Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiefseeperle

Tiefseeperle

Titel: Tiefseeperle
Autoren: Tabea S. Mainberg
Vom Netzwerk:
spitz: „Könnten Sie bitte nur einen kurzen Blick auf meinem Laptop werfen? Ich muss mal wo hin!“
    „Gern!“, er lächelte sie an.
    „Aber nicht weglaufen!“
    Was war ihr denn da rausgerutscht? Oh je, ‚Boden, öffne dich!’, wie peinlich, dachte sie nur. ‚Ich habe eine Wassermelone getragen‘ - der Kultsatz von Baby aus Dirty Dancing - war ja dagegen noch cool.
    „Nein, keine Sorge“, antwortete er gelassen. Er nahm es wohl nicht persönlich oder fasste es als Scherz auf.
    „Aber Sie haben recht, man weiß ja nie, auf wen man so trifft …“, legte er dann doch noch nach.
    Sie schlängelte sich durch die Tischreihen und hoffte, dass sie nicht mit ihren Pumps umknickte. Sie knickte nie um, aber heute war ja alles möglich.
    Ganz deutlich spürte sie, wie sich sein Blick in ihren Rücken grub. Er starrte bestimmt auf ihren Po, der in ihren Jeans gut zur Geltung kam. Verheiratete Männer starrten sowieso immer eher Frauen hinterher, das hatte sie mal in einer Frauenzeitschrift gelesen.
    Auf der Toilette ließ sie sich kaltes Wasser über ihre Handgelenke laufen, benetzte ihren Nacken, schaute in den Spiegel, schüttelte den Kopf und murmelte laut: „Vic, was macht der Frühling gerade mit Dir?“ Dann atmete sie noch einmal tief durch und beschloss, sich nun wieder auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Ein verheirateter Mann war für sie keine Option. Aber irgendwie wollte es ihr einfach nicht gelingen.
     
    Genervt klappte sie den Laptop zu, was ihr unbekannter Tischnachbar zum Anlass nahm, sie anzusprechen.
    „Das schöne Wetter macht es schwer, sich auf die Arbeit zu konzentrieren!“, seine Stimme war angenehm und es klang nicht aufdringlich. Da sie ihm nicht anlasten konnte, dass er verheiratet war, bemühte sie sich, freundlich zu sein und antwortete:
    „Ja, wohl wahr.“ Gleichzeitig dachte sie jedoch ‘Wenn du wüsstest. DU bist unter anderem auch schuld daran.‘
    „Ich bin froh, dass ich solche Tage wirklich mittlerweile genießen kann, ein echtes Privileg.“
    „Das stimmt.“
    Meine Güte, was war sie einsilbig.
    „Entschuldigung, ich texte Sie hier zu … und Sie wollen Ihre Ruhe“, nahm er den Dialog weiter auf. Es sah so aus, als würde er sich zurückziehen.
    „Nein, nein, das ist schon in Ordnung. Sie haben ja vollkommen recht. Ich bin heute nur etwas abgelenkt“, warf sie versöhnlich ein.
    „Ja, ja der Frühling …“, ein sympathisches Lächeln umspielte seine Augen. Ein kleiner Wonneschauer durchströmte sie.
    „Ja, so kann man sagen.“
    Egal ob er nun eine Frau und zwei Kinder hatte, er war heiß. Ein bisschen flirten, was war da schon einzuwenden? Außerdem half es ihr, nicht die ganze Zeit an den Grafen denken zu müssen. Somit beschloss sie, dieses Geschenk des Himmels in Form eines Flirts anzunehmen und schaute ihn ein wenig kokett an.
    So plänkelten sie belanglos hin und her.
    „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt“, sagte er unvermittelt.
    „Maximilian von Bredow“.
    Victoria zog eine Augenbraue hoch. Schon wieder ein Adliger.
    „Victoria Du … ähmm Meyerhof.“
    Fast hätte sie sich wieder mit ihrem Künstlernamen vorgestellt, das passierte ihr so oft. Du Mont war eben viel präsenter als Meyerhof. 90 % ihres Lebens war sie Lady Du Mont, wen wunderte es da?
    „Ja, mit dem ‚von‘ können Sie schon manchmal geschlagen sein.“
    Er lachte, und seine weißen, geraden Zähne blitzten ihr entgegen.
    „Klar kann ich verstehen, bei Artgenossen wie Ferfried von Hohenzollern oder dem Pinkelprinzen kommt man nicht so gut weg.“
    „Schlimmer geht’s wohl nimmer.“
    „Doch, Frédéric Prinz von Anhalt nebst seiner adoptierten Brut.“
    Sie lachten. Es war eine ganz entspannte, aber auch eine leicht prickelnde Atmosphäre entstanden; und als er sie fragte, ob sie Lust auf einen Prosecco habe, waren die potenzielle Ehefrau und Kinder vergessen.
    „Du wohnst hier im Kiez?“, fragte er. Sie duzten sich in der Zwischenzeit.
    „Ja, schon seit Jahren.“
    „Ich will mir hier eine Wohnung kaufen. In der Bleibtreustraße, kennst du die?“
    Sie schluckte, natürlich kannte sie die Straße. Es war ihre Straße.
    „Ja durchaus. Sehr, sehr schön!“
    „Ich interessiere mich für ein ausgebautes Dachgeschoss. Ein Bekannter hat es zu verkaufen.“
    „Lässt sich sehr gut vermieten. Die Mietpreise sind hoch, und die Interessenten stehen Schlange. Ich bin froh, dass ich mittlerweile auch Eigentum habe“, führte sie aus und nippte an ihrem Prosecco.
    „Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher