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Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)

Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)

Titel: Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
Autoren: Laura Newman
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Welch eine Freude, heute Abend Ihre Gesellschaft genießen zu dürfen.« Mrs. Fairchild fühlte sich offensichtlich ihres neu entdeckten Gentlemans beraubt und drängte ihn, endlich mit der Geschichte fortzufahren, indem sie wie wild mit ihrem Fächer herumfuchtelte.
    »Nun, wie ich schon sagte, waren meine Frau Lucile und ich also bei einem feierlichen Dinner zu Ehren von Kapitän Smith. Eigentlich ein großartiger Mann. Zu schade, dass seine letzte Überfahrt so enden musste. Es war der Abend des 14. April und die Stimmung war wirklich ganz hervorragend. Nachdem das Essen beendet war, zogen sich die Frauen zurück und wir Herren vergnügten uns mit oberflächlicher Plauderei bei Whiskey und Kartenspiel.« Spitzbübisch blinzelnd fügte er hinzu: »Hätte ich geahnt, wie diese Nacht enden würde, hätte ich beim Poker sicher mutiger gesetzt.« Er lachte laut auf und wir anderen stimmten, zustimmend nickend, mit ein. Doch dann wurde seine Miene plötzlich ernst.
    »Nach der Kollision mit dem Eisberg …«, er schwieg einige Sekunden, »wissen Sie, danach wollte noch niemand glauben, dass das Schiff tatsächlich sinken würde. Schließlich galt die Titanic als unsinkbar und es fühlte sich auch gar nicht gefährlich an. Die Musik spielte nach wie vor und einige Herren hielten sich noch immer, fröhlich und ausgelassen, in den Raucherräumen auf. Doch als sie anfingen, die ersten Boote fertig zu machen und Frauen und Kinder hineinluden, wurde auch dem letzten tapferen Mann klar, dass wir sinken würden.«
    »Oh mein Gott, wie furchtbar«, stieß Mrs. Fairchild aus. Ihr Mann brummte zustimmend. Ich war völlig gelähmt von seiner Erzählung. Wie oft trifft man schon einen Zeitzeugen der Titanic-Tragödie? Sicher, ich hatte den Kinofilm gesehen. Aber für Leonardo DiCaprio hatte ich noch nie etwas übrig und Kate wurde erst in ihren späteren Rollen besser. Doch es war etwas völlig anderes, hier im Speisesaal eines Schiffes der Zwanzigerjahre zu sitzen und einem Augenzeugen zu lauschen.
    »Ich vergewisserte mich, dass meine Frau und die Kinder sicher auf einem der Boote unterkamen. Es kam mir so vor, als wären nur Minuten vergangen, dabei waren es wohl ein oder zwei Stunden. Gegen zwei Uhr morgens befand ich mich in der Nähe der Offiziersunterkünfte, als ich sah, wie eine Gruppe von Männern auf eines der verbliebenen Faltboote zustürmte. Es befanden sich schon ein paar Frauen und Kinder darin. Die Männer begannen bereits, das Boot herunterzulassen. Plötzlich wurde mir klar, dass ich meine Familie nie wiedersehen würde, wenn ich das Boot ziehen ließ. Etikette hin oder her. Es packte mich wohl der Überlebensdrang und ich schwang mich im letzten Moment in das Boot. Ein weiterer Mann tat es mir gleich. In der Aufregung bemerkte ich es gar nicht, aber der Mann war Joseph Bruce Ismay, der Direktor der White Star Line.«
    »Nein? Tatsächlich?«, rief Mrs. Fairchild aus. Ich bemerkte schmunzelnd, dass sie sich gerade noch das Wort "Feigling" verkneifen konnte, als ihr bewusst wurde, dass Mr. Carter dann ebenso als Feigling dastände.
    Ich erinnerte mich an den Film vom James Cameron und dachte an die Szene, in der Mr. Ismay in eines der Boote sprang, um dem Untergang zu entgehen. Wie hieß noch dieser Schauspieler? Es wollte mir einfach nicht einfallen. Damals, im Fernsehsessel, an meinen Freund gekuschelt und in Sicherheit fand ich das Verhalten von Mr. Ismay auf jeden Fall falsch. Andererseits waren wir Frauen auf diesem Schiff klar im Vorteil gewesen, zumindest was das Überleben anging. Wäre ich ein Mann und befände mich auf einem riesigen, sinkenden Stahlkoloss, ich denke, ich würde ähnlich feige handeln. Immerhin war das Wasser eiskalt und die zahllosen Ertrinkenden schrien bereits um ihr Leben.
    »Er war an Planung und Bau der Titanic wesentlich beteiligt«, fuhr William fort. »Gerade er war über alle Maßen davon überzeugt, dass dieser Koloss unsinkbar war. Als wir uns dann von der Titanic entfernten, sprach niemand ein Wort. Die Schreie der im Wasser Verbliebenen waren ohrenbetäubend. Doch je mehr Zeit verging, desto stiller wurde es. Ich werde diese Stille nie vergessen.« Alle am Tisch schwiegen andachtsvoll, während die Kellner servierten.
    »Nachdem ich von der Carpathia an Deck genommen wurde, brach ich kurz in Panik aus, weil ich meine Frau und die Kinder nirgends entdecken konnte. Doch schließlich sah ich ihr Boot von der Reling aus auf uns zukommen.«
    »So ein Glück«, hörte ich mich
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