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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)
Autoren: Dani Aquitaine
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kurzer Sinn: Unsere Mutter war hier und ich habe ihr erzählt, du wolltest noch eine Runde um das Gelände laufen. Nur, damit du weißt, was du zu sagen hast, wenn du zu ihr gehst.“ Damit setzte sie sich und wandte sich wieder der Zeichnung zu, an der sie gearbeitet hatte, bevor ich hereingekommen war.
    „Danke“, wiederholte ich.
    „Schon recht.“
    Nachdem Polly wenig gesprächig war und ich die Glaubwürdigkeit meiner angeblichen Abendbeschäftigung nicht überstrapazieren wollte, beschloss ich, meinen Besuch bei Atalante nicht länger hinauszuzögern. Auf dem Gang blickte ich über das Geländer ins Atrium hinunter. Vorhin hatte ich meine Mutter nicht unter den Amazonen gesehen, die es sich dort bequem gemacht hatten und mit ihren Schwestern die gesunde Wiederkehr von ihrem Einsatz in Dangkulo zelebrierten. Auch jetzt konnte ich sie in der Menge nicht ausmachen. Ich vermutete sie in ihrem Zimmer und machte mich an den Aufstieg in den dritten Stock. Satzfetzen, die von unten an mein Ohr drangen, kündeten fröhlich und aufgeregt von erfolgreichen Gefechten und mir wurde mit jedem Schritt banger ums Herz, ob es meiner Mutter gut ging oder ob sie womöglich Verletzungen davongetragen und sich deswegen zurückgezogen hatte. Nein, das konnte nicht sein, so etwas hätte Polly mir nicht verschwiegen, auch wenn sie sauer auf mich war.
    Vorsichtig klopfte ich an.
    „Ja?“
    „Ich bin's. Ell.“
    „Komm herein.“
    Ich öffnete die Tür und fand meine Mutter auf dem Sofa sitzend vor, die Beine auf einen der Couchtische hochgelegt. Sie sah müde aus, lächelte mir aber entgegen und streckte die Arme nach mir aus. Ich umarmte sie zur Begrüßung und setzte mich neben sie. Einen kurzen Moment befürchtete ich, dass sie Louis irgendwie an mir riechen könnte, aber sie sagte nur: „Gut siehst du aus. Du hast Farbe im Gesicht bekommen.“
    Ob diese angebliche Farbigkeit meinem Rouge-Ersatz, der Aufregung des Abends oder dem Leuchten der Verliebtheit zu verdanken war, war mir nicht klar, aber ich wollte dringend das Thema wechseln. „Geht es dir gut? Wie war's in Dangkulo?“
    „Anstrengend war es, vor allem heute der lange Ritt. Und das Wetter war entsetzlich.“
    „Das Wetter?!“ Meine Mutter kam von der Schlacht und redete vom Wetter?
    „Viel zu kalt für die Jahreszeit. Wir haben wirklich Glück hier.“
    „Aber die Vatwaka …“, fing ich an, aber sie winkte ab.
    „Das war das geringste Problem“, behauptete sie.
    „Das heißt?“
    „Ich denke, wir konnten sie – also diejenigen, die überlebt haben – nachhaltig davon überzeugen, dass es keine gute Idee wäre, die Siedlung ein weiteres Mal zu überfallen. “
    Ich sah sie groß an. „Hast du jemanden getötet?“, fragte ich bang, auch wenn ich mich damit offenbar mal wieder als totale Warmduscherin outete, gemessen an dem Blick, mit dem mich Atalante bedachte und in dem ich nach Verständnis vergeblich suchte.
    „Gefangene wurden nicht gemacht“, teilte sie mir kühl mit. „Gerade dir muss ich wohl nicht erklären, dass es bei diesen Menschen keinen Sinn hat, einen Konflikt bei einem Brenn nesseltee auszudiskutieren.“
    Ich schluckte und schüttelte den Kopf. „Jedenfalls bin ich froh, dass dir nichts passiert ist.“
    Da war er wieder, dieser allzu selbstsichere Blick, der mich zugleich zu belächeln schien und den ich hasste, weil er mich so klein machte, so unwissend, so hilflos. „Du musst dir keine Sorgen um mich machen. Niemals.“
    „Ich werde es versuchen“, sagte ich knapp und stand auf, um mich zu verabschieden und wieder hinunterzugehen.
    „Warte.“ Atalante griff nach meiner Hand. „Bevor ich nach Dangkulo aufgebrochen bin, wolltest du etwas mit mir besprechen. Du meintest, es sei wichtig?“
    Ach du lieber Himmel … Ich hatte es nicht vergessen, aber inzwischen war so viel geschehen, dass ich, wie befürchtet, meine Argumentation nicht mehr hundertprozentig parat hatte.
    „Wir können auch die nächsten Tage reden“, schlug ich deshalb vor. „Du bist sicher müde.“
    „Ja, ein wenig. Aber ich möchte dich nicht immer vertrösten. Ich möchte mir mehr Zeit für dich nehmen.“ Das klang wie aus einem Erziehungsratgeber und ich fragte mich, ob die große Bibliothek auch solche Werke umfasste und ob Atalante sich nachts dorthin stahl, um heimlich in Erfahrung zu bringen, wie sie ihre Töchter am besten in Schach halten konnte. Und ich fragte mich, wieso sie genau jetzt mit so etwas ankam. Jetzt, wo mir noch nie gelegener
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