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Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Titel: Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger
Autoren: Margaux Fragoso
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werden. Wurde sie dann aber doch. Manches ist halt Schicksal. Egal, Sie heißen Cassie, ja? Kommt das von Cassandra?«
    »Ja. Cassandra Jean. Den Namen hat mein Vater ausgesucht. Er rief mich immer Sandy.«
    »Hätten Sie was dagegen, wenn ich Sie auch Sandy nennen würde? Ich finde es wichtig, dass man die Verbindung zur Kindheit nicht verliert. Eigentlich ist die Kindheit die wichtigste Zeit.«
    »Ja, das stimmt. Nennen Sie mich ruhig Sandy.«
    »In der Schule musste ich ein kleines Gedicht lernen, das kann ich bis heute auswendig. Schon komisch, was wir alles behalten. Es geht so: ›Segen dir, du kleiner Mann, / ohne Schuh und braungebrannt, / aufgerollt das Hosenbein, / ein Liedchen auf den Lippen fein, / so leuchtend rot, blutrot bemalt / von Erdbeeren, genascht im Wald. / Durchs kecke Hütchen fällt das Licht / auf dein anmutiges Gesicht. / Mein Herz jubelt dir freudig zu, / denn ich lief auch einst ohne Schuh’.‹ Von John Greenleaf Whittier.«
    »Bravo!«, sagte Mommy. »Sie haben sich kein einziges Mal vertan.«
    Peter räusperte sich. »Was mir auch zustößt, ich versuche immer, diese Einstellung zu bewahren. Ich möchte meine Fröhlichkeit nicht verlieren. Hatten Sie auch schon mal das Gefühl, Sandy, dass Sie im Herzen ein kleines Mädchen geblieben sind, ganz gleich, was Sie als Erwachsene erleben? Ich kann Ihnen das ansehen.«
    Mommy errötete und überlegte, ehe sie antwortete. Sie senkte die Stimme; wahrscheinlich dachte sie, ich sei so mit dem Kaiman beschäftigt, dass ich nicht zuhörte. »Nun, wenn es danach geht, wie mein Mann mich behandelt, könnte ich genauso gut ein Kind sein. Er sagt immer, ich würde nichts richtig machen. Als ich klein war, übertrug mein Vater mir Aufgaben. Jeden Abend musste ich abwaschen, und mein Dad gab mir dafür einen Nickel.« Mit glühendem Gesicht sagte sie: »Ich war die Jüngste und der Liebling meines Vaters.«
    »Sie sahen damals bestimmt aus wie Shirley Temple.«
    »Dies ist ein Zoo, und du bist der Zoowärter!«, platzte es aus mir heraus.
    »Ja, so kann man das wohl sagen. Willst du noch mehr Tiere sehen?«
    »Ja!«
    »Auf dem Dachboden ist ein Meerschweinchen, das ich euch noch nicht gezeigt habe. Da oben ist das Zimmer von Miguel und Ricky. Und draußen sind noch ein paar Kaninchen, im Stall.«
    »Wo sind Miguel und Ricky denn heute?«, fragte Mommy. »Ich hatte gedacht, Margaux könnte mit ihnen spielen.«
    »Wahrscheinlich in der Spielhalle. Verpassen den schönen Sonnentag.«
    »Mit Inès?«
    »Nein, Inès kommt immer erst so gegen halb sechs von der Arbeit nach Hause. In letzter Zeit macht sie viele Überstunden. Sie bekommt zwar nichts dafür, aber sie wehrt sich nicht dagegen.« Peter verdrehte die Augen.
    »Ich will jetzt die Kaninchen sehen!« Ich nahm seine Hand. »Gehen wir?«
    »Na los!«
    Als ich davonhüpfte, hörte ich Peter sagen: »Ich finde es herrlich, wenn Kinder hüpfen. Hüpfen ist das Unschuldigste und Sorgloseste, was es gibt.«
    ***
    Als wir wieder zu Hause waren, ging ich in die Küche zum Telefon mit der Wählscheibe. »Komm, wir rufen Peter an und fragen ihn, wann wir ihn wieder besuchen können!«
    »Warte, ich gebe dir die Nummer. Du kannst ihn anrufen. Aber ich möchte nicht, dass es so aussieht, als könnten wir es kaum erwarten.« Am Telefon sagte ich: »Peter, können wir wieder zu dir kommen, es ist nicht höflich, wenn man direkt nachfragt, aber es war so toll bei dir, und es ist so lustig mit dir, das hat mir so viel Spaß gemacht, und ich habe Paws total gern, ich mag ihn unheimlich, und Wächter auch, obwohl er manchmal aussieht, als ob er schlechte Laune hätte, und die Kaninchen, die sind so weich, und ich mag ihre kleinen Schnuppernasen. Ich mag Peaches und Porridge! Ich möchte jeden Tag zu dir kommen, solange ich lebe!« Ich überlegte; meine Mutter sprach immer davon, wie wichtig Regelmäßigkeit sei. »Kannst du einen Wochenplan machen, wann wir dich besuchen dürfen?«
    Ich konnte nicht erklären, warum ich das Gefühl hatte, es sei in Ordnung, so forsch mit Peter zu sprechen; ich wusste es einfach.
    Peter lachte. »Wenn du etwas willst, dann bekommst du es auch, was? Gib mir mal deine Mutter!«
    Nach scheinbar unendlicher Zeit hörte ich, wie meine Mutter lachte und sagte: »Also gut, montags und freitags. Das passt uns gut. Mein Mann macht am Wochenende gerne Ausflüge mit uns, also geht das.« Sie überlegte. »Sie können sehr gut mit Kindern; Margaux hat wirklich einen Narren an Ihnen gefressen. Ach,
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