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Tief

Tief

Titel: Tief
Autoren: Mike Croft
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harmlose Person. Baxter brachte lieber Kriminelle um.
    Die abgeschiedene Lage von Raasay war ebenfalls nicht zu seinem Vorteil. Hier konnte er unmöglich einfach untertauchen, nachdem er die Tat begangen hatte. In dieser ländlichen Abgeschiedenheit fiel ein Fremder immer auf. Als er die Fähre von Skye nahm und dann allein über die südliche Halbinsel marschierte, konnte er sich nur als Tourist tarnen – Wanderstiefel, Rucksack, Landkarte, Fernglas.
    Ally lächelte, als der Fremde auf die offene Haustür zukam.
    »Hi.«
    »Hallo, meine Liebe«, sagte Baxter. Er lächelte sie freundlich an. Wo war Theresa Rattigan?
    »Beobachten Sie Vögel?«
    »Nein, ich wandere«, erwiderte Baxter.
    Schweigend blickten sie einander an. Ally spürte auf einmal, dass ihr der Mann nicht gefiel.
    »Und, was kann ich für Sie tun?«
    Baxter lächelte wieder und ging einfach in das Cottage.
    »Wohnen Sie allein hier?«, fragte er.
    »Nein«, sagte Ally sofort. Langsam bekam sie Angst. »Nein, ich bin mit Freunden da. Sie kommen gleich wieder.«
    In diesem Moment kehrte Theresa von einem Spaziergang auf den Klippen zurück.
    »Hallo«, sagte sie fröhlich, ging sofort zum Fernseher und schaltete ihn ein. »Entschuldigung, ich möchte nur die neuesten Nachrichten über die Wale sehen.« Sie streckte Baxter die Hand entgegen. »Machen Sie hier Ferien? Ich bin Theresa«, sagte sie.
    »Ich weiß, wer Sie sind, Mrs Rattigan«, erwiderte Baxter und schüttelte ihr schlaff die Hand. Sein Blick gin von einer Frau zur anderen, und ihn verließ fast der Mut.
    »O Gott«, entfuhr es Theresa. »Mein Mann hat sie geschickt.«
    »So etwas weiß ich nicht«, erwiderte Baxter. Das waren Informationen, die er nicht brauchte. »Setzen Sie sich.« Er wies auf das Sofa.
    Die beiden Frauen blieben stehen.
    »Verschwinden Sie!«, knurrte Ally.
    Feindselig starrte sie Baxter an. Angst stieg in ihr auf, und sie hätte am liebsten geschrien. Trotz ihrer Verwirrung drangen jedoch die Worte aus dem Fernseher in ihr Bewusstsein. Sie konnte ihren Vater hören. »Das ist Daddy«, sagte sie unwillkürlich.
    Ihr Vater war im Fernsehen zu sehen, eine jämmerliche Gestalt.
    »Der Constable, den Mr Rattigan angegriffen hat, ist bewusstlos, vermutlich schwer verletzt«, sagte eine Stimme.
    Baxter, Theresa und Ally blickten zum Fernseher. Baxter hatte nicht gewusst, wer sein Auftraggeber war. So war es sicherer. Aber jetzt wusste er, dass es Rattigan war – und dass sein Klient ein Irrer war, den man in Gewahrsam genommen hatte.
    »Verschwinden Sie!«, sagte Ally noch einmal. Ihre Stimme klang drohend. Sie trat auf ihn zu.
    Baxter rückte seinen Rucksack zurecht. Sein Auftrag war überflüssig geworden.
    Er starrte die beiden Frauen an, drehte sich um, verließ das Cottage und ging den Weg hinunter. Ally ging an die Tür und blickte ihm nach, wie er in Richtung Inverarish verschwand. Theresa trat zu ihr und umarmte sie. Sie zitterten beide.
    »Wer ist das?«, fragte Ally. »Was wollte er?«
    »Denk nicht darüber nach«, bat Theresa. »Es ist jetzt vorbei, meine Kleine. Daddy ist erledigt. Wir sind in Sicherheit.«

5
    Ein Sea-King-Helikopter brummte schwerfällig über den Himmel. Die Rotoren peitschten die Luft. Ein paar Hundert Meter unter ihm glitzerte und schäumte der Atlantische Ozean. Dem Meer merkte man die Verletzung in seinen Tiefen nicht an. Die Insassen des Hubschraubers trugen Helme mit eingebauten Kopfhörern und Mikrofonen, sodass sie sich trotz des Lärms unterhalten konnten.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Roddy.
    »Ja.« Kates Stimme klang blechern durch die Sprechanlage. »Ich bin froh, endlich aus dem Sarg heraus zu sein.«
    Roddy nickte. Der Arzt und der Konteradmiral, die sie zurück nach Reykjavík begleiteten, waren in eine ernsthafte Diskussion vertieft.
    »Hey«, sagte Roddy schüchtern.
    »Ja?«
    »Das war ein wundervoller Bericht.«
    »Oh …« Sie errötete, wobei sie dankbar war, dass der Helm ihr Gesicht verbarg. »Danke.«
    Eine Weile schwiegen sie beide. Dann fragte Kate: »Roddy?«
    »Hmm?«
    »Warum hasst du die Presse eigentlich so sehr?«
    »Oh.« Roddy schloss die Augen und dachte nach; es war komisch, dass er während all der schrecklichen Dramen in den letzten Wochen so oft mit seiner Vergangenheit konfrontiert worden war. »Ich habe so viele schlechte Erfahrungen gemacht, wie du weißt. Aber eine war besonders schlimm. Ich weiß nicht … Vielleicht war das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Da habe ich
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