Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Timeout Statt Burnout

Timeout Statt Burnout

Titel: Timeout Statt Burnout
Autoren: Ruediger Standhardt , Cornelia Loehmer
Vom Netzwerk:
erledigen!«, »Ich kann es mir nicht erlauben, mir Zeit für mich zu nehmen, denn ich bin nicht abkömmlich!«
    Timeout-Tagebuch
    Erinnern Sie sich an eine Situation in Ihrem Leben, die Sie »aus der Bahn geworfen« hat und beantworten Sie folgende Fragen:
Welche Situation taucht vor meinem inneren Auge auf?
Was war mein erster Gedanke?
Welche Befürchtungen hatte ich, als mir klar wurde, dass ich meine geplanten Aufgaben nicht wahrnehmen kann?
Was ist von meinen Befürchtungen tatsächlich eingetreten?
    Menschen, die sich sehr anstrengen, alle Erwartungen im Außen zu erfüllen, weil sie sich für unersetzbar halten, erleben in Zeiten, in denen sie ungewollt nicht zur Verfügung stehen, dass es auch ohne sie weitergeht. Für viele ist dies eine überraschende Erkenntnis.
    Wir alle sind nicht so wichtig, wie wir denken. Dies gilt auch für den normalen Alltag. Wir haben jederzeit die Möglichkeit, aus der Außenorientierung auszusteigen, innezuhalten und uns uns selbst freundlich zuzuwenden. Nur so bekommen wir eine angemessene Distanz zu uns selbst, zu den Menschenum uns herum und unseren Aufgaben. Aus dem inneren Abstand – der gelassenen Distanz – kann der Perspektivwechsel stattfinden.
    Die Einladung zum Perspektivwechsel wird auf wunderbare Weise in einer indischen Geschichte beschrieben:
    Ein reicher alter Mann starb und hinterließ zwei Söhne. Nach dem Tod des Vaters lebten die Brüder eine Zeitlang weiter auf traditionelle indische Art in einer Großfamilie zusammen und führten einen gemeinsamen Haushalt. Doch dann brach Streit zwischen ihnen aus, und sie beschlossen, sich zu trennen und den gesamten Besitz untereinander zu teilen. Alles wurde zu gleichen Teilen aufgeteilt, und so war es bald geregelt. Nachdem sie jedoch bereits mit allem übereingekommen waren, fand man ein kleines Päckchen, das von ihrem Vater sorgfältig verborgen worden war. Sie öffneten es und fanden darin zwei Ringe. Der eine war mit einem wertvollen Diamanten besetzt, der andere war ein gewöhnlicher Silberring, nur ein paar Rupien wert.
    Als der ältere Bruder den Diamanten sah, entwickelte er Habgier in seinem Geist, und so erklärte er dem Jüngeren: »Mir scheint, dass dieser Ring nicht von unserem Vater selbst erworben wurde, er muss aus dem Erbe unserer Vorväter stammen, ein Familienerbstück. Deshalb verwahrte er ihn getrennt von seinem anderen Besitz. Und da er seit Generationen in unserer Familie aufbewahrt worden ist, sollte er auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben. Daher werde ich, als der Ältere, ihn behalten. Du nimmst den Silberring.«
    Der jüngere Bruder lächelte und sagte: »In Ordnung, sei glücklich mit demDiamantring, ich bin mit dem Silberring zufrieden.« Beide steckten sich ihre Ringe an den Finger und gingen ihrer Wege.
    Der jüngere Bruder dachte: »Es ist zu verstehen, dass mein Vater den Diamantring so sorgfältig aufbewahrt hat, er ist wertvoll. Aber warum hat er nur diesen gewöhnlichen Silberring aufgehoben?« Er begann, den Ring gründlich zu untersuchen, und entdeckte, dass einige Worte in das Metall eingraviert waren: »Auch dies wird sich einmal ändern.« »Oh, das ist das Mantra meines Vaters, sein heiliger Leitsatz: Auch dies wird sich einmal ändern!« Er steckte den Ring wieder zurück an seinen Finger.
    Beide Brüder durchlebten die Höhen und Tiefen des Lebens. Immer wenn der Frühling kam, geriet der ältere Bruder in ausgelassene Hochstimmung und verlor in seinem Glückstaumel die Ausgeglichenheit des Geistes. Wenn es Herbst oder gar Winter wurde, verfiel er in tiefe Depressionen und verlor wiederum seine geistige Ausgeglichenheit. Er wurde immer angespannter, und sein Blutdruck stieg. Da er nachts keinen Schlaf mehr fand, begann er Schlafmittel, Beruhigungsmittel und immer stärkere Drogen einzunehmen. Schließlich kam er an einen Punkt, wo er eine Elektroschock-Behandlung begann. Das war der Bruder mit dem Diamantring.
    Was den jüngeren Bruder mit dem Silberring betraf, der freute sich ebenfalls, wenn der Frühling kam; er versuchte nicht, vor ihm davonzulaufen. Er genoss ihn, aber er schaute dabei auf seinen Ring und entsann sich: »Auch dies wird sich einmal ändern.« Und wenn es sich dann änderte, konnte er darüber lächeln und sich sagen: »Nun, ich wusste, dass das nicht so bleiben würde. Jetzt hat sich wieder alles verändert, na wenn schon!« Wenn derHerbst oder Winter kam, schaute er wieder auf seinen Ring und erinnerte sich: »Auch dies wird sich einmal
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher