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Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)

Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)

Titel: Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)
Autoren: John Grisham
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Ort.
    Leider befand sich kein bekanntes Gesicht unter den Beamten.
    »Was habt ihr hier verloren?«, fragte der eine von ihnen bei Theos Ankunft, dem bronzefarbenen Namensschild nach ein gewisser Bard. »Lasst mich raten, ihr wollt mitsuchen«, fügte er sarkastisch hinzu.
    Theo hielt ihm die Hand hin. »Ich bin Theo Boone .« Er betonte seinen Nachnamen, in der Hoffnung, dass ihn einer der Beamten erkannte. Erfahrungsgemäß kannten die meisten Polizeibeamten die meisten Anwälte, und vielleicht wurde einem der Männer ja klar, dass Theos Eltern angesehene Anwälte waren. Aber es funktionierte nicht. Es gab einfach zu viele Juristen in Strattenburg.
    »Ja, Sir, wir wollen Sie bei der Suche nach April Finnemore unterstützen.« Theo blieb höflich und schenkte Officer Bard ein gewinnendes Zahnspangen-Lächeln.
    »Bist du der Anführer dieser Bande?«, fuhr Bard ihn an.
    Theo warf einen Blick auf den völlig eingeschüchterten Woody, der offenbar Angst hatte, ins Gefängnis gesteckt oder gar verprügelt zu werden. »Könnte man sagen«, erwiderte er.
    »Und wer hat euch um Hilfe gebeten?«
    »Niemand, aber April ist unsere Freundin, und wir machen uns Sorgen.« Theo versuchte, den richtigen Ton zu treffen. Er wollte respektvoll bleiben, war jedoch überzeugt, dass sie nichts Unrechtes taten.
    »Ist ja niedlich.« Bard grinste den anderen beiden Beamten zu. Er hielt Theo einen Handzettel unter die Nase. »Wer hat die gedruckt?«
    Das geht Sie gar nichts an, hätte Theo am liebsten gesagt, aber die Stimmung war schon angespannt genug. »Wir, heute in der Schule.«
    »Und das ist April?« Bard deutete auf das lächelnde Gesicht mitten auf dem Flyer.
    Nein, das ist ein anderes Mädchen, wäre es Theo fast herausgerutscht. Mit dem Bild wollen wir nämlich Verwirrung stiften, um die Suche zu erschweren.
    Aprils Gesicht war überall in den Lokalnachrichten zu sehen gewesen. Bard musste sie einfach erkannt haben.
    »Ja, das ist sie«, sagte Theo daher nur.
    »Und wer hat euch erlaubt, diese Zettel an öffentlichem Eigentum anzubringen?«
    »Niemand.«
    »Dir ist doch klar, dass das eine Ordnungswidrigkeit ist? Das weißt du, ja?« Bard sah wohl zu viel fern. Es schien ihm geradezu Spaß zu machen, den harten Cop zu spielen und die Jugendlichen einzuschüchtern.
    Justin und seine Gruppe waren mittlerweile ebenfalls eingetroffen und standen nun mit ihren Rädern schweigend hinter den anderen. Achtzehn Jugendliche, drei Polizeibeamte und mehrere Nachbarn, die herausfinden wollten, was los war.
    Theo hätte so tun können, als hätte er noch nie von Ordnungsrecht gehört, aber das brachte er nicht über sich.
    »Nein«, erwiderte er höflich. »Es ist keine Ordnungswidrigkeit, Flugblätter an Telefon- und Strommasten anzubringen. Ich bin extra heute Morgen in der Schule ins Internet gegangen und habe in der Stadtverordnung nachgesehen.«
    Officer Bard verschlug es die Sprache. Er war durchschaut. Seine beiden Kollegen wirkten belustigt und schienen nicht das geringste Mitleid mit ihm zu haben. Die Jugendlichen grinsten frech. Bard stand allein gegen alle.
    Theo war noch nicht fertig. »In der Stadtverordnung heißt es eindeutig, Plakate und Werbung für Politiker und Kandidaten für öffentliche Ämter müssen genehmigt werden. Ansonsten ist keine Erlaubnis erforderlich. Unsere Zettel sind zulässig, sofern wir sie innerhalb von zehn Tagen wieder abnehmen. So steht es in der Vorschrift.«
    »Werd bloß nicht frech!«, blaffte Bard. Er blähte den Brustkorb und legte tatsächlich eine Hand auf die Dienstwaffe.
    Theo entging das nicht, aber er hatte keine Angst. Bard versuchte, den abgebrühten Polizisten zu spielen, doch die Rolle lag ihm nicht so wirklich.
    Als einziges Kind von zwei Rechtsanwälten hatte Theo bereits ein gesundes Misstrauen gegen Menschen entwickelt, die sich für mächtiger als andere hielten– und das galt auch für Polizisten. Seine Eltern hatten ihm beigebracht, allen Erwachsenen mit Respekt zu begegnen, besonders wenn es sich um Autoritätspersonen handelte, sie hatten ihm aber auch ihre Wahrheitsliebe vermittelt. Wenn ein Mensch– ein Erwachsener, ein Jugendlicher, ein Kind– nicht ehrlich war, war es nicht richtig, sich darauf einzulassen.
    Alle sahen Theo erwartungsvoll an. Der schluckte. »Ich bin nicht frech. Und selbst wenn, wäre das nicht gegen das Gesetz.«
    Bard zückte Stift und Notizblock. »Wie heißt du?«
    Noch immer so wie vor drei Minuten, dachte Theo. »Theodore Boone«, sagte er
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