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Titan 5

Titan 5

Titel: Titan 5
Autoren: Frederik Pohl
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Seitengang hinunter. Dann stellten seine Augen sich auf die Dunkelheit ein. Das Kino war spärlich besetzt; Stille herrschte. Er verspürte ein vages Unbehagen. Er schalt sich einen Narren und versicherte sich, daß das Gefühl nichts bedeute. Anscheinend hatte der kleine Mann noch nicht mit seinen Manipulationen angefangen. Dann sah er ihn. In der Mitte der dritten Reihe saß die kleine Gestalt in dem dicken Mantel.
    Cavanagh ging zu ihm – und zuckte zusammen, als auf der Leinwand ein wildes Gefecht ausbrach. Gewehre spien peitschende Blitze. Cavanagh erreichte den kleinen Mann – und verharrte mit einem Ruck. Seine Hand streckte sich aus, als bewege sie ein anderer.
    Die Banditen hatten angegriffen. Drukkers Gorillas konnten sich diese Mühe ersparen. Der kleine Mr. Stephens, dessen Kopf auf der Schulter ruhte, war tot.
     
    »So«, sagte Drukker, indem er sich an Cavanagh und Corry wandte, als sie die letzten Blitzlichter unterliefen und ihre Kabine betraten, »das ist wieder ganz unser Film, hm?« Er kicherte, als er sich in den Sessel senkte. »Dieser kleine Mr. Stephens hätte uns wirklich sehr zu schaffen machen können.«
    Corry strahlte vor Wohlgelauntheit. Auf ihn hatte die ganze Angelegenheit den seltsamen Effekt gehabt, daß sie seine paranoide Furcht verminderte. Die Tatsache, daß andere Leute gegen andere als ihn ebenfalls Intrigen zu betreiben pflegten, hatte in seinem Unterbewußtsein die Erkenntnis verankert, daß daher nicht alle gegen ihn intrigieren konnten.
    »Hmm-mm«, machte Cavanagh. Seit Mr. Stephens’ plötzlichem Tod waren zwei Wochen verstrichen; die Leichenschau hatte ein Herzversagen festgestellt. Cavanagh hatte unverzüglich ein neues Buch über den Schuldkomplex gekauft.
    Die Beleuchtung verdämmerte. Das übliche Lärmen einer Premiere verstummte allmählich. Cavanagh wappnete sich innerlich gegen die unvermeidliche Qual eines neuen Epos mit Boyd Corry.
    Wenigstens kann Corry sich in eine Rolle hineinsteigern, dachte er, weil ihm daran lag, sich das Schauspiel einigermaßen erträglich zu machen. Es schien fast so, als glaube Corry an die technikolorisierte Welt von Stucktürmchen und gepanzerten Rittern; er stolzierte einher und benahm sich ganz so, als sei er wirklich der Schwarze Prinz.
    Doch Corrys Mühe ging in der erneuten Wiederholung alter Auftritte unter. Genau daran lag es – an Corrys Gespreiztheit und gedoubelter Kraftmeierei –, daß seine Filme von vorn bis hinten unerträglich ausfielen.
    Wenn bloß…
    Er erstarrte. Auf der Leinwand setzte der Schwarze Prinz zum Sprung auf sein Pferd an. Aber er kam darauf nicht an. Er verfehlte den Steigbügel und fiel der Länge nach mit dem Gesicht in den Dreck. Aus dem Publikum erscholl plötzlich verblüfftes Kichern. Dann schwoll es zu einem allgemeinen Gelächter empor.
    Einen Moment lang verlor Cavanagh alle Fassung. War Mr. Stephens der falsche Mann gewesen? Hatte der kleine Mann lediglich einen Haufen von Lügen erzählt? Und dann begriff er…
    Was hatte der kleine Mann am letzten Nachmittag seines Lebens gesagt? Er würde die Presse informieren… daß noch niemand daran gedacht habe… und wenn jemand davon wisse…
    Nein, das konnte es nicht sein. Die Presse hatte nichts erfahren. Aber hatte er womöglich jemandem davon erzählt? Ja, das mußte es sein… er hatte es jemandem verraten… in demjenigen eine latent vorhandene Fähigkeit geweckt…
    Und dann begriff er die Wahrheit. Die Erkenntnis kam wie ein Schock.
    Er mußte hinaus. Ihn schwindelte. Sowohl Drukker als auch Corry starrten verbissen auf die Leinwand. Sie bemerkten es nicht, als er aufstand und zum Ausgang strebte.
    Denn er hatte erkannt, daß der kleine Mann mit seiner Bemerkung, man sei sich am Anfang der Sache nicht sicher, im Recht gewesen war; für einen Moment hatte er nicht verstanden – doch jetzt wußte er es mit Gewißheit.
    Mr. Stephens hatte jemanden eingeweiht…
    Ihn!
     
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Horst Pukallus

ALGIS BUDRYS
Abstieg
     
    Unauffällig in seiner Hälfte des Raums verborgen, die im Dunkeln lag, beobachtete Henry Walters, wie sich an seinem Teilhaber ähnliche Auflösungserscheinungen vollzogen wie an einem zwischen Schiff und Kai zerriebenem Tau. Der Anblick bot allen Anlaß zur Beunruhigung. Selbst wenn man die konkrete Bedeutung der Lage mißachtete – wenn man davon absah, daß Stephenson vielleicht um die Existenz der Spot-Dialog rang –, konnte Stephenson als Verkörperung all jener Menschen gelten,
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