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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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noch ein bißchen Verstand übrig hätte, dann wäre ich jetzt in Australien. Diese blöde Frau hat alles schwierig gemacht. Wäre
viel besser, wenn ich hier alles stehen und liegenlassen würde.«
    Er stieß einen weiteren Stuhl um, weil es ihm guttat, dann schüttelte er Glassplitter in den Eimer.
    »Wer hat sich denn hier geprügelt?« wollte Seth wissen.
    Cam drehte sich um und blickte wütend auf den Jungen, der in der Tür stand. »Ich hab’ Phillip eine gelangt.«
    »Warum?«
    »Weil mir danach war.«
    Seth nickte, ging um die Pfütze herum und holte sich eine Cola aus dem Kühlschrank. »Wenn du ihm eine gelangt hast, warum blutest du dann?«
    »Vielleicht blute ich ja gerne.« Er wischte zu Ende auf, während der Junge dastand und ihm zusah. »Was fehlt dir denn?«
    »Mir fehlt nichts.«
    Cam schob den Eimer mit dem Fuß zur Seite. Das mindeste, was Phillip tun konnte, war, ihn zu leeren. Er ging zur Spüle und zog mißgelaunt kleine Glassplitter aus seinem Arm. Dann holte er den Whisky und ein Glas heraus, stellte einen Stuhl wieder auf und setzte sich. Er bemerkte, wie Seths Blick kurz auf der Flasche hängenblieb. Vorsichtig goß Cam zwei Fingerbreit Johnnie Walker ein. »Nicht jeder, der trinkt, wird betrunken«, sagte er. »Nicht jeder, der sich betrinkt – was ich vielleicht tun werde –, schlägt Kinder.«
    »Ich weiß nicht, warum das Zeug überhaupt einer trinkt.«
    Cam kippte den Whisky hinunter. »Weil wir schwach und dumm sind und weil es guttut.«
    »Gehst du nach Australien?«
    Cam goß sich noch einen Schluck ein. »Sieht nicht so aus.«
    »Mir ist es egal, ob du gehst. Mir ist völlig egal, wohin du gehst.« Die unterdrückte Wut in seiner Stimme überraschte sie beide. Seth wurde rot, er drehte sich um und lief hinaus.
    Verdammt noch mal, dachte Cam und schob den Whisky zur Seite. Er stieß den Stuhl zurück und erreichte die Tür, als Seth bereits über den Hof zum Wald flitzte.
    »Bleib stehen!« Als der Junge weiterlief, wurde Cam deutlicher. »Gottverdammt, ich sagte, bleib stehen!«
    Diesmal gehorchte Seth. Er drehte sich um, und beide starrten sich an.
    »Komm gefälligst wieder hierher. Sofort.«
    Seth kam mit geballten Fäusten und vorgerecktem Kinn. Sie wußten beide, daß er gar nicht weglaufen konnte. »Ich brauche dich nicht.«
    »Oh, natürlich nicht. Ich sollte dir eine langen, weil du so blöd bist. Alle sagen, du wärst ein kleines Genie, aber wenn du mich fragst, dann bist du ziemlich behämmert. Jetzt setz dich. Dahin«, fügte er hinzu und zeigte mit dem Finger auf die Stufen. »Und wenn du nicht endlich tust, was ich dir sage, kriegst du wirklich noch eine gelangt.«
    »Du jagst mir keine Angst ein«, sagte Seth, setzte sich aber.
    »Ich jage dir eine Riesenangst ein, und das ist der absolute Hammer für mich.« Cam setzte sich neben ihn und sah, wie der Welpe auf dem Bauch zu ihnen gekrochen kam. Und kleinen Hunden mache ich auch angst, dachte er angewidert. »Ich gehe nirgends hin«, begann er.
    »Ich hab’ doch gesagt, es ist mir egal.«
    »Fein, aber ich sage es dir trotzdem. Ich hatte ursprünglich mal daran gedacht, sobald sich alles eingespielt hätte. Ich redete mir ein, daß ich es tun würde. Nie hätte ich gedacht, daß ich hierher zurückkommen würde, um zu bleiben.«
    »Warum gehst du dann nicht?«
    Cam gab ihm einen leichten Klaps auf den Kopf. »Warum hältst du nicht mal die Klappe, bis ich gesagt habe, was ich sagen will?«
    Der harmlose Klaps und der ungeduldige Befehl trösteten Seth mehr als tausend Versprechungen.
    »Ich habe eingesehen, daß ich lange genug unterwegs
war. Es hat mir gefallen, aber jetzt habe ich es wohl so ziemlich ausgereizt. Sieht so aus, als hätte ich hier ein Zuhause, ein Geschäft und vielleicht auch eine Frau«, murmelte er und dachte an Anna.
    »Also bleibst du, um hier zu arbeiten und dich an ein Mädchen ranzumachen.«
    »Das sind sehr gute Gründe, um sich niederzulassen, und dann bist du noch da.« Cam lehnte sich zurück und stützte sich auf die Ellbogen. »Ich kann nicht behaupten, daß du mir zu Anfang viel bedeutet hättest. Du hast eine miese Einstellung, und du bist häßlich, aber du bist mir schnell ans Herz gewachsen.«
    Seth lachte fröhlich. »Du bist häßlicher.«
    »Ich bin größer. Also werde ich wohl hierbleiben, um zu sehen, ob du mit der Zeit hübscher wirst.«
    »Ich wollte nicht wirklich, daß du gehst«, sagte Seth nach einer Pause leise. Deutlicher konnte er seine Gefühle nicht in Worte
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