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Tim (German Edition)

Tim (German Edition)

Titel: Tim (German Edition)
Autoren: Tobias Jäger
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nächsten Morgen verabschiedeten, versprachen wir uns, in Verbindung zu bleiben.
    Wenige Tage später erhielt ich Tim‘s Brief, in dem er danach fragte, wann ich in Minneapolis ankommen würde. Meine Antwort war buchstäblich mein letzter Brief an Tim. Wir schrieben uns nie wieder Briefe.

Kapitel 72: Tim
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    Ich hatte Angst davor, Charlie‘s 40. Brief zu öffnen. Ich wusste, dass es total irrational war, aber es konnte alles mögliche darin stehen. Dass er sich in jemanden verliebt hat. Dass alles nur ein Scherz war. Dass er mich einfach nicht mehr liebte. Ich weiß, ich hatte keinerlei Grund, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, aber ich zögerte trotzdem.
    Ich wartete, bis Mom und Dad zuhause waren. Auch Carl, Carol und Tina waren da.
    »Setzt ihr euch zu mir«, bat ich.
    »Was ist los?«, fragte Mom.
    »Charlie‘s Brief ist heute gekommen.«
    »Was steht denn drin?«, fragte Dad.
    »Weiß ich noch nicht. Ich traue mich nicht, ihn aufzumachen.«
    »Warum nicht?«, fragte Tina.
    »Was, wenn darin steht, dass er nicht zu meinem Geburtstag kommen wird?«
    »Warum sollte er so etwas schreiben?«, fragte Tina.
    »Wie wahrscheinlich ist das?«, fragte Carl.
    »Unwahrscheinlich. Ich weiß, dass es total irrational ist. Ich habe aber trotzdem Angst.«
    »Brüderchen, bring es einfach hinter dich«, sagte Carl. »Oder soll ich?« Er griff nach meinem Brief.
    »Nein«, rief ich und zog den Brief von ihm weg.
    Tina rückte näher an mich heran und umarmte mich. »Nun mach schon«, drängte sie.
    Ich holte tief Luft und öffnete den Brief. Ich schloss die Augen und atmete noch einmal tief durch, bevor ich las, was Charlie geschrieben hatte. Dann brach ich in Tränen aus.
    »Was ist los?«, fragte Mom erschrocken.
    Auch die anderen sahen mich verwundert an. Ich gab Mom den Brief. Sie las ihn zwei Mal und schaute mich verwundert an.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Was steht drin?«, drängte Dad.
    Mom las den Brief laut vor:
Ankunft: 24. Januar, 16 Uhr. Ich erwarte ein großes Abendessen. Sag bitte deinen Eltern, dass ich dich ab dem 27. Januar in die Flitterwochen entführen werde, wenn alles so läuft wie erwartet.
Ich kann es kaum erwarten, dich zu sehen. Ich liebe dich über alles.
Dein Charlie
    Alle jubelten und umarmten mich.
    »Warum weinst du?«, fragte Mom.
    »Weil ich so unbeschreiblich glücklich bin«, war meine Antwort.
    Ich umarmte alle, ganz besonders jedoch Tina. Ohne sie hätte ich diese 40 Monate vermutlich nie überstanden. Ich war auf Wolke 7.

Kapitel 73: Charlie
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    Die nächsten zwei Wochen waren zäh wie Kaugummi und sie erschienen mir länger als die gesamten 40 Monate zuvor. Ich hatte nicht viel zu tun, außer um mich um mein Training zu kümmern.
    Da ich es als unangemessen empfand, mit einem Anhänger voll mit meinem Kram in Minneapolis vorzufahren, packte ich nur ein paar Sachen, die ich in den nächsten Wochen brauchen würde. Meinen Besitz in ein Lagerhaus zu bringen machte für mich ebenfalls keinen Sinn. Meine Miete zahlte ich bis Ende Februar und ich teilte meinem Vermieter mit, dass ich vor dem 1. März ausgezogen sein würde.
    Tim und ich würden nach Des Moines zurück fahren und meine Sachen zusammen packen müssen. So könnte er mein Apartment sehen, wie es die letzten 18 Monate für mich war. Ich hatte das Gefühl, dass ich so etwas mit ihm teilen konnte, das zwischen unserer letzten Begegnung und unserer gemeinsamen Zukunft lag.
    Am 23. Januar verabschiedete ich mich von meinem Schützenverein. Alle wünschten mir viel Glück für die Zukunft, waren aber noch weniger als ich davon überzeugt, dass ich es nach Peking schaffen würde.
    Montag, der 24. Januar 2005, war ein kalter, aber klarer Tag. Es war fast perfektes Winterwetter, als ich mich auf den Weg nach Minneapolis machte. Ich fuhr um 10:00 Uhr morgens los und hatte damit genug Zeit, um unterwegs zum Mittagessen anzuhalten. Ich wählte das selbe kleine Restaurant, in dem ich mich ein paar Monate zuvor mit Carl getroffen hatte. Wie schnell die Zeit verging. Ich dachte über unser Gespräch nach und musste lächeln.

    Ich erreichte Minneapolis um 15:00 Uhr und parkte ungefähr 2 Meilen von Tim‘s Haus entfernt. Ich blieb einfach in meinem Auto sitzen und gab mich meinen Tagträumen hin. Um 10 Minuten vor 4 legte ich die letzten 2 Meilen zurück. Ich parkte mein Auto direkt vor der Tür und ging die wenigen Schritte zur Haustür. Um Punkt 16:00 Uhr klingelte ich.

Kapitel 74: Tim
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    Mein Wecker klingelte auch am
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