Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 14

Titan 14

Titel: Titan 14
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
Anschließend griff er in die kleine Duschkabine und drehte den Knopf nach links. Zischend schoß ein nadelfeiner Strahl von kaltem Wasser hervor. Der Pilot sah Kurt mit ehrfürchtigen Augen an.
    »Wenn ich es nicht selbst gesehen hätte, würde ich es nicht glauben! Damit haben Sie sich zwei Antworten verdient.«
    Kurt warf noch einmal einen neugierigen Blick in die kleine Kammer. »Nun, zunächst einmal«, meinte er, »jetzt, wo ich das gerichtet habe – wozu gehört das?«
    Ozaki erklärte, und Kurts Gesicht nahm einen verwunderten Ausdruck an. Er kannte Maschinen, aber die Vorstellung, daß man sie zu etwas gebrauchen konnte, war für ihn neu.
    »Wenn ich das nicht gesehen hätte, ich hätte es nicht geglaubt!« sagte er langsam. Das würde etwas zu erzählen geben, wenn er nach Hause kam. Nach Hause! Das brachte ihn auf die nächste Frage.
    »Wie weit sind wir von der Garnison entfernt?« fragte er.
    Ozaki stellte schnell eine Kopfrechnung an.
    »Rund zwei Lichtsekunden«, sagte er.
    »Wie weit ist das in Kilometern?«
    Ozaki überlegte. »Rund sechshunderttausend. Ich kann es Ihnen genau ausrechnen, wenn Sie wollen.«
    Kurt schluckte. Kein Ort konnte so weit entfernt sein. Nicht einmal das Kaiserliche Hauptquartier! Er versuchte sich die Entfernung in Tagesmärschen vorzustellen, aber er merkte bald, daß das nicht ging. Denken genügte hier nicht. Er mußte mit eigenen Augen sehen, wo er war.
    »Wie kommt man hinaus?« fragte er.
    Ozaki deutete auf die Luftschleuse am hinteren Teil der Kabine. »Warum?«
    »Ich möchte ein paar Minuten hinaus, um mich zu orientieren.«
    Ozaki musterte ihn ungläubig. »Soll das ein Witz sein?« fragte er.
    Jetzt war Kurt an der Reihe, den anderen ungläubig anzustarren. »Das ist kein Witz. Ich versuche nur herauszufinden, wo ich bin, um zu wissen, in welche Richtung ich zurück muß.«
    »Das wird ein langer, kalter Weg«, lachte Ozaki und drückte den Knopf, der die Strahlungsschirme vor den Bullaugen zurückgleiten ließ. »Da, schauen Sie.«
    Kurt blickte ins Nichts hinaus, einem blau-schwarzen Abgrund mit winzigen, endlos fernen Lichtpunkten davor. Plötzlich kam er sich schrecklich einsam vor, verloren in einer Unendlichkeit ohne Grenzen. Es gab kein Unten und auch kein Oben mehr. Da war nur dieser winzige beleuchtete Raum mit nichts darunter. Das Bullauge begann sich vor seinen Augen zu drehen, und ein plötzlicher, seltsamer Schwindel überkam ihn. Er hatte das Gefühl, wenn er auch nur noch einen Augenblick lang in diesen schrecklichen Abgrund hinausblickte, würde er den Verstand verlieren. Er bedeckte die Augen mit den Händen und taumelte in die Mitte der Kabine zurück.
    Ozaki schob die Strahlenschirme wieder zu. »Erwischt einen beim ersten Mal ganz schön, wie?«
    Kurt hatte stets einen kleinen automatischen Kompaß im Kopf gehabt. Wohin er auch immer gegangen war, ganz gleich, wie weit er sich vom Wege entfernt hatte, dieser Kompaß hatte ihm stets den Weg nach Hause gezeigt. Und jetzt, zum erstenmal in seinem Leben, drehte sich die Nadel hilflos. Es war ein Gefühl, bei dem einem übel wurde. Er mußte sich orientieren.
    »In welcher Richtung liegt die Garnison?« bettelte er.
    Ozaki zuckte die Achseln. »Irgendwo dort drüben. Ich weiß nicht, von wo auf dem Planeten Sie gekommen sind. Ich habe Ihre Spur erst aufgenommen, als Sie im freien Weltraum waren.«
    »Wo drüben?« fragte Kurt.
    »Glauben Sie, Sie ertragen es, noch einmal hinzusehen?«
    Kurt riß sich zusammen und nickte. Der Pilot öffnete ein Seitenbullauge und deutete. Dort, scheinbar reglos in der schwarzen Leere des Weltalls, schwebte ein großer, grau-grüner Globus. Er gab für Kurt keinen Sinn. Der Satellit, der irgendwo links davon hing, hingegen, war etwas, das er begreifen konnte. Sein Gesicht war anders, die Details traten schärfer hervor, als er sie je zuvor gesehen hatte, aber diese Züge kannte er ebensogut wie die seinen. Nacht für Nacht, immer wenn er den Jagdtrupps als Kundschafter gedient hatte und am Abend am Lagerfeuer auf Schlaf wartete, hatte er zugesehen, wie diese silberne Kugel über ihm durch die Wolken ritt.
    Er wollte es nicht glauben, aber er mußte!
    Sein Gesicht war weiß und angespannt, als er sich wieder Ozaki zuwandte. Tausend scharfe, brennende Fragen kreisten chaotisch in seinem Bewußtsein.
    »Wo bin ich?« fragte er. »Wie bin ich hierher gekommen? Wer sind Sie? Wo kommen Sie her?«
    »Sie sind in einem Raumschiff«, sagte Ozaki, »einem Zwei-Mann-Aufklärer.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher