seht ihr? Er ist ein richtiges Wüstenwesen.«
    »Am nächsten Morgen«, fuhr Jarvis fort, »brachen wir wieder auf. Wir waren noch keine hundert Meter weit gekommen, als ich etwas sehr Seltsames entdeckte. Ich möchte
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