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Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman
Autoren: Moni
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bis sechs Uhr in der Tenne und nach der Disco bei einem Kumpel, als der Anruf kam. Von da bin ich direkt hergekommen.« Er fuhr sich mit einer Hand durch das verschwitzte Haar, das ihm schlaff am Kopf klebte.
    »Schon gut, warum sind Sie überhaupt hier?«, erkundigte sich Heiner.
    Kevin Wahlen zeigte hinter sich auf den Traktor, wo Wolfgang Schindler noch immer regungslos saß.
    »Morgen, Wolfgang. Ist alles klar mit dir?«, fragte Heiner. Die Männer kannten sich schon seit der Schulzeit.
    Wolfgang Schindler starrte weiter vor sich hin.
    »Wolfgang?«
    Keine Reaktion.
    »Warum also sind Sie hier?«, wandte sich Heiner abermals an Wahlen.
    »Ihre Frau deutete am Telefon an, sie sei nicht sicher, ob Sie kommen könnten, Sie hätten heute Nacht einen schweren Einsatz gehabt. Darum hat sie mich auf dem Handy alarmiert, und ich bin gleich hergefahren. Was ist denn passiert, Chef?«
    »Och, eine ortsinterne Angelegenheit, darum müssen Sie sich nicht kümmern, wenn Sie nur aushelfen, danke«, nuschelte Heiner verlegen. »Bleiben Sie mal bei Wolfgang und sagen Sie mir, wo die Leiche liegt!«
    Kevin Wahlen wies vor den Traktor, und Heiner ging am Traktor vorbei, der ihm die Sicht versperrte. Unmittelbar vor dem alten Hanomag lag eine männliche Leiche, das Gesicht nach unten, den linken Fuß mit dem schwarzen Lederschuh in einem unnatürlichen Winkel abstehend und platt wie ein Igel auf der Bundesstraße. Der Mann lag rechts vom Weg, aber sein linker Fuß ragte in die Fahrrinne. Er lag direkt vor der Leiter zum Hochsitz, auf dem Heiner schon oft mit dem alten Förster gesessen und auf Schwarzkittel geschossen hatte. Seit der Förster im Ruhestand war und der Hellersberger Forst von Hermeskeil aus mitverwaltet wurde, war das Revier ziemlich vernachlässigt worden. Auch der Hochsitz sah aus, als sei er normalerweise nicht mehr in Gebrauch, die Leiter war morsch und bemoost. Auf der siebten Sprosse war das Moos abgetreten, als sei jemand dort mit dem Fuß abgerutscht und gestürzt.
    Heiner ging zu dem Toten und wollte sich bücken, um ihn umzudrehen, als er merkte, dass sein Kreislauf solche Bewegungen bislang nicht zuließ. Sollte das mal sein junger Kollege machen. Er ging wieder am Traktor vorbei zu den beiden Männern.
    »Wolfgang, was ist passiert? Kennst du den Mann?«
    Wolfgang Schindler reagierte noch immer nicht. Heiner griff in seine Uniformjacke und tastete nach dem Flachmann, den er immer dabeihatte. Anscheinend hatte er ihn gestern Abend aber schon leer getrunken, die Flasche war leicht und gluckerte nicht, als er sie vorsichtig schüttelte.
    »Warten Sie, ich habe eine Dose Red Bull im Auto, vielleicht tut ihm das gut«, schlug Kevin Wahlen vor und lief zu seinem alten Golf.
    Schwerfällig hievte sich Heiner auf die Plattform des Anhängers und ließ sich neben Wolfgang Schindler nieder.
    Nun, da der junge Polizist nicht mehr wie ein Wachhund bei ihm stand, schien Wolfgang Schindler langsam zu erwachen.
    »Der lag einfach da«, brummelte Wolfgang. »Du musst mir glauben, Heiner, ich hab dem nichts getan. Der war schon tot. Der hat sich nicht gerührt.«
    »Schon gut, Wolfgang, erzähl mal, was geschehen ist.«
    »Ich muss doch mein Holz reinholen. Es hat die letzten Tage schon so viel geregnet, und ich muss das Holz ins Trockene bringen, damit ich es spalten kann. Also habe ich mich heute Morgen auf den Weg gemacht. Ich hatte gestern Abend so drei Bierchen getrunken oder vier, ich habe nicht mitgezählt. Seit wir diese Vogelflugschau in Kell haben, gibt es hier wieder einige Greifvögel. Einer der Habichte zog gerade seine Kreise über dem Wald, und ich habe nach ihm gesehen. Schließlich kenne ich meinen Wald wie meine Westentasche. Plötzlich ruckelte mein alter Hanomag, so als hätte ich etwas überfahren. Ich hab nach unten gesehen, und da lag er. Einfach so, mitten in meinem Wald. Aber der war schon tot, das versichere ich dir. Ich hab den nicht umgebracht, Heiner, das musst du mir glauben, ich nicht.« Dankbar nahm er die Dose, die Kevin Wahlen ihm geöffnet hinhielt, und schüttelte sich, als der Energy-Drink durch seine Kehle rann.
    »Pfui Teufel, so was trinkt ihr jungen Leute freiwillig?«
    »Es schmeckt nicht gut, aber es verleiht Flügel«, zitierte der Jungspund den Werbespruch und setzte die Dose selbst an.
    »Um wie viel Uhr war das?«, hakte Heiner nach.
    »Ich weiß es nicht, ich habe doch keine Uhr an.«
    »Aber Sie haben doch ein Handy«, warf der junge Polizist ein.
    »Stimmt, meine Frau hat
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