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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee
Autoren: Clive Cussler
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gefährlichen Plan aufzugeben, verdrängte sie rasch.
    Glücklicherweise kamen weder Angst noch Panik bei ihr auf.
    Als es endlich sechs Uhr war und einer der stellvertretenden Vizepräsidenten die massiven Eingangstüren schloß und versperrte, rechnete sie rasch ihre Geldkassette ab und verschwand unauffällig in die Damentoilette, wo sie in der Sicherheit einer Kabine die Außenschicht des Klebestreifens von ihren Beinen ablöste und sie die Toilette hinunterspülte.
    Dann nahm sie die falschen Geldpäckchen, klebte sie auf den Klebestreifen und stampfte auf, um sich zu vergewissern, daß keines herunterfallen würde, wenn sie ging.
    Als sie sich davon überzeugt hatte, daß alles in Ordnung war, kam sie heraus und trödelte so lange in der Vorhalle, bis die anderen Kassierer ihre Bargeldladen im Tresor deponiert hatten und weggegangen waren. Sie brauchte nur zwei Minuten in der großen Stahlkammer allein zu sein, und diese zwei Minuten bekam sie.
    Sie zog rasch den Rock hoch und tauschte die präparierten Pakete gegen solche mit echten Geldscheinen um. Als sie den Tresor verließ und dem stellvertretenden Vizepräsidenten zulächelte, der sie mit einem Nicken durch eine Seitentür hinausließ, konnte sie kaum glauben, daß ihr Coup tatsächlich gelungen war.
    Sekunden, nachdem sie ihre Wohnung betreten hatte, zog sie den Rock aus, nahm die Geldpakete von ihren Beinen und zählte sie. Ihre Beute betrug einundfünfzigtausend Dollar.
    Das war bei weitem zu wenig.
    Eine Welle der bitteren Enttäuschung brandete in ihr auf. Sie brauchte mindestens das Doppelte, um außer Landes gehen und sich ein Minimum an Komfort leisten zu können, während sie den Löwenanteil durch Investitionen zu vermehren hoffte.
    Die Mühelosigkeit der Unternehmung hatte sie kühn gemacht.
    Sie fragte sich, ob sie es wagen würde, ihren Fischzug im Tresor zu wiederholen? Das Geld der Federal Reserve Bank war schon gezählt und würde erst am Mittwoch an die Zweigstellen der Bank verteilt werden.
    Morgen war Dienstag. Sie hatte noch einmal die Möglichkeit zuzuschlagen, bevor der Verlust entdeckt wurde.
    Warum nicht? Die Vorstellung, dieselbe Bank zweimal innerhalb von zwei Tagen zu berauben, erregte sie. Vielleicht fehlte es Arta Casilighio an dem nötigen Mut dazu, aber Estelle Wallace mußte man keineswegs dazu überreden.
    An diesem Abend kaufte sie in einem Trödlerladen einen großen, altmodischen Handkoffer und baute darin einen doppelten Boden ein. Sie verstaute darin das Geld zusammen mit ihren Kleidern und nahm ein Taxi zum Internationalen Flughafen von Los Angeles, wo sie den Koffer über Nacht in einem Schließfach verstaute und ein Ticket für die Dienstagabendmaschine nach San Francisco kaufte. Sie wickelte ihr unbenutztes Ticket für Montag abend in eine Zeitung und warf sie in einen Abfallkorb. Somit war alles Notwendige getan, und sie fuhr nach Hause und schlief wie ein Murmeltier.
    Der zweite Raub verlief ebenso glatt wie der erste. Drei Stunden, nachdem sie die Beverly Wilshire Bank zum letztenmal verlassen hatte, zählte sie das Geld in einem Hotel in San Francisco noch einmal. Der Gesamtbetrag machte nun einhundertachtundzwanzigtausend Dollar aus. Keine umwerfende Summe, wenn man die Inflation bedachte, aber mehr als ausreichend für ihre Bedürfnisse.
    Der nächste Schritt war verhältnismäßig einfach. Sie suchte die Zeitungen nach Schiffahrtsplänen ab und fand die
San Marino
, einen Frachter, der um halb sieben am nächsten Morgen mit dem Bestimmungshafen Auckland, Neuseeland, in See stach.
    Eine Stunde vor der Abfahrtszeit ging sie den Laufsteg hinauf.
    Der Kapitän meinte zwar, daß er nur selten Passagiere mitnähme, erklärte sich jedoch freundlicherweise bereit, sie für einen einvernehmlich ausgehandelten Fahrpreis an Bord zu nehmen, wobei Estelle annahm, daß das Geld in seiner Brieftasche und nicht in der Kasse der Schiffahrtsgesellschaft landen würde.
    ###
    Estelle trat über die Schwelle der Offiziersmesse und verharrte einen Augenblick lang, als sie sich den sechs Männern gegenübersah, die sie abschätzend musterten.
    Ihr kupferfarbenes Haar fiel auf ihre Schultern herab und paßte gut zu ihrem gebräunten Teint. Sie trug ein langes, glattes, rosa T-Shirt-Kleid, das ihre Figur an den richtigen Stellen betonte, mit einem weißen Elfenbeinarmband als einzigem Schmuck. Für die Offiziere war ihre schlichte Eleganz eine Sensation.
    Kapitän Irwin Masters, ein hochgewachsener Mann mit graumeliertem Haar, kam
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