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Tiere essen

Tiere essen

Titel: Tiere essen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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erklärte ein amerikanischer Bundesstaat (Colorado) übliche Methoden der Massentierhaltung (Käfige für hochtragende Tiere und für Kälber) als ungesetzlich, und zwar als Ergebnis von Verhandlungen mit der Industrie und nicht von Kampagnen gegen die Industrie. Zum ersten Mal entschloss sich eine Supermarktkette (Whole Foods) zu einer systematischen und umfassenden Kennzeichnung von tierischen Produkten aus artgerechter Haltung. Und zum ersten Mal äußerte sich eine angesehene überregionale Zeitung (die New York Times )auf derMeinungsseite in einem Essay gegen die gesamte industrielle Viehzucht mit unter anderem folgenden Worten: »Tierhaltung ist zu Tierquälerei geworden«, und »Dung … ist zu toxischem Abfall geworden«.
    Als Celia Steele ihre ersten Masthähnchen auf engem Raum großzog, konnte sie nicht ahnen, welche Auswirkungen das haben würde. Als Charles Vantress rote Cornish und New Hampshires kreuzte und damit 1946 das »Chicken of Tomorrow« produzierte, den Urahn der heutigen Masthähnchen beziehungsweise Broiler, war nicht annähernd vorstellbar, wozu er da beitrug.
    Wir können uns nicht mit Unwissenheit herausreden, nur mit Gleichgültigkeit. Wer heute lebt, gehört zu den Generationen, die es inzwischen besser wissen. Wir haben die Last und die Gelegenheit, in einer Zeit zu leben, in der die Kritik an der Massentierhaltung ins allgemeine Bewusstsein gedrungen ist. Wir sind diejenigen, die man zu Recht fragen wird: Was habt ihr getan, als ihr die Wahrheit über das Essen von Tieren erfah ren habt?

3.
Die Wahrheit über das Essen von Tieren
    SEIT 2000 – als Temple Grandin über verbesserte Bedingungen in Schlachthäusern berichtete – gibt es beglaubigte Protokolle über Arbeiter, die Stangen als Baseballschläger benutzten, um kleine Truthähne durch die Luft zu schlagen, die auf Küken trampelten, um sie »platzen« zu sehen, die lahme Schweine mit Metallrohren verprügelten und Rinder bei vollem Bewusstsein zerlegten. Man muss gar nicht auf heimlich gedrehte Videos von Tierrechtsorganisationen zurückgreifen, um solche Gräueltaten zu sehen – weil es sie massenhaft gibt. Ich hätte mehrere Bücher – eine Enzyklopädie der Grausamkeiten – mit Zeugenaussagen von Arbeitern füllen können.
    Gail Eisnitz hat in ihrem Buch Slaughterhouse etwas Ähnliches wie eine solche Enzyklopädie geschaffen. Über einen Zeitraum von zehn Jahren hat sie dafür recherchiert und zahlreiche Interviews mit Arbeitern geführt, die zusammen über zwei Millionen Stunden an Schlachthoferfahrung vorweisen können; kein anderes Werk zu diesem Thema ist so aussagekräftig.
     
    Einmal war der Bolzenschussapparat den ganzen Tag kaputt, da haben sie ein Messer genommen und den noch stehenden Rindern den Hals am Kamm aufge schnitten. Da fallen die Rinder einfach um und zu cken. Und sie stechen Rindern ins Hinterteil, damit sie vorwärts gehen. Brechen ihnen die Schwänze. Schla gen sie ganz brutal … Und das Rind muht unablässig mit weit rausgestreckter Zunge.
    Es ist nicht leicht, darüber zu reden. Du stehst unter totalem Stress, dem ganzen Druck. Und es klingt rich tig gemein, aber ich habe ihnen den Elektro-Treibstab in die Augen gesteckt. Und ihn dort gelassen.
    Im Tötungsbereich, wo immer viel Blut fließt, macht einen der Blutgeruch ganz aggressiv. Wirklich. Du kriegst die Einstellung, dass wenn ein Schwein nach dir tritt, du es ihm heimzahlst. Eigentlich tötest du es ja schon, aber das reicht noch nicht. Es muss lei den … Du gehst hart ran, setzt ihm zu, schlägst ihm die Luftröhre kaputt, lässt es in seinem eigenen Blut ertrinken. Spaltest ihm die Nase. Da rennt also ein lebendes Schwein durch die Wanne. Es guckt zu mir hoch, und wenn ich grade den Job als Stecher habe, dann nehme ich das Messer und – krrrk – schneide ihm ein Auge raus, während es einfach dahockt. Und dann schreit das Schwein wie am Spieß. Einmal habe ich mein Messer genommen–e sist ziemlich scharf – und einem Schwein ein Stück von der Nase abgeschnit ten, als wär’s eine Scheibe Mortadella. Das Schwein ist ein paar Sekunden lang durchgedreht. Dann hat es bloß noch dagehockt und irgendwie dumm geguckt. Also nehme ich eine Handvoll Salz und reibe es ihm in die Nase. Da ist das Schwein richtig ausgeflippt und hat die Nase wie wild durch die Gegend geschüttelt.
    Ich hatte noch ein bisschen Salz auf der Hand – ich trug einen Gummihandschuh –, das drückte ich dem Schwein direkt in den Arsch. Das arme Vieh wusste
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